Religion und Gesellschaft

Brauchen moderne Gesellschaften Religionen? Wie steht es mit der Trennung von Staat und Religion? Und was bedeutet Religion für Nichtgläubige?

Trennung von Staat und Religion

In Europa ist die offizielle Maxime eine Trennung von Staat und Religion. Tatsächlich aber ist diese Trennung in vielen europäischen Ländern so strikt nicht und umstritten: Gegen Protest hat der Europäische Gerichtshof Kruzifixe in Schulen abgesegnet, Kopftücher werden mal begrüßt, mal verbannt; in Großbritannien toleriert man eine Art Scharia-Justiz, während anderorts der Verfassungsschutz dagegen vorgeht; ein behauptetes Erstarken des Islam wird von einigen als Integrationserleichterung verstanden, von anderen als Gefahr für eine christlich-jüdische Tradition des Staates gewertet.

"Es besteht keine Staatskirche."
Artikel 36 der Verfassung des Landes Brandenburg

"Die Freiheit des Gewissens, des Glaubens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich; ihre ungestörte Ausübung wird gewährleistet."
Artikel 13 der Verfassung des Landes Brandenburg

In Deutschland gibt es ein deutliches West-Ost-Gefälle im Verhältnis der Bevölkerung zur Religion. In den alten Bundesländern gehören viel mehr Menschen einer Religionsgemeinschaft an als in den neuen Ländern. Das hat auch historische Gründe. In der DDR erhob die Regierungspartei SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) einen alleinigen Anspruch auf die Macht. Kirchen und Religionen wurden aus dem öffentlichen Leben zurück gedrängt. Die SED übte Druck auf Mitglieder der Kirche aus und überwachte sie. So verlor die Religion nach und nach an Bedeutung.

Religion in Brandenburg

In Brandenburg hat Religion wenig Bedeutung. Rund 18,2 Prozent der Bevölkerung sind Mitglied in der evangelischen oder der katholischen Kirche.

Illustration eines Doms, einer Kirche von Anne Baier, ByeByeSea.com
© Anne Baier, ByeByeSea.com
Kurze Geschichte des märkischen Glaubens

Einen Rat zum Umgang mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen hat der Alte Fritz hinterlassen: »Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und Mus der fiscal nuhr das auge darauf haben, das keine der andern abruch Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Fasson Selich werden!«

Religion im Alltag

Im Alltag der meisten Brandenburger spielt Religion keine oder nur eine geringe Rolle. Nur wenige Gläubige leben ihren Glauben aktiv aus. Das heißt, sie gehen nicht regelmäßig in die Kirche, sie folgen auch nicht allen religiösen Vorschriften. Es gibt aber religiöses Leben im Land, das häufig gar nicht so sichtbar ist. Es kann als Zeichen gewertet werden, dass Christen, Juden, Muslime und Buddhisten friedlich nebeneinander leben.

Zuletzt gab es der Landeshauptstadt Potsdam eine breite, kontroverse öffentliche Diskussion im Zusammenhang mit einem geeigneten Gebetsraum für Geflüchtete muslimischen Glaubens. Auch der geeignete Platz für eine Synagoge wird noch gesucht.

Die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gesellschaft ist zur Zeit vor allem vor dem Hintergrund des internationalen Terrorismus und die Aufnahme vieler geflüchteter Menschen aus muslimisch geprägten Ländern in Deutschland aktuell geworden. Im Mittelpunkt steht dabei der Umgang mit dem Islamismus und dem Islam, wobei auch die Rolle der evangelischen und katholischen Kirchen in unserer Gesellschaft wieder auf den Prüfstand kommt und grundlegende Überlegungen aufgeworfen werden: Ist die Religion tatsächlich auf dem Vormarsch? Brauchen moderne Gesellschaften Religionen? Die Beantwortung dieser Fragen ist hochaktuell, denn sie hängen eng zusammen mit Fragen nach dem Stand unserer Demokratie und Antworten darauf, wie wir heute und in Zukunft zusammenleben wollen.

In Cottbus wurde 2015 die erste Synagoge im Land Brandenburg seit 1945 geöffnet. Dafür wurde eine evangelische Kirche umgewidmet.

Lesetipp

BLPB, Januar 2021 (zuerst veröffentlicht: Juni 2017)
 

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Kommentare

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Einen Artikel über die Religionszugehörigkeit im Land Brandenburg mit einem Zitat eines amerikanischen Präsidenten zu beginnen, zeugt von maximalem Desinteresse am Thema. Den Machern der Webseite sollte es doch möglich sein, regional passende Zitate zu finden.

Vielen Dank für Ihren Hinweis. Manchmal, wie in diesem Fall, ist es kein Desinteresse am Thema, sondern einfach ein anderer Blick auf die Dinge zum Zeitpunkt des Schreibens. Ihr Einwand hat eine weitere Perspektive eröffnet, der wir uns gern anschließen. Wir haben eine andere Quelle zu Rate gezogen. Gern können Sie uns auch eins Ihrer Lieblingszitate senden.
Mit den besten Grüßen Ihre Landeszentrale

Sie schreiben:
"Knapp 80 Prozent der Brandenburger gehören keiner Religion an. Das ist der letzte Platz in Deutschland – mit großem Abstand."
Welche Statistik verwenden Sie hier?
Ein Blick in die offizielle deutsche Seite www.bpb.de weist für 2018 folgende Zahlen aus:
Sachsen-Anhalt Religionszugehörigkeit (katholische und evangelische Kirche) 15,3 %, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg jeweils 18,2 %.
Also vom „letzten Platz“ und dann noch mit großem Abstand zu sprechen ist schlichtweg falsch.
Ich bitte Sie, Ihre Seite zu korrigieren und aktuell zu halten.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Bosdorf

Ein gesundes neues Jahr wünschen wir Ihnen. Vielen Dank für die Hinweise, wir haben den Beitrag aktualisiert. Unsere Quelle finden Sie direkt unter der Grafik, nun auch als direkte Verlinkung, den Link zur Seite der Bundeszentrale für politische Bildung haben wir als Tipp unter dem Beitrag eingefügt.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Landeszentrale

Die Begründung, im Land Brandenburg wäre die geringe Religiösität auf die SED-Herrschaft zurückzuführen, erscheint mir sehr holzschnittartig und undifferenziert. Wenn es so wäre, müßten ja die Zahlen der Religionszugehörigen seit 30 Jahren wieder ansteigen und nicht immer weiter fallen.

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