Mehr als Sand und Kiefern

Umweltschutz hat Brandenburgerinnen und Brandenburger schon in der DDR besonders umgetrieben. Drei Wochen vor der Wiedervereinigung beschloss die letzte DDR-Regierung ein Nationalparkprogramm, mit dem sie 4,5 Prozent des DDR-Territoriums unter Schutz stellte. Der Naturschutz im vereinigten Deutschland bekam dadurch einen Schub.

Der Umweltschutz hat oppositionelle Brandenburgerinnen und Brandenburger schon in der DDR besonders umgetrieben. Die Umweltverschmutzung war durch die Kohleöfen und veralteten Anlagen der Chemieproduktion mit bloßem Auge sichtbar. Drei Wochen vor der Wiedervereinigung beschloss die letzte DDR-Regierung in ihrer letzten Sitzung ein Nationalparkprogramm, mit dem sie 4,5 Prozent des DDR-Territoriums unter Schutz stellte. So sicherte sie die Bemühungen der Ehrenamtlichen rechtlich ab. Der Naturschutz im vereinigten Deutschland bekam dadurch einen Schub.

Brandenburg hat heute 15 Großschutzgebiete: Einen Nationalpark, drei Biosphärenreservate und elf Naturparke. Damit sind 41,9 % der Landschaft in Brandenburg Natur- und Landschaftsschutzgebiete. Die schwarze Waldohreule auf gelben Grund in einem Fünfeck ist in Brandenburg das Symbol für Naturschutz. Entwickelt wurde es von dem brandenburgischen Naturschützer Kurt Kretschmann und 1954 für die DDR verbindlich eingeführt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Symbol 1992 auch von der Bundesrepublik übernommen. Es gilt aber nicht in allen Bundesländern, denn es gibt insgesamt drei unterschiedliche Symbole in Deutschland. Neben der schwarzen Waldohreule sind das ein Seeadler umrahmt von einem grünen Dreieck und eine Eule umrandet von einem grünen Dreieck. 

Karte Großschutzgebiete
© LGB, © GeoBasis-DE/BKG 2020

Auf der Karte sind die Brandenburger Großschutzgebiete ausgewiesen.  (Hier als PDF) Während in Nationalparks die Natur vor menschlichen Eingriffen geschützt werden soll, bewahren Biosphärenreservate von Menschen geschaffene Kulturlandschaften. In Naturparks soll die Landschaft durch Nutzung wie nachhaltigen Tourismus erhalten werden. (Ausstellung "Wir sind Brandenburg")

Anna Maria Häring
© BLPB
Vorgestellt und nachgefragt

Umwelt und Nachhaltigkeit in Brandenburg

Professorin Anna Maria Häring von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde im Interview mit der Landeszentrale

Mehr als ein Drittel der Brandenburger Fläche ist von Wald bewachsen. Heute stehen dort meist Kiefern. Sie brauchen wenig Nährstoffe und wachsen schnell, können also schnell zu Holz verarbeitet werden. Weil in den letzten Jahren weniger Regen gefallen ist und die Sommer sehr heiß waren, hat es in Brandenburg deutschlandweit die meisten Waldbrände gegeben. Auslöser können Brandstiftung, unvorsichtige Erholungssuchende oder Blitzeinschläge sein.

38.000 ehrenamtliche und 1.900 hauptamtliche Feuerwehrleute löschen diese Feuer. Um die Brandenburger Wälder zu erhalten, sollen zukünftig mehr Laubbäume gepflanzt werden. So können sich Schädlinge wie der Borkenkäfer nicht mehr so gut ausbreiten und der Wald kann mehr Feuchtigkeit halten.

Weil der Tourismus ein starker Wirtschaftszweig geworden ist, zahlt sich der Naturschutz auch ökonomisch aus. 5,23 Millionen Gäste besuchten 2019 das Land Brandenburg.

Wald online
Wo die Buchen twittern
© rbb
Eine Brandenburger Buche twittert seit August 2019 über ihr Wohlbefinden. Messgeräte am Baum erheben, wieviel Wasser verdunstet, wie das Wasser durch den Baum fließt und ob der Baum wächst. Sie senden diese Informationen an das soziale Netzwerk Twitter. Die Buche steht auf der Versuchsfläche des Thünen-Instituts Eberswalde in Britz.

Pelzige Rückkehrer und Neubrandenburger

Die Brandenburger Natur ist heute Heimat für viele Wildtiere. Bis 1990 schränkten die Grenzanlagen die Wanderungen der Wildtiere ein. Noch heute machen Thüringer Mufflonschafe kurz vor dem ehemaligen Todesstreifen kehrt, statt ins nahegelegene Bayern zu ziehen. Wölfe, die es dennoch vor 1990 über die Ostgrenze der DDR schafften, waren nicht willkommen. Erst nach der Wiedervereinigung konnten sie sich wieder heimisch fühlen und wurden geschützt. Nach 1990 galten in Brandenburg schärfere Umweltschutzgesetzte für Wasser, Luft, Boden und gefährdete Arten. Deswegen vermehrten sich die Wildtiere stärker.

Während nach 1990 immer mehr Brandenburger in den Westen wanderten, nahmen Einwanderer aus dem Osten ihren Platz ein: Wölfe, Biber, Luchse, Wisente und zuletzt auch Elche. Die meisten dieser Tiere waren einmal in Brandenburg heimisch, bis die Menschen sie im letzten Jahrhundert ausrotteten. Luchse wurden in Brandenburg schon seit 1800 nicht mehr gesichtet.

Nicht alle Neu-Brandenburger gehören zu einheimischen Arten. Waschbären, Nutria, Marderhunde, Bisams sowie verschiedene Krebssorten siedelten sich neu in Brandenburg an und verbreiten sich schnell. Der Waschbär verdankte seine neue Heimat dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Bombardierung einer Pelztierzucht in Wolfshagen bei Strausberg entkamen einige Tiere und vermehrten sich seitdem.

Interessenausgleich zwischen Mensch und Tier durch Haupt- und Ehrenamtliche

Der Naturschutz lebt vom Ehrenamt. Ehrenamtlich Engagierte kümmern sich in Vereinen wie dem BUND um Fledermausquartiere, Alleebäume oder Krötenwanderungen, demonstrieren gegen Baumfällungen und bringen sich vor Ort in die Politik ein. Als Naturschutzbeiräte der Kreise und kreisfreien Städte können sie den Naturschutzbehörden Vorschläge machen, auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen und die Ziele des Naturschutzes in die Öffentlichkeit tragen.

Auch um Naturschutzgebiete zu betreuen, suchen die Naturschutzbehörden ehrenamtliche Helfer, die dort zum Beispiel Brutplätze kartieren oder Konflikten mit angrenzenden Landwirten entgegenwirken.

Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren setzen als Juniorranger Störe in der Oder aus.
© Milena Kreiling

Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren setzen als Juniorranger Störe in der Oder aus. Angeleitet werden sie dabei von hauptamtlichen Rangern vom Nationalpark Unteres Odertal.

Manche Probleme lassen sich aber nicht allein mit Ehrenamtlichen lösen. Wölfe reißen Weidetiere, Biber überschwemmen mit ihren Dämmen Äcker, Wisente und Elche gefährden Autofahrer. Je größer der Bestand dieser Tierarten wird, umso stärker überschneiden sich die Lebensräume von Mensch und Tier.

Um einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Artenvielfalt und den Bedürfnissen der menschlichen Brandenburgerinnen und Brandenburger zu finden, baut das Land ein Wildtiermanagement auf: Vom Land bezahlte Biber- und Wolfsbeauftragte, ehrenamtliche Berater und ein Wolfs- und Herdenschutzinformationszentrums in Groß Schönebeck sollen das friedliche Zusammenleben ermöglichen.

 

Kernzone in der Döberitzer Heide
© H.A.

Naturschutzgebiete und ihre
militärische Vorgeschichte

Mit der Gründung des preußischen Militärstaates bürgerte es sich in Brandenburg ein, die schönsten Wälder und grünsten Wiesen zu nutzen, um das Handwerk des Kämpfens und Tötens zu trainieren. Heute werden diese Orte in alternativen Reiseführern als Geheimtipps gehandelt.

BLPB, September 2020

 

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