
Der Held der Arbeit in seiner prototypischen Verkörperung durch den Bergmann Adolf Hennecke galt als hegemoniales Männlichkeitsideal in der frühen DDR. Doch diese heroisierte, ideologisch aufgeladene Männlichkeitskonstruktion verlor bereits ab den 1970er-Jahren an Geltungskraft. Fast unbemerkt trat der zärtliche Vater als alternative Männlichkeitskonstruktion an seine Seite und gewann in den 1980er-Jahren an Format.
Der Vortrag zeichnet diese Entwicklung nach und fragt, inwieweit die Figur des zärtlichen Vaters mit dem neuen Vater, einer Diskursfigur, die ab den 1980er-Jahren in Westdeutschland entstand, korrespondiert. Entfaltet wird die These, dass sich Vaterschaftskonzepte und Vaterschaftspraxen in Ost- und Westdeutschland auch zwanzig Jahre nach der Vereinigung beider deutscher Teilstaaten erheblich unterscheiden.
Gast: PD Dr. Sylka Scholz, Technische Universität Dresden
Moderation: Sandra Matthäus und Daniel Kubiak, Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
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KommentierenRammstein
Hat es die Friedliche Revolution in der DDR auch deshalb gegeben, weil die Männer, die an deren Spitze standen, bis zum Schluss an einem überkommenen Männerbild hingen, das im Gegensatz zu den modernen Enwicklungen um sie herum stand? Ja, meinte Sylka Scholz, die Referentin des gestrigen Abends.
Das Publikum, das die DDR zumeist aus der eigenen Lebenspraxis kannte, dort groß geworden ist, gearbeitet und gelebt hat, nahm es mit einiger Verwunderung zur Kenntnis. Männliche Helden, wie der Bergarbeiter Adolf Hennecke, die der Staat als Mythos aufgebaut habe, seien auch als staatliche Konstrukte erkannt worden. Gelacht habe man darüber, so eine Zuhörerin.
Die interessanteste Frage des Abends blieb leider gänzlich unbeantwortet: Wie bewertet die DDR-Männlichkeitsforschung eigentlich Männer wie Richard Kruspe, den Leadgitarristen der Band Rammstein, der in der DDR groß geworden und heute international erfolgreich ist?
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