Brandenburg geht es gut. Seit der Friedlichen Revolution vor 25 Jahren hat sich viel getan. Viele Menschen sind erwerbstätig, haben den Transformationsprozess konstruktiv gestaltet und gemeistert. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannt die öffentlichen Haushalte. Eine neue Generation ist herangewachsen. Gleichzeitig erschüttern zahlreiche Kriege die Welt. Menschen flüchten vor Gewalt, Hunger und Menschenrechtsverletzungen nach Europa, Deutschland und auch nach Brandenburg. Das Wort „Willkommenskultur“ ist in aller Munde und bestimmt die Debatten vor Ort. Momentan überraschen die mehrheitlich offenen Herzen und Arme der Brandenburger, die Fremdenhass in die Ecke stellen.
Auf der Podiumsdiskussion sollen deshalb folgende Fragen debattiert werden: Wie ist die Lage in den Regionen? Welcher Rahmenbedingungen bedarf es vor Ort? Welche Strukturen des Handelns sind sinnvoll und wie sind die Herausforderungen der Zukunft?
Gäste:
- Alfred Roos, RAA Brandenburg
- Kay Wendel, Flüchtlingsrat Brandenburg
- Inka Thunecke, Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg
- Kathrin Ollroge, Künstlerin „Raum für Gedanken“
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Kommentare
KommentierenBrandenburg diskutiert über Asyl-Unterkünfte
[...]"Über das Wie-und-wohin gibt es heftige Kontroversen, wie am Mittwochabend eine Diskussion der Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam bewies. Kay Wendel, Experte für Unterbringung beim Flüchtlingsrat Brandenburg, warf den Landkreisen vor, das Ziel dezentraler Unterkünfte nicht mit dem nötigen Ernst zu verfolgen. „Abgelegene Massenunterkünfte gilt es zu verhindern“, sagte er mit Blick auf Pläne wie das neue Containerdorf in Dallgow-Döberitz (Havelland) mit 400 Plätzen oder die Herrichtung einer verfallenen einstigen Luftwaffenkaserne in einem Wald bei Ladeburg (Barnim) für 670 Flüchtlinge.
Viele Landräte stünden für die Botschaft: „Wir können über alles reden, aber nicht über die Standorte.“ Das aber verpeste das gesellschaftliche Klima – zum Leidwesen der Flüchtlinge. „Wenn es keine Bürgerbeteiligung gibt, erzeugt das Missmut“, sagte Wendel. Er forderte, engagierte Bürger vor Ort fest in Steuerungsausschüssen bei Flüchtlingsfragen zu beteiligen."[...]
Aus dem Kommentar in der MAZ vom 4.06.15
Willkommen in Brandenburg?
Wie sieht sie aus, die Willkommenskultur für Flüchtlinge und Asylsuchende in Brandenburg? In jedem Fall anders als in den 1990er Jahren, als Gewalt das Klima gegen alles Fremde prägte, so ein Fazit der Veranstaltung.
Brandenburg präsentiert sich heute als weltoffenes, tolerantes Land mit zahlreichen ehrenamtlichen Willkommensinitativen. 87 Gruppen haben die Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) in Brandenburg zuletzt gezählt.
Bei 14.000 Flüchtlingen, die nach jüngsten Prognosen für Brandenburg 2015 erwartet werden, besteht jedoch weiterer Handlungsbedarf, und das nicht nur auf der Ebene des Ehrenamts. Der Umgang mit Flüchtlingen in Behörden und öffentlichen Verwaltungen sei längst noch nicht überall so, dass sich Flüchtlinge und auch Helfer willkommen fühlten. Kommunen benötigten nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Verständnis für die konkrete Situation in der Region. Gesprächsbedarf besteht auch zwischen ehrenamtlichen und staatlichen "professionellen" Akteuren, die vor Ort oft mit unterschiedlichen Methoden aufeinandertreffen. Herausgehoben wurde die Vorbildrolle von Brandenburg in einzelnen Bereichen, wie beim Angebot von Deutschkursen für Flüchtlinge von Anfang an, um zu verdeutlichen, wie viel möglich ist, wenn die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schafft.
Am Ende der über zweistündigen Diskussion stand die Erkenntnis, dass das Land auf vielen Ebenen intensiv dabei ist, Willkommensstrukturen zu schaffen, die die Entwicklung einer nachhaltigen Willkommenskultur ermöglichen. Viel wird dabei davon abhängen, so das wohl grundlegendste Ergebnis der Diskussion, inwieweit es gelingt, die heterogene brandenburgische Akteurslandschaft anzusprechen. Momentan sind nach Einschätzung des Flüchtlingsrates Brandenburg etwa ein Drittel der Bevölkerung für eine Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern, ein Drittel dagegen und ein weiteres Drittel unentschieden. Die Landeszentrale wird diesen Prozess mit weiteren Diskussionsangeboten begleiten.
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