Im Laufe der letzten Jahre hat es vielfältige pädagogische Anstrengungen gegeben, fremdenfeindlichen und rechtsextremistischen Tendenzen unter jungen Menschen vorzubeugen und zu begegnen. Dazu zählen bildungspolitische Maßnahmen, zivilgesellschaftliche Ansätze und Beratungsarbeit. Eher rar sind Ansätze, die unmittelbar mit jugendlichen „Tätern““ arbeiten und in „„Zwangskontexten““ angesiedelt sind. Einerseits dürfte unstrittig sein, dass auch in diesen Zusammenhängen mit rechtsextremistisch orientierten und gewaltbereiten Jugendlichen gearbeitet werden muss. Andererseits gibt es wenige Vorstellungen darüber, wie wirkungsvoll Präventions- und Interventionsstrategien mit diesen Jugendlichen (noch) sein können. Was sind angemessene Konzepte? In welchem Verhältnis stehen Konfrontation, Repression, Zuwendung, Verstehens-Arbeit und Aufklärung? Wie lassen sich emotionale und inhaltliche Bildung verbinden, wie soziales Training mit moralischem Lernen? Ist es die Frage eines ausgefeilten methodischen Repertoires? Was bedeutet Beziehungsarbeit in dem Zusammenhang?
2002 wurde im Jugendvollzug des Landes Brandenburg mit einem Projekt begonnen, das sich mit rechtsextremistisch orientierten Gewaltstraftätern befasst. Ausgeweitet wurde die Arbeit inzwischen auf den Jugendvollzug in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Ein weiteres Projekt schließt sich inzwischen an und bietet Angebote nach der Haft-Entlassung.
Von Beginn an wurde die Arbeit evaluiert. Zwischenergebnisse fanden ihren Niederschlag in konzeptionelle Veränderungen. Forschung und Praxis standen mithin in unmittelbarem Zusammenhang.
Offensichtlich wurde, dass die Erfahrungen aus den Projekten sich nicht auf das Feld des Vollzugs und institutionelle Zwangs-Situationen beschränken. Sie reichen in ihrer Be-deutung weit darüber hinaus.
Ausgehend von diesen Projekten will sich die Tagung besonders Methoden und Ansätzen widmen, die sich im Vollzug wie überhaupt im Kontext von Strafverfahren mit Jugendlichen auseinandersetzen, die Gewaltstraftaten begangen haben und zu fremdenfeindlichen und rechtsextremistischen Orientierungen neigen. Ihnen gegenüber gestellt werden Ergebnisse der Forschung und Bildungsarbeit.
Es scheint jetzt schon deutlich: Dringend gefordert sind hier Arbeitsbündnisse und eine dichte Zusammenarbeit auch oder gerade in Feldern institutioneller Zwangskontexte.
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Programm
Donnerstag, den 10. November 2005
10:00 Uhr
Begrüßung
Ministerin Beate Blechinger
Justizministerin des Landes Brandenburg
Thomas Krüger
Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung
10:30 Uhr
Präventionsarbeit im (Jugend-) Strafvollzug –Ein Überblick
Dr. Philipp Walkenhorst, Universität Dortmund
11:30 Uhr
Ansätze der Jugend- und Bildungsarbeit zumUmgang mit gewaltbereiten und rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen
Prof. Dr. Benno Hafeneger, Universität Marburg
Anschließende Diskussion
Moderation: Dr. Detlef Horn-Wagner
13:00 Uhr
Mittagspause
14:00 Uhr
Das „A.H.G.A.-Programm: Abschied von Hass und Gewalt – Präventionsarbeit im Jugendstrafvollzug“
Judy Korn, Helmut Heitmann, Archiv der Jugendkulturen e. V.
Prof. Dr. Helmut Lukas, Fachhochschule Erfurt
15:30 Uhr
Kaffee
16:00 Uhr
Forum 1
Das „A.H.G.A.-Programm Abschied von Hass und Gewalt – Präventionsarbeit im Jugendstrafvollzug“
Thomas Mücke, Dr. Peter Steger, Archiv der Jugendkulturen e. V. / Sportjugend Berlin
Forum 2
Das AntiAgressionsTraining
Dr. Stefan Schanzenbächer, Caritasverband für das Erzbistum Berlin
Forum 3
Sozialkognitives Einzeltraining „DENKZEIT“
Rebecca Friedmann, DENKZEIT-Gesellschaft e. V.
Forum 4
Erfahrungen aus einem Aussteiger-Programm
Stefan Müller, Aussteigerhilfe Niedersachsen
Forum 5
Möglichkeiten der Gedenkstättenpädagogik mit sozial benachteiligten Jugendlichen
Henry Lehmann, „Für die Zukunft lernen“ Verein zur Erhaltung derKinderbaracke Auschwitz-Birkenau e.V.
Forum 6
Demokratische Partizipation fördern: Der Just Community-Ansatz
Ulrich Waschek, JVA Adelsheim
Dr. Hansjörg Sutter, Universität Heidelberg
17:30 Uhr
Wiederholung der Foren – Option des Wechselns in ein anderes Forum
19:00 Uhr
Abendessen
19:30 Uhr
Culture on the Road (Von HipHop bis Skateboard –Jugendkulturen live & in Aktion)
Freitag, den 11.November 2005
09:30 Uhr
Zusammenfassung vom Vortag
Dr. Detlef Horn-Wagner
10:00 Uhr
Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in der Bundesrepublik – Was tun?
Ein Fazit aus Forschung und Evaluation
Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, IKG Bielefeld
11:30 Uhr
Kaffee
11:45 Uhr
Ausblick – Was muss Politik leisten – Perspektiven des Programms?
Bundesminister des Inneren (wird angefragt)
12:30 Uhr
Podiumsdiskussion: Abschied von Hass und Gewalt – Perspektiven präventiver Arbeit gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt
Teilnehmer:
Bundesminister des Inneren (wird angefragt)
Beate Blechinger (Justizministerin des Landes Brandenburg)
Prof. Dr. Eckart Osborg (Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg)
Prof. Dr. Christian Pfeiffer (Kriminologisches Forschungsinstitut des Landes Niedersachsen, angefragt)
Moderation: Dr. Detlef Horn-Wagner
14:00 Uhr
Abschluss-Imbiss
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Veranstalter:
Bundeszentrale für politische Bildung,
Ministerium der Justiz des Landes Brandenburg,
Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung,
Archiv der Jugendkulturen e. V.
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