Vereinen und Organisationen in der politischen Bildung fehlt es oft an Geld für ihre Projekte. Das Internet eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, um neben den traditionellen Geldgebern - Staat, Stiftungen und Privatwirtschaft - zusätzliche finanzielle Quellen zu erschließen.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl derjenigen, die regelmäßig online sind, nahezu verdoppelt. Rund 40 Prozent der Internetnutzer suchen dabei vor allem das Gespräch mit anderen. Sie wollen sich unterhalten, Kontakt haben, kommunizieren. Etwa jeder fünfte, rund 22 Prozent, möchte unterhalten werden und surft auf Seiten, die dies bieten. Mit diesen Zahlen im Hinterkopf lassen sich auch für Vereine und Organisationen der politischen Bildung Wege finden, das Internet für die Finanzierung von Projektideen zu nutzen.
Wie organisiert man die Mittelbeschaffung, das so genannte Fundraising, im Internet?
Online-Seminar
Neue Wege in der Finanzierung ehrenamtlicher Arbeit
7.-21. Juli 2014
Der erste Schritt einer jeden Fundraising-Konzeption ist eine umfassende Bestandsaufnahme. Dabei werden alle internen und externen möglichen Zielgruppen (Stakeholder) identifiziert und hinsichtlich ihres Potenzials für das Fundraising betrachtet: wer könnte was leisten? Dabei sollte nicht der Fehler gemacht werden, die Zielgruppen nur nach ihren finanziellen Möglichkeiten zu beurteilen.
Ihr Potential liegt nicht nur in der direkten Spende, sondern auch in einer möglichen Brückenfunktion zu potentiellen Spendern, welche die Unterstützer einnehmen können. Neben den Mitgliedern, dem Vorstand und Unternehmenspartnern entsteht so eine Erfassung des Netzwerks, welches die eigene Organisation oder den Verein umgibt. Sind die möglichen Unterstützer namentlich erfasst, wird das Wissen über deren bisherigen Spendenvolumen und – häufigkeit zusammengetragen.
Was kann Online-Fundraising für Vereine leisten?
Im Fundraising geht es nicht einzig und allein um Geld, zumindest nicht in erster Linie. Der Aufbau einer dauerhaften und engen Beziehung zu den Spendern ist zwar der Garant dafür, dass diese eine Organisation oder Verein dauerhaft und mit steigenden Geldbeträgen unterstützen, doch darüber hinaus sprechen zufriedene Stakeholder auch in ihrer Familie, im Bekannten- und Kollegenkreis positiv über das Anliegen und den Bedarf der Organisation. Kommt Ihnen das bekannt vor? Empfehlungsmarketing oder virales Marketing lassen grüßen. Mit dem Einsatz sozialer Medien kann dieser Effekt gezielt unterstützt werden.
Der Beitrag des Online-Fundraising zur übergreifenden Fundraising-Strategie eines Vereins sollte realistisch eingeschätzt werden. Die Förderung durch öffentliche Mittel oder Stiftungen für politische Bildungsarbeit wird nicht substituiert, sondern findet eine Ergänzung.
Im Folgenden werden wir einen Überblick über einige Kategorien von Online-Fundraising-Instrumenten geben, die für Träger der politischen Bildung in Frage kommen:
Spenden-Plattformen
Beispiele deutschsprachiger Anbieter:
Wer ohne ein konkretes Projekt vor Augen gemeinnützige Organisationen in ihrer Arbeit unterstützen möchte oder aber ein Thema unterstützen und wissen möchte, welche Organisationen sich hierfür engagieren, der wird auf Spenden-Plattformen fündig. Dort stellen sich gemeinnützige Organisationen vor. Sie sammeln entweder ungebundene Spenden für die Gesamtorganisation oder stellen Projekte mit einem konkreten Finanzierungsbedarf vor.
Auf diesen Spenden-Plattformen geben Spender ihre Spende nicht nur ab, sondern können darüber hinaus mit den Vertretern der Plattformen in den Dialog treten. Es ist üblich, dass die Non-Profit-Organisationen im Projekt-Blog über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe informieren.
Aktivisten-Fundraising
Anders als bei Spenden-Plattformen stehen im Aktivisten-Fundraising nicht die Organisationen oder ihre Projekte im Vordergrund, sondern die Menschen, die eine Aktion durchführen. Vom Spendenlauf über kreative Aktionen (z. B. verspricht ein Aktivist, sich erst bei Erreichen des Spendenziels wieder zu rasieren) bis hin zu Anlassspenden (z. B. Spenden statt Geschenke zum Geburtstag) sind den Ansätzen der Aktivisten kaum Grenzen gesetzt.
Sie legen ein Profil und eine Spendenaktion an, wählen die begünstigte Organisation aus und informieren anschließend ihre Freunde und Bekannten über die Spendenaktion. Oftmals sind die Spendenaktionen auf einen frei wählbaren Zeitraum begrenzt.
Crowdfunding-Plattformen
Beispiele deutschsprachiger Anbieter:
Crowdfunding ist anders als das Sammeln von Spenden nicht auf den gemeinnützigen Bereich begrenzt. Die Projektträger stellen das Projekt auf einer Plattform ein und geben dort neben einer Beschreibung auch den Finanzierungsbedarf an. Es wird in der Regel erwartet, dass die Projektträger auf ihrem Profil regelmäßig über Änderungen und Neuigkeiten informieren.
Bei Crowdfunding-Projekten gilt das „Alles oder nichts“-Prinzip. Das bedeutet, dass die Projektträger die eingegangenen Zahlungen nur dann erhalten, wenn das Finanzierungsziel in voller Höhe erreicht wird. Andernfalls erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück. Auch gehört es dazu, dass die Projektträger Prämien anbieten, die die Unterstützer je nach Einzahlungssumme erhalten können.
Beispiele deutschsprachiger Anbieter:
Auktions-Plattformen
Das klassische Prinzip der Auktion findet sich auch im Internet. Attraktive Angebote vorausgesetzt, können über Auktions-Plattformen interessierte Unterstützer Gebote für den guten Zweck abgeben.
Einkaufs-Plattformen
Beispiele deutschsprachiger Anbieter:
Einkaufsplattformen möchten das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Kaufen Konsumenten über den Online-Shop einer Einkaufsplattform ein, so erhält diese eine Provision vom Verkäufer. Die Plattform wiederum reicht diese Provision in Teilen oder vollständig an registrierte Non-Profit-Organisationen und Vereine weiter.
Der Konsument spendet somit indirekt, wenngleich er dafür kein eigenes Geld aufzubringen braucht, sondern lediglich beim Kauf angibt, welcher Organisation oder welchem Spendenzweck das Geld zufließen soll.
Eine umfassende und regelmäßig aktualisierte Übersicht an Online-Fundraising-Instrumenten steht auf www.sozialmarketing.de/fundraising-instrumente zur Verfügung.
Jörg Eisfeld-Reschke, März 2013
ist Gründer von ikosom, dem Institut für Kommunikation in sozialen Medien. Er leitet die Fachgruppe Digitales Fundraising im Deutschen Fundraising Verband.
Foto: Daniela Münster-Daberstiel
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