Der Verein „Heimattreue Deutsche Jugend e. V.“

Wer zufällig die Homepage der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) anklickt, bekommt vielleicht zunächst den Eindruck, es handele sich um irgendeine verschrobene Pfadfinderorganisation. Doch bei genauerem Hinsehen ist schon an der Wortwahl und Bildästhetik zu erkennen, welche Ziele hier verfolgt werden. „Wir sind die aktive, volks- und heimattreue Jugendbewegung“, wirbt der Verein um „alle deutschen Mädel und Jungen im Alter von 7 bis 25 Jahren.“ Ein HDJ-Werbevideo, das auf Youtube zu finden ist, zeigt Szenen aus den „völkischen Zeltlagern“ der HDJ. In diesen Freizeitcamps sollen Kinder und Jugendliche ideologisch und militärisch erzogen werden. Dies geschieht durch Frühsport, Fahnenappelle, militärisches Training und gemeinsame Abende am Lagerfeuer. Wehrmachtssoldaten und Angehörige der Waffen-SS werden geehrt. Die Geschlechterrollen sind klar definiert. Die einheitliche Kleidung ähnelt den Uniformen von HJ und BDM.

An den mehrtägigen Lagern der HDJ nehmen bis zu 350 Personen teil. Darüber hinaus organisiert der Verein unter anderem Wanderungen, Kanufahrten, Leistungsmärsche, „Heimabende“ und Liederrunden. Vierteljährlich erscheint die Vereinszeitung „Funkenflug“. Die HDJ hat mindestens 100 Mitglieder und ist fest in die rechtsextreme Szene integriert. Besonders eng sind die Beziehungen zur NPD. Zahlreiche Funktionäre der Partei engagieren sich in der HDJ, die daher als NPD-Vorfeldorganisation anzusehen ist.

Ihren offiziellen Sitz hat die HDJ im schleswig-holsteinischen Plön. Die Vereinstätigkeit erstreckt sich jedoch auf das gesamte Bundesgebiet. Auch in Brandenburg ist die HDJ aktiv. Unter anderem ist sie Mitveranstalter des jährlich stattfindenden „Märkischen Kulturtages“. 2006 versammelten sich in Blankenfelde etwa 200 Personen zu dieser rechtsextremen Veranstaltung. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft Neuruppin gegen neun Personen, die am 9. Juni in Uniformen der HDJ durch Oranienburg marschiert sein sollen. In diesem Zusammenhang fanden am 12. September mehrere Hausdurchsuchungen in Oranienburg, Berlin und Dresden statt. Dagegen demonstrierten noch am Abend desselben Tages etwa 80 Rechtsextreme in Oranienburg.

Ein Bericht des ARD-Magazins "Panorama" vom 24. Mai dieses Jahres verdeutlicht die Gefährlichkeit der HDJ. In der Sendung erläutert eine Neonazi-Aussteigerin, die selbst ihre Kinder in HDJ-Lager geschickt hatte, die Aktivitäten des Vereins:

„Was man in der Kinderstube lernt, das ist tief drin in einem, und dafür ist halt die Heimattreue Deutsche Jugend da. Die Kinder werden dort vorbereitet auf den zu erwartenden Straßenkampf, auf Demonstrationen. Und in diesem Sinne, im Sinne des Dritten Reiches, werden sie mit dieser Ideologie herangezogen. … Es geht dort, wie man immer so schön sagt, um die Sache, wenn wir mal die Macht ergreifen.“

Im „Panorama“-Beitrag sind von der Polizei beschlagnahmte Dokumente zu sehen: Fotos von einem paramilitärischen Lager, das von der HDJ mitorganisiert wurde, zeigen Teilnehmer, die mit Waffen posieren und Hinrichtungen nachstellen.

Angesichts der von Antifa-Gruppen und Journalisten recherchierten Informationen kann es keinen Zweifel an der neonazistischen Ausrichtung und der Gewaltbereitschaft des Vereins geben. Offensichtlich ist auch, dass die HDJ eine Nachfolgeorganisation der 1994 verbotenen Wiking-Jugend ist. Einige „Führer“ der Wiking-Jugend sind heute noch in der HDJ tätig. Die Bildung einer Ersatzorganisation wurde jedoch 1994 untersagt. Es stellt sich daher die Frage, warum die Sicherheitsbehörden hier nicht längst tätig geworden sind.

Links

"monitor" Nr. 31 (PDF), August 2007 (Rundbrief des apabiz)

Andrea Röpke/Andreas Speit: Auf Kinderfang. Die „HDJ“ wirbt Familien für den Neonazismus – bisher von Repressionen unbehelligt (Mut gegen rechte Gewalt)

In Blankenfelde wurde übrigens als Antwort auf den rechtsextremen „Märkischen Kulturtag“ ein eigenes Open-Air-Festival begründet, das am vergangenen Wochenende stattfand. Lesen Sie hierzu einen Artikel aus der „Märkischen Allgemeinen“ vom Montag dieser Woche.

(weitere Quellen: aktuelle Presse, „Blick nach Rechts“)

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