Was macht politische Bildung in Brandenburg aus? Das haben wir sechs Menschen gefragt, die sich für die politische Bildung im Land engagieren. Fritz Habekuß vom Kirchbauverein Lindenberg e. V. ist einer von ihnen. Im Interview hat er uns erzählt, was politische Bildung in Brandenburg für ihn heißt, was das bisher eindrucksvollste Erlebnis in seiner Arbeit war und vor welchen Herausforderungen die politische Bildung im ländlichen Raum steht.
In 3 Worten: Was ist politische Bildung in Brandenburg für Sie?
Ich glaube, politische Bildung in Brandenburg heißt für mich: Arbeiten auf Augenhöhe, die Themen zu identifizieren, die die Menschen in der Region tatsächlich betreffen und nicht nur zu gucken, was im Speckgürtel und in den Städten passiert, sondern wirklich auch aufs platte Land gehen, wie die Prignitz es zum Beispiel ist.
Was war Ihr bislang prägendstes Erlebnis?
Eines der prägendsten Erlebnisse war, dass wir eine Lesung organisiert hatten, in der es um die Nachwendezeit und um das Aufwachsen in Brandenburg in den 1990er Jahren ging. Zum Ende der Diskussion gab es so viele Beiträge von Menschen, die selber Geschichten erzählen wollten, wie es ihnen in dieser Zeit ging und die offenbar in den dreißig Jahren nicht die Chance hatten, darüber zu sprechen.
Worin sehen Sie die größten Herausforderungen?
Ich glaube, die größten Herausforderungen für politische Arbeit hier, auf dem platten Land in der Prignitz, sind erst mal Leute zu finden, die Lust haben, sich zu engagieren und dann auch Themen zu behandeln, die anspruchsvoll sind und die schwierig sind.
Und das dann so umzusetzen, dass es die Menschen hier interessiert und relevant für sie ist.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Strukturen unterstützt werden, die schon da sind, die von den Menschen vor Ort kommen und für die Menschen vor Ort gemacht sind.
Und dass man sich traut, Themen anzusprechen, die schwierig sind, die anspruchsvoll sind und die hier auf der Straße liegen. Ich glaube, dass ganz viele Themen von Agrarpolitik, Klimapolitik, Energiepolitik zwar in den Städten gemacht werden, aber hier auf dem Land am sichtbarsten sind.
Darum müssen wir uns kümmern. Und da gibt es hier eine ganze Menge von Leuten, die dazu etwas zu sagen haben und die gehört werden müssen.
Sein besonderes Interesse gilt den Menschen in der Region und den Themen, die sie beschäftigen. Viele Menschen möchten ihre Geschichte erzählen, aber in den letzten 30 Jahren haben sie kaum Gelegenheit dazu erhalten, so sein Eindruck.
BLPB, April 2022
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