Als Femizid wird die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts bezeichnet. Femizide sind Taten, die aus Frauenfeindlichkeit entstehen und weltweit, auch in Deutschland, häufig sind. Der Begriff wird verwendet, um zu verdeutlichen, dass der Grund für die Tat das weibliche Geschlecht ist, dass also eine Frau deshalb getötet wird, weil sie eine Frau ist. Damit gelingt es, gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse zu erkennen, die diese Taten ermöglichen.
Laut Definition der Vereinten Nationen (UNO) zählen zu den Femiziden zum Beispiel die Tötung von weiblichen Babys, weil die Eltern lieber einen Jungen gehabt hätten oder Tötungen von Frauen, weil sie sich in irgendeiner Weise verhalten haben, die von anderen als „unehrenhaft“ beurteilt wird. In diesem Fall von einem "Ehrenmord" zu sprechen, wie es in den Medien häufig geschieht, verdeckt die Tatsache, dass frauenfeindliche Motive für die Tat ausschlaggebend waren.
Das Ausmaß von Femiziden ist bemerkenswert. Jeden dritten Tag wird zum Beispiel in Deutschland eine Frau getötet, meist von ihrem Partner oder Ex-Partner. Das ist die häufigste Form von Femiziden hierzulande. Jeden zweiten Tag gibt es einen Tötungsversuch – die Dunkelziffer nicht eingerechnet. Oft wird das Verbrechen als „Familientragödie” oder als „private Angelegenheit” bezeichnet. Femizide sind jedoch keine private oder zufällige Angelegenheit. Sie sind ein gesamtgesellschaftliches Problem, so der Einwand von Kritikerinnen und Kritikern.
"Es braucht mehr Bewusstsein bei der Polizei und bei der Sozialarbeit, vor Gericht, oder wenn Menschen in der Nachbarschaft etwas mitbekommen. Wir brauchen sofort eine bessere Finanzierung von Schutzhäusern, der Stand ist ein Desaster. Wir müssen Femizide und Gewalt gegen Frauen auf allen Ebenen ernster nehmen. Denn das Problem fängt bei frauenfeindlichen Sprüchen in der Kneipe an. Schon damit darf keiner durchkommen." (Carolin Haentjes)
Auf Antrag des Landes Brandenburg hat die Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister, Senatorinnen und Senatoren der Länder (GFMK) 2021 einen Beschluss gefasst, um Femizide zu definieren, zu analysieren und zu verhindern. Erstmals sollen in Deutschland geschlechtsspezifische Frauenmorde als Tatbestand betrachtet und eine hinreichende Befassung mit Strategien gegen Femizide angeregt werden.
Rote Schuhe gelten als mahnendes Symbol für Morde und Gewalt an Frauen. Die Idee dazu entstand 2009 als Kunstaktion der mexikanischen Künstlerin Elina Chauvet, deren Schwester vom eigenen Mann erschlagen wurde. Die Farbe Rot steht dabei symbolisch für das Blut getöteter Frauen. Das Motiv wurde vielfach aufgegriffen.
Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen.
Femizide - Frauenmorde in Deutschland
Carolin Haentjes, freie Journalistin, im Interview mit der Landeszentrale
Leichte Sprache: Das Hilfe-Telefon
Frauen, die sich in Notsituationen befinden, können sich an das kostenfreie Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter der Tel. Nr. 08000 116 016 wenden. Dort werden Ihnen Hilfsangebote, wie beispielsweise Frauenhäuser oder Beratungsstellen vermittelt. Hier gibt es auch die Möglichkeit zum Chatten mit den Fachkräften. Beratungen werden in 18 Sprachen, in Gebärdensprache und in Leichter Sprache angeboten.
BLPB, März 2023
Teilen auf
Neuen Kommentar hinzufügen