Geschichte und historische Themen sind eine feste Größe im rechtsextremen Veranstaltungskalender. Um zu verdeutlichen, welche Rolle historische Themen in rechtsextremen und neonazistischen Kreisen spielen, lohnt ein Blick in den "Aktionskalender" der Szene.
30. Januar 1933
Machtergreifung der NSDAP
15. Februar 1945
Bombardierung von Cottbus im 2. Weltkrieg
23. Februar 1930
Todestag von Horst Wessel
10.-16. März (sonntags)
„Heldengedenktag“
20. April 1889
Geburtstag von Adolf Hitler
8. Mai 1945
Deutsche Kapitulation im 2. Weltkrieg
21. Juni
Sommersonnenwende
17. August 1987
Todestag von Rudolf Heß
9. November 1923
Putschversuch der NSDAP in München
2. oder 3. Sonntag im November
Volkstrauertag
21./22. Dezember
Wintersonnenwende
Historisches wird immer dann aufgegriffen, wenn es geeignet scheint, „uns (Deutsche)“ entweder als Opfer der Geschichte darzustellen oder als besonders tapfer und friedliebend zu beschreiben.
Im Jahreslauf gibt es eine Reihe von Daten, die für Rechtsextreme von Bedeutung sind, weil sie Jahrestage historischer Ereignisse, Gedenk- oder überlieferte Festtage sind. Je nach Anlass finden an ihnen Demonstrationen und Kundgebungen, Saalveranstaltungen, Aktionen oder Feiern statt.
Einige dieser Termine sind auch besondere Gedenktage in der öffentlichen Erinnerung: etwa der 30. Januar, der 8. Mai oder der 9. November, jedoch werden sie von den Neonazis ganz anderes gedeutet. So markiert der 30. Januar 1933 nicht den Anfang vom Ende der Demokratie in Deutschland, sondern den Sieg der NSDAP auf dem Weg zur Macht.
Der 8. Mai 1945 bedeutet nicht das Ende des zweiten Weltkriegs, sondern ein Tag der nationalen Schande, der Kapitulation vor dem Feind. Am 9. November wird nicht an die Gewaltwelle gegen deutsche Juden in der so genannten Reichskristallnacht 1938 erinnert, sondern an den gescheiterten Putschversuch der NSDAP in München.
Besonders in Bezug auf Veranstaltungsanmeldungen und Zusammenkünfte der Szene sollte der "Aktionskalender" der Rechten daher kritisch in der Öffentlichkeit beobachtet werden.
Auszüge aus:
- Daniel Krüger, Brauner Spuk? – Rechtsextreme in Südbrandenburg und was wir tun können. Eine Informationsbroschüre über Rechtsextremismus in der Region. Hg. Demos – Brandenburgisches Institut für Gemeinwesenberatung/ Mobiles Beratungsteam Cottbus (Dezember 2012)
- "Heldengedenken". Halbe und der Freundeskreis (Jan Buschbom, 2006)
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