Chronik der deutsch-deutschen Ereignisse

1989 - 1990 - 1991


19.1.1989 Erich Honecker, Generalsekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzender der DDR prophezeit, die Mauer werde „in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind“.

7.6.1989 Der Staatssicherheitsdienst löst in Ost-Berlin eine Demonstration gegen die Fälschung der Kommunalwahlergebnisse vom 7. Mai auf.

12.-15.6.1989 Der sowjetische Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow wird bei einem Staatsbesuch in Bonn mit Jubel empfangen. Zum Abschluss erklärt er: „Die Mauer kann wieder verschwinden, wenn die Voraussetzungen entfallen, die sie hervorgebracht haben“.

Ab Juli 1989 Mehrere hundert ausreisewillige DDR-Bürger suchen Zuflucht in den Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Prag und Budapest und in der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin.

8.8.1989 Die Ständige Vertretung in Ost-Berlin muss zeitweilig wegen Überfüllung geschlossen werden.

19.8.1989 „Paneuropäisches Picknick“ an der ungarisch-österreichischen Grenze bei Sopron und symbolische Öffnung eines Grenztores, mehr als 600 DDR-Bürger flüchten nach Österreich.

4.9.1989 In Leipzig findet im Anschluss an das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche die erste „Montagsdemonstration“ mit mehreren tausend Teilnehmern statt. Es wird mehr Reisefreiheit und die Abschaffung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gefordert.

10.9.1989 Das „Neue Forum“ veröffentlicht seinen Gründungsaufruf, der mit dem Satz beginnt: „In unserem Land ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört.“ Zu den Erstunterzeichnern gehören u.a. Bärbel Bohley, Ingrid Köppe, Rolf Henrich und Jens Reich.

10./11.9.1989 Öffnung der ungarischen Grenze nach Österreich, bis Ende September reisen ca. 30.000 DDR-Bürger über Österreich in die Bundesrepublik aus.

19.9.1989 Das „Neue Forum“ beantragt seine Zulassung, die am 25.9. abgelehnt wird, weil „keine gesellschaftliche Notwendigkeit besteht“.

30.9.1989 Bundesaußenminister Dietrich Genscher überbringt den 5.500 „Botschaftsflüchtlingen“ in Prag die Nachricht, dass sie die DDR verlassen dürfen.

1.10.1989 Erste Sonderzüge aus Warschau und Prag mit circa 6.800 DDR-Flüchtlingen durchqueren die DDR. Ausreisewillige DDR-Bürger versuchen, auf die Züge aufzuspringen.

1.-3.10.1989 Vor der Botschaft in Prag versammeln sich erneut 7.600 Menschen, obwohl die tschechoslowakische Polizei dies zu verhindern sucht. Am 3.10. gewährt die DDR-Regierung auch ihnen die Ausreise.

2.10.1989 In Leipzig demonstrieren 20.000 Menschen für Reformen in der DDR. Die bisher größte Demonstration wird von DDR-Sicherheitsorganen gewaltsam aufgelöst.

3.10.1989 Die DDR setzt den visafreien Reiseverkehr in die CSSR aus.

4./5.10.1989 In verriegelten Sonderzügen verlassen im Transit weitere 14.000 ausreisewillige DDR-Bürger ihre Heimat. Am Dresdner Hauptbahnhof kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Ausreisewilligen und DDR-Sicherheitskräften.

7.10.1989 Michael Gorbatschow besucht die DDR zur Feier des „40. Republikgeburtstages“. Er spricht vor der Presse über die Notwendigkeit von Reformen und erklärt: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Gleichzeitig demonstrieren in vielen Städten der DDR Zehntausende für Meinungsfreiheit und Reformen. Die Demonstrationen werden durch Polizei und Stasi brutal aufgelöst und dabei über tausend Menschen „zugeführt“.

9.10.1989 In Leipzig demonstrieren über 70 000 Menschen für eine demokratische Erneuerung der DDR mit dem Ruf „Wir sind das Volk – keine Gewalt", Sicherheitskräfte greifen erstmals nicht ein. Eine Woche später demonstrieren mehr als 120.000 Menschen in Leipzig. Erneut halten sich die Sicherheitskräfte zurück.

18.10.1989 Auf der 9. Tagung des Zentralkomitees (ZK) der SED wird Erich Honecker „auf eigenen Wunsch“ von allen Ämtern entbunden. Egon Krenz wird neuer Generalsekretär der SED. In einer Rede sagt er, dass die SED in den letzten Monaten die reale Lage verkannt habe. Die „Wende ist jetzt eingeleitet“, doch „der Sozialismus auf deutschem Boden“ stehe nicht zur Disposition.

24.10.1989 Die Volkskammer wählt Egon Krenz zum Staatsratsvorsitzenden und zum Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates. Am Abend zuvor demonstrierten rund 300 000 Menschen gegen die „neue Machtkonzentration“.

27.10.1989 Der DDR-Staatsrat verkündet eine weitgehende Amnestie für Flüchtlinge und inhaftierte Teilnehmer nichtgenehmigter Demonstrationen.

4.11.1989 Auf einer Kundgebung auf dem Alexanderplatz in Ost- Berlin demonstrieren zwischen 500.000 und einer Million Menschen für demokratische Reformen und gegen das Machtmonopol der SED in der DDR. Es sprechen u.a. Stefan Heym, Christoph Hein und Christa Wolf.

6.11.1989 Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit der DDR, gibt an die Dienststellen des MfS die Weisung, brisantes Material zu vernichten oder auszulagern. In der DDR-Presse wird der Entwurf für ein neues Reisegesetz veröffentlicht. Er stößt auf heftige öffentliche Kritik. Der zuständige Volkskammerausschuss verwirft die Vorlage am nächsten Tag.

7.11.1989 Ministerpräsident Willi Stoph tritt zusammen mit der gesamten DDR-Regierung zurück.

8.11.1989 Auf der 10. Tagung des ZK der SED tritt das Politbüro zurück. Anschließend wird ein verkleinertes Politbüro gewählt und Egon Krenz als Generalsekretär bestätigt. Gegen Erich Honecker wird ein Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauch und Korruption eingeleitet.
Das Neue Forum wird als Vereinigung zugelassen.

9.11.1989 Auf einer internationalen Pressekonferenz erklärt SED-Politbüromitglied Günter Schabowski um 18.57 Uhr: „Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.“ Auf Nachfrage erklärt Schabowski, dass diese Regelung „sofort, unverzüglich" in Kraft tritt. Es folgt ein Massenansturm an den Grenzübergängen, der Grenzübergang an der Bornholmer Brücke wird 22.30 Uhr geöffnet, 10.000 Ostberliner gelangen ohne Passkontrollen nach Westberlin.

10.11.1989 Aufgrund der Öffnung der innerdeutschen Grenzen besuchen Millionen von DDR-Bürgern West-Berlin und die grenznahen Städte der Bundesrepublik. Bundeskanzler Helmut Kohl bricht seinen Polen-Besuch ab, um am Abend vor dem Schöneberger Rathaus in West-Berlin auf einer Kundgebung zu sprechen. Der SPD-Ehrenvorsitzende Willy Brandt prägt den Satz „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“.

11./12.11.1989 Über das Wochenende besuchen etwa drei Millionen DDR-Bürger die Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. Der Verkehr in den grenznahen Gebieten bricht teilweise zusammen. Es kommt zu Verzögerungen bei der Auszahlung der 100 DM Begrüßungsgeld.

13.11.1989 Volkskammerpräsident Horst Sindermann tritt zurück. Nachfolger wird – erstmals in geheimer Abstimmung gewählt – der Vorsitzende der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands Günther Maleuda. Nach der Abberufung des amtierenden Ministerrates versuchen sich Willi Stoph und Erich Mielke („Ich liebe Euch doch, ich liebe doch alle Menschen!“) zu rechtfertigen. Hans Modrow wird zum neuen Ministerpräsidenten gewählt.

17.11.1989 Hans Modrow präsentiert die 28 Minister seines verkleinerten Kabinetts und kündigt einschneidende Reformen des politischen Systems, der Wirtschaft, des Bildungswesens und der Verwaltung an. Ziel ist eine „neue sozialistische Gesellschaft“. Spekulationen über eine Wiedervereinigung erteilt er eine Absage.

18.11.1989 An die Stelle des aufgelösten Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) tritt das „Amt für Nationale Sicherheit“. Die Volkskammer bildet einen Untersuchungsausschuss zur „Überprüfung von Amtsmissbrauch und Korruption“.

22.11.1989 Das SED-Politbüro bietet dem Runden Tisch Gespräche an.

1.12.1989 Der 1976 ausgebürgerte Liedermacher Wolf Biermann tritt erstmalig wieder in der DDR auf. Er gibt vor 6.000 Zuhörern ein Konzert in Leipzig.

2.12.1989 Ein Bericht des Untersuchungsausschusses legt Korruption in der SED-Spitze offen. Daraufhin kommt es im Parlament zu tumultartigen Szenen.

3.12.1989 Erich Honecker, Willi Stoph, Erich Mielke und andere Spitzenfunktionäre werden aus der SED ausgeschlossen.

4.12.1989 In Leipzig dringen Bürger in das Gebäude des Staatssicherheitsdienstes ein, um die Vernichtung von Stasi-Akten zu verhindern.

6.12.1989 Der ehemalige Staatssekretär des DDR-Außenministeriums und Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski stellt sich in Westberlin der Polizei und wird in U-Haft genommen. In der DDR wird ihm „Veruntreuung von Volkseigentum“ vorgeworfen. Egon Krenz tritt als Staatsratsvorsitzender zurück. Nachfolger wird der LDPD-Vorsitzende Manfred Gerlach.

7.12.1989 Erich Mielke kommt in Untersuchungshaft, ihm wird „Schädigung der Volkswirtschaft“ vorgeworfen.

11.12.1989 Erstmals wird bei den Montagsdemonstrationen in der DDR der Ruf nach Wiedervereinigung deutlich:„Wir sind ein Volk“.

16.12.1989 Auf einem außerordentlichen SED-Parteitag wird die Umbenennung in SED-PDS beschlossen.

19./20.12.1989 Zusammentreffen von Bundeskanzler Kohl und Ministerpräsident Modrow in Dresden, bei dem Verhandlungen über eine deutsch-deutsche Vertragsgemeinschaft vereinbart werden.

22.12.1989 Das Brandenburger Tor in Berlin wird wieder geöffnet.

24.12.1989 Es entfallen Visumzwang und Mindestumtausch für Bundesbürger bei der Einreise in die DDR.

28.12.1989 Verkürzung des Wehrdienstes bei der NVA von 18 auf 12 Monate, Einführung eines Zivildienstes von 18 Monaten.

1990

1.1.1990 Bundesbürger können DM in der DDR 1:3 umtauschen.

3.1.1989 Der Runde Tisch vereinbart die „Große Koalition der Vernunft“ bis zu den Volkskammerwahlen am 18. März 1990.

3.1.1990 Ehepaar Honecker muss aus Wandlitz ausziehen, Erich Honecker wird am 10.1. an einem Nierentumor operiert.

15.1.1990 Mehr als 2.000 Demonstranten stürmen die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und verwüsten sie teilweise.

21.1.1990 Der SED-PDS-Parteivorstand schließt die Mehrheit der früheren SED-Führung aus der Partei aus. Die ehemalige Staatspartei hat die Hälfte ihrer Mitglieder verloren.

29.1.1990
Erich Honecker wird aus dem Berliner Krankenhaus Charité entlassen und sofort verhaftet, aber einen Tag später wegen Haftunfähigkeit wieder freigelassen.

4.2.1990 Die SED-PDS trennt sich vom historisch belasteten Namen SED und nennt sich nur noch PDS.

7.2.1990 Zusammenschluss der DDR-Oppositionsgruppen „Neues Forum“, „Demokratie Jetzt“, „Initiative für Frieden und Menschenrechte“ und „Unabhängiger Frauenverband“ zum „Bündnis 90“. Das Bündnis befürwortet die stufenweise Annäherung der beiden deutschen Staaten.

19.2.1990 Montagsdemonstrationen fordern „sofort“ die deutsche Einheit. Der Runde Tisch beschließt die Vernichtung der elektronischen Datenträger der Staatssicherheit.

20.2.1990 Die Volkskammer beschließt neues Wahlgesetz. Danach soll das Parlament künftig nur noch aus 400 anstelle von 500 Abgeordneten bestehen, die frei, allgemein, gleich, direkt und geheim gewählt werden sollen.

21.2.1990 Die Volkskammer beschließt das Gesetz über Parteien und andere politische Vereinigungen sowie ein Versammlungsgesetz.

1.3.1990 Der DDR-Ministerrat beschließt die Umwandlung aller Kombinate und Volkseigenen Betriebe in Kapitalgesellschaften sowie die Einrichtung einer Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung von Volkseigentum.

8.3.1990 Der Ministerrat der DDR beschließt, die 109.000 „inoffiziellen“ Mitarbeiter des ehemaligen MfS förmlich von ihren Verpflichtungen zu entbinden.

12.3.1990 Auf der letzten Sitzung des Runden Tisches wird die Übernahme des Grundgesetzes der Bundesrepublik für die DDR nach Art. 23 des Grundgesetzes abgelehnt. In Leipzig findet die letzte „Montagsdemonstration“ statt.

18.3.1990 Erste demokratische Wahlen in der DDR. Die konservative Allianz für Deutschland (aus CDU, DSU, DA) erreicht 48,2 %, die SPD 21,8 %, die PDS 16,3 %, die Liberalen 5,3 %, Bündnis 90 nur 2,9 %. Die Wahlbeteiligung liegt bei 93,4 %.

29.3.1990 Zehntausende demonstrieren für Stasi-Überprüfung der Volkskammerabgeordneten.

31.3.1990 Entlassung fast aller Mitarbeiter der Staatssicherheit, nur einige Hundert werden noch 3 Monate weiterbeschäftigt, um die Auflösung des MfS fortzusetzen.

5.4.1990 Im „Palast der Republik“ konstituiert sich die neugewählte Volkskammer und wählt Sabine Bergmann-Pohl zur Parlamentspräsidentin. Der CDU-Vorsitzende Lothar de Maizière wird mit der Regierungsbildung beauftragt. Es wird ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, der Abgeordnete auf eventuelle Mitarbeit im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit überprüft.

12.4.1990 Lothar de Maizière wird zum Ministerpräsidenten eines Kabinetts der Großen Koalition aus den Allianzparteien CDU, DSU, DA, der SPD und den Liberalen gewählt. Die Koalition einigt sich über den „zügigen und verantwortungsvollen“ Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes.

14.4.1990 In Bonn treffen Vertreter beider deutschen Staaten und der vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zu den „Zwei-plus- Vier-Gesprächen“ über die deutsche Einheit zusammen

27.4.1990 Erste Verhandlungen zum deutsch-deutschen Staatsvertrag über die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion.

28.4.1990 Die Staats- und Regierungschefs der EG-Mitgliedstaaten stimmen in Dublin mit einem 3-Stufen-Programm der Vereinigung Deutschlands vorbehaltlos zu.

13.6.1990 In Berlin wird mit dem Abriss der 47 km langen Mauer begonnen. An vier Stellen bleiben Mauerreste als Mahnmal erhalten.

15.6.1990 Die beiden deutschen Regierungen veröffentlichen eine gemeinsame Erklärung zur Regelung offener Vermögensfragen. Enteignungen auf besatzungsrechtlicher Basis zwischen 1945 und 1949 sind nicht mehr rückgängig zu machen. In allen anderen Fällen soll enteignetes Grundvermögen den ehemaligen Eigentümern zurückgegeben werden.

21.6.1990 Der Deutsche Bundestag und die DDR-Volkskammer stimmen mit Zweidrittelmehrheit dem Staatsvertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR zu. Es wird ein Umtauschkurs für die Währungsunion vereinbart. Löhne, Gehälter, Mieten, Stipendien und Renten werden im Verhältnis 1:1 umgestellt. Sparguthaben und Bargeld werden gestaffelt umgetauscht: Kinder bis 14 Jahre können 2.000 Mark, 15- bis 59-jährige 4.000 Mark und über 60-jähige 6.000 Mark im Verhältnis 1:1 einwechseln. Darüber hinausgehende Beträge werden im Verhältnis 2:1 eingetauscht

1.7.1990 Die Einführung der D-Mark als einziges Zahlungsmittel in der DDR wird gefeiert.

16.7.1990 Konstituierung der DDR-Treuhandanstalt, die für die Abwicklung der 8.000 Volkseigenen Betriebe (VEB) zuständig ist.

19.8.1990 Die SPD verlässt die Regierungskoalition in der DDR.

23.8.1990 Die Volkskammer beschließt mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit „den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes mit Wirkung vom 3.10.1990“.

24.8.1990 Die Volkskammer verabschiedet ein Gesetz, das die Vernichtung der etwa sechs Millionen Akten des MfS verbietet.

4.9.1990 Besetzung und Hungerstreik von Bürgerrechtlern in der ehemaligen Stasi-Zentrale, um gegen eine Verlagerung der Akten in die Bundesrepublik zu protestieren.

12.9.1990 In Moskau Abschluss der „Zwei-plus-Vier-Gespräche durch Unterzeichnung des „Vertrags über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ der Außenminister der vier ehemaligen Siegermächte und beider deutschen Staaten. Damit erhält das geeinte Deutschland die volle Souveränität.

20.9.1990 Im Bundestag und in der Volkskammer wird der Einigungsvertrag gegen die Stimmen der Grünen und der PDS verabschiedet.

30.9.1990 Nach Beschluß der Vorsitzenden der 20 Einzelgewerkschaften vom 9. Mai 1990 löst sich der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“ (FDGB) als politisches Organ selbst auf.

2.10.1990 Auflösung der letzten DDR-Volkskammer, Verabschiedung der westalliierten Stadtkommandanten, die Ständige Vertretung in Berlin (Ost) wird geschlossen.

3.10.1990 „Tag der Deutschen Einheit“ – die DDR tritt dem Geltungsbereich des Grundgesetzes bei. Bundespräsident Richard von Weizsäcker ernennt auf Vorschlag des Bundeskanzlers fünf ehemalige DDR-Politiker zu Ministern ohne Geschäftsbereich.

4.10.1990 Der erste gesamtdeutsche Bundestag konstituiert sich im Berliner Reichstagsgebäude.

5.10.1990 Der Bundestag verabschiedet ein neues Wahlgesetz mit der Regelung der Fünf-Prozent-Klausel in getrennten Wahlgebieten und der Möglichkeit zu Listenvereinigungen in den neuen Bundesländern.

2.12.1990 Erste freie Wahlen für ein gesamtdeutsches Parlament. Die CDU/CSU erreicht 43,8 %, die SPD 33,5 % und die FDP 11 % der Stimmen. Die Grünen der Bundesrepublik (Wahlgebiet West) scheitern mit 4,8 % an der 5 %-Hürde. Im Wahlgebiet Ost (ehemals DDR) erreichen Bündnis 90/Grüne 6 % und die PDS 11,1 % und sind damit im Bundestag vertreten.

15.12.1990 Die „Aktuelle Kamera“, die Hauptnachrichtensendung der DDR, wird zum letzten Mal gesendet. Die Frequenzen des Deutschen Fernsehfunks gehen an die ARD über.

1991

11.1.1991 Das erste Gesamtberliner Abgeordnetenhaus konstituiert sich und übernimmt die bisher nur im Westteil geltende Berliner Verfassung.

12.1.1991 In ganz Deutschland demonstrieren insgesamt über 200.000 Menschen gegen einen drohenden Zweiten Golfkrieg.

17.1.1991 Helmut Kohl wird vom Deutschen Bundestag mit 378 von 644 abgegebenen Stimmen erneut zum Bundeskanzler gewählt.
19 Stunden nach Ablauf des UNO-Ultimatums beginnt eine multinationale Truppe unter Führung der USA im Rahmen der „Operation Wüstenfuchs“ mit Luftangriffen auf den Irak. Einen Tag später greift der Irak Israel mit Raketen an.

25.2.1991 Die sechs im Warschauer Pakt verbliebenen Staaten (UdSSR, Rumänien, Bulgarien, Polen, CSFR, Ungarn) beschließen die Auflösung des Militärbündnisses.

28.2.1991 Mit der Einstellung aller Kampfhandlungen in Kuwait und dem Irak endet der Zweite Golfkrieg.

4.3.1991 Als letzter Vertragspartner ratifiziert der Oberste Sowjet der UdSSR das Zwei-plus-Vier-Abkommen über die volle Souveränität Deutschlands. Gleichzeitig werden die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Grenzen für unabänderlich erklärt.

13.3.1991 Erich Honecker wird aus dem sowjetischen Militärhospital Beelitz nach Moskau gebracht, um seine Verhaftung zu verhindern. Ihm wird vorgeworfen, an der Errichtung und am Ausbau der innerdeutschen Grenze beteiligt und für die Tötung von Menschen an der innerdeutschen Grenze verantwortlich zu sein.

1.4.1991 Der Präsident der Berliner Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder wird Opfer eines Mordanschlages der RAF. Nachfolgerin wird Birgit Breuel.

20.4.1991 Das 1954 gegründete Kuratorium Unteilbares Deutschland stellt seine Arbeit ein.

23.4.1991 Das Bundesverfassungsgericht erklärt die im deutschdeutschen Einigungsvertrag erfolgte Anerkennung der Bodenreform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone für verfassungsgemäß. Opfer dieser Enteignungen haben keinen Anspruch auf Rückgabe ihres ehemaligen Besitzes.

30.4.1991 In Zwickau läuft nach fast 35 Jahren der letzte PKW Trabant vom Band. Insgesamt wurden 3 Millionen „Trabbis“ gebaut.

14.5.1991 In seiner ersten Arbeitssitzung im Berliner Reichstagsgebäude beschließt der Deutsche Bundestag zum 1.7. den Solidaritätszuschlag für den Aufbau der neuen Bundesländer.

21.5.1991 Der ehemalige Ministerpräsident der DDR Willi Stoph und der frühere Verteidigungsminister Heinz Keßler werden wegen ihrer Mitverantwortung für den Schießbefehl an der Mauer verhaftet.

6.6.1991 Der ehemalige Vorsitzende der DDR-Einheitsgewerkschaft FDGB Harry Tisch wird vom Landgericht Berlin wegen „Untreue zum Nachteil sozialistischen Eigentums“ zu 18 Monaten Haft verurteilt.

19./20.6.1991 Zweitägige Tagung des Außenministerrats der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Berlin.

20.6.1991 Die „Berlin-Debatte“ im Deutschen Bundestag zur Hauptstadt und zukünftigem Regierungssitz endet mit dem Abstimmungsergebnis von 338 Stimmen für Berlin und 320 Stimmen für Bonn.

28.6.1991 Der 1949 gegründete Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) wird auf der 49. Konferenz der Mitgliedsstaaten in Budapest aufgelöst.

26.8.1991 In Leipzig wird der erste gesamtdeutsche Duden seit 40 Jahren vorgestellt.

31.8.1991
Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer unterzeichnen in Bonn den ersten gesamtdeutschen Rundfunkstaatsvertrag.

2.9.1991 In Berlin beginnt der erste „Mauerschützen-Prozess“ gegen vier DDR-Grenzsoldaten.

10.9.1991 Bundesumweltminister Klaus Töpfer veranlasst wegen schwerer Sicherheitsbedenken den Abriss aller Reaktorblöcke des ostdeutschen Kernkraftwerks Greifswald.

20.9.1991 Der Überfall von Rechtsextremisten auf vietnamesische Gastarbeiter löst im sächsischen Hoyerswerda schwere Ausschreitungen Rechtsradikaler gegen Ausländer und Asylbewerber aus. In den folgenden Wochen kommt es im gesamten Bundesgebiet zu Anschlägen gegen Asylbewerberunterkünfte.

21.9.1991 Die Bürgerrechtsgruppen der ehemaligen DDR – Demokratie Jetzt, Initiative Frieden und Menschenrechte sowie Teile des Neuen Forums – gründen auf ihrer zweitägigen Zusammenkunft die bundesweit antretende Partei Bündnis 90.

24.9.1991 Der ehemalige Spionagechef der DDR Markus Wolf stellt sich an der bayerisch-österreichischen Grenze den deutschen Behörden.

3.10.1990 Der Abgeordnete Joachim Gauck wird zum Sonderbeauftragten der Bundesregierung für die Stasi-Unterlagen ernannt. Die Behörde nimmt ihre Arbeit auf.

14.11.1991 Der Bundestag verabschiedet das Stasi-Unterlagengesetz. Damit erhalten alle Bürger das Recht, ab dem 1.1.1992 Einsicht in ihre Stasi-Akten zu nehmen.

9.12.1991 Die Staats- und Regierungschefs der zwölf EG-Staaten beschließen auf einem Gipfeltreffen im niederländischen Maastricht die Gründung der Europäischen Union. Kernstück des Maastrichter Vertrages ist die Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion mit der Einführung einer europäischen Währung bis spätestens 1999.

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