Straftaten und Gewalt

Die Synagoge in Berlin
Die Synagoge in Berlin blieb in der Reichspogromnacht durch das mutige Einschreiten des Polizisten Wilhelm Krützfeld von einer Zerstörung verschont.
Foto: Sven Herzberg | flickr.com

Die Bundesregierung gab am 21. August 2012 die Zahlen für antisemitische Straftaten im zweiten Quartal 2012 bekannt. Demnach wurden insgesamt 197 Straftaten registriert. Darunter: zwei Verletzte, sechs Gewalttaten und 39 Propagandadelikte.* Damit ist die Zahl antisemitischer Straftaten deutschlandweit zwar zurückgegangen, dennoch stellt Antisemitismus ein Phänomen dar, das mitten in der Gesellschaft verankert ist.

2011 wurden in Brandenburg 131 antisemitische Straftaten aktenkundig. Darunter waren sieben Gewaltdelikte.

Auf der Straße, am Stammtisch, bei Fußballspielen, in der Schule... In allen Altersgruppen und Schichten der Gesellschaft sind antisemitische Einstellungen zu finden.

Im April 2008 wurde in Brandenburg nach einem Kreisklasse-Fußballmatch ein Spieler von einem unbekannten Mann mit den Worten ‘ihr Judenschweine, früher hätte euch Hitler vergast‘ beschimpft und auf das rechte Auge geschlagen.“

Antisemitismus ist kein Kavaliersdelikt. Wie in dem Beispiel oben fallen bei antisemitischen Übergriffen häufig Straftat und Gewaltdelikt zusammen. Als Straftat werden Pöbeleien gegen Juden sowie Schändungen von Synagogen, Friedhöfen und Gedenkstätten registriert. Gewalttaten bezeichnen Tötungsdelikte, Körperverletzungen und Brandanschläge.

2011 habe es im Schnitt "alle sieben Stunden eine antisemitische Straftat, an jedem zwölften Tag eine antisemitische Gewalttat" gegeben, so der Grünen-Abgeordnete Volker Beck.*

Zahlen sind trocken, doch dahinter stehen Täter und vor allem Opfer, die oft ein Leben unter den Folgen eines Angriffs leiden. Die Konsequenzen für eine demokratische Gesellschaft, in der die Würde des Menschen unverletzlich und die Freiheit des Einzelnen eine Basis des Zusammenlebens ist, sind dabei schwerwiegend.

Misstrauen, Angst, Unsicherheit und das Gefühl der Fremdheit im eigenen Land sind nur erste Anzeichen für die Untergrabung demokratischer Werte. Der Landesrabbiner Brandenburgs, Shaul Nekrich, äußerte in diesem Zusammenhang, ihm sei es zu gefährlich, die Kippa zu tragen, da fühle er sich nicht sicher.* 

Antisemitische Straftaten


Antisemititische Einstellungen, werden sie nun bewusst oder unbewusst geäußert, können Schnittstellen mit rechtsextremen Haltungen bilden. Insgesamt wurden im Jahr 2010 1.305 Straf- und Gewalttaten in der Bundesrepublik amtlich erfasst. Davon hatten knapp 90 Prozent einen rechtsradikalen Hintergrund.* 

Der Verfassungsschutz Brandenburg verzeichnete für 2011 unter anderem die Schändung einer jüdischen Gemeinde: „Mit einem Stein wurde eine Schaufensterscheibe der jüdischen Gemeinde zerstört und ein Hakenkreuz in den Briefkasten geritzt.*

Antisemitische Gewalttaten

Die aktuelle Debatte um Antisemitismus in der muslimischen Gesellschaft - ausgelöst vom Überfall auf einen Rabbiner durch arabischstämmige Jugendliche in Berlin - scheint angesichts der Verbreitung antisemitischer Einstellungen unter "ganz normalen Menschen" nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Daher sollte sich grundlegend mit der Frage auseinandergesetzt werden, warum es Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft gibt und wie dem entgegengewirkt werden kann.

Mareike Böke, Oktober 2012

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