Karikaturen in der Landeszentrale

Karikaturen sind die kürzeste Form der politischen Bildung. Die Landeszentrale stellt seit mehr als 20 Jahren Karikaturen zu gesellschaftspolitisch brisanten Themen aus und bietet damit eine Plattform für einen lebendigen Dialog.

Besucher vor Texten und Karikaturen
Kurze Texte erläutern und ergänzen die Karikaturen.

Karikaturen sind die kürzeste Form politischer Bildung. Eine Karikatur überzeichnet Menschen oder gesellschaftliche Zustände. Sie deckt Unzulänglichkeiten auf und kritisiert Politikerinnen und Politiker oder gesellschaftliche Missstände. Karikaturen regen zum Denken an. Ihnen kommt in der demokratischen Auseinandersetzung eine wichtige Aufgabe zu. 

Die Landeszentrale stellt seit mehr als 20 Jahren Karikaturen aus, meist im Sommer. Wir haben mit Klaus Stuttmann, einem der bekanntesten deutschen Karikaturisten gesprochen und ihn gefragt, welche Rolle Bilder in der politischen Auseinandersetzung spielen.

Wie arbeitet ein Karikaturist?

Die Arbeit eines tagespolitischen Karikaturisten ist hart. Täglich durchforstet Klaus Stuttmann die Online-Seiten der Zeitung, um das Thema zu finden, das es morgen auf die Titelseiten schaffen wird. Dann überlegt er, wie er diese Nachricht in einer Karikatur aufgreifen kann. Inzwischen zeichnet er digital auf dem Tablet und schickt die Karikatur per E-Mail an die Redaktion.

Früher musste seine Papierzeichnung noch vom Zeichentisch in die Redaktion gebracht werden. Heute kann er auch von unterwegs arbeiten. Karikaturen zeichnen, so berichtet Klaus Stuttmann, mache er sieben Tage die Woche. Es sei schwerer geworden in den letzten dreißig Jahren, die richtige Schlagzeile auszuwählen. Zu schnell fließt der Nachrichtenstrom und zu schnell verliert eine Nachricht ihren Neuheitswert.

Zwischen Humor und Meinungsfreiheit

Um die politische Karikatur gab es in den letzten Jahren heftige Auseinandersetzungen. Es begann mit den sogenannten Mohammed-Karikaturen, einer Serie von Zeichnungen, die 2005 in einer dänischen Zeitung erschien. In der muslimischen Gemeinschaft gab es weltweit Demonstrationen gegen die Darstellungen des Propheten Mohammed und diplomatische Verwerfungen muslimischer Staaten mit Dänemark. Dänemark berief sich auf die Kunst-, Meinungs- und Pressefreiheit. Muslime warfen den Zeichnern Islamfeindlichkeit vor. Einer der Zeichner entging nur knapp einem Mordanschlag. Auch Klaus Stuttmann musste schon untertauchen, weil eine seiner Karikaturen weltweit für Protest sorgte.

2015 wurden beim Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo zwölf Menschen ermordet und 20 zum Teil schwer verletzt. Ziel des islamistischen Anschlags wurde die Zeitschrift, weil auch sie Mohammed-Karikaturen abdruckte. Nachdem eine Karikatur des israelischen Ex-Premier-Ministers Benjamin Netanjahu in der New York Times als antisemitisch kritisiert wurde, entschied die Zeitung 2019, keine Karikaturen mehr in der internationalen Ausgabe zu zeigen. 

 

Auswirkungen der Digitalisierung

Karikaturen sind Bilder, die viele Symbole enthalten und Vorwissen verlangen. Weiß der Betrachter nicht, was gemeint ist, sind sie nicht lustig. Wie weit Humor gehen darf, ist in verschiedenen Gesellschaften sehr unterschiedlich. Die Digitalisierung und die Globalisierung stellen die Karikaturisten und Karikaturistinnen deshalb vor neue Herausforderungen. Die Zeichnungen verbreiten sich auf der ganzen Welt, auch wenn sie für das Publikum einer Regionalzeitung gezeichnet wurden. Dazu sagte Til Mette, selbst Karikaturist, 2019 in einem Interview mit dem „Freitag“:


„Die Zeichnungen haben ihren Kommunikationskontext verlassen. Leute, die gar nicht angesprochen waren, werden ins Boot geholt – und regen sich auf. Das Problem der Karikatur ist, dass sie mit ihrer Bildsprache eigentlich nur vom angesprochenen Adressaten verstanden werden kann. Es gibt kulturelle Unterschiede, die das Verständnis einer Zeichnung unmöglich machen.“
 

Zu schaffen macht der Zunft der tagespolitischen Karikaturisten auch der Medienwechsel von der Tageszeitung auf Papier zum Online-Nachrichtenportal. Dort haben Karikaturen nicht mehr ihren festen Platz. Sie sind nur noch eine Bilderstrecke unter vielen. Nächste Generationen an Zeichner/-innen müssen deswegen wohl neue Wege gehen. 

In der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung verstehen wir die Karikaturen als Gesprächsanlass. Mit ihrem Witz und ihrer Mehrdeutigkeit regen sie die Ausstellungsbesucher an, selbst zu überlegen, was gemeint ist und ob sie die Darstellung treffend finden. Damit Sie auch in Zukunft über Karikaturen lachen können, vermitteln wir das nötige Hintergrundwissen.    

 

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