Seit vielen Monaten steht der FC Energie Cottbus in der Kritik, weil der Verein bisher nur lasch gegen die rechte Fangruppierung "Inferno" vorging. Mit einer neuen Strategie soll nun alles anders werden.
In einem offenen Brief vom 20. Juni erteilte der Verein FC Energie Cottbus aufgrund einiger Vorfälle in der jüngsten Vergangenheit den Mitgliedern der Fangruppierung „Inferno“ ein Erscheinungs- und Auftrittsverbot. Der Grund: Mehrfach wurde „Inferno“ durch rechtsextreme Plakate und Gesänge inner- wie außerhalb des Stadions auffällig. Dies wollte der Verein nicht länger dulden. Man trete „aktiv für Werte wie Integration von Ausländern [und] für Toleranz“ ein und versuche sich mit allen Mitteln gegen Verbindungen zur rechten Szene zur Wehr zu setzen.
Mit großer Freude begrüßte auch die Sportministerin des Landes Brandenburg die Initiative des FC Energie Cottbus: „Rechtsextreme Einstellungen haben im Fußballstadion keinen Platz – das macht der FC Energie Cottbus mit dem Stadionverbot für Rechtsextremisten konsequent deutlich“. Diese Aktion sei Sinnbild für das gesamte Land, das sich für Vielfalt und Toleranz einsetze.
Hoffentlich nicht. Denn der Teufel steckt nun einmal bekanntlich im Detail. Der FC Energie Cottbus untersagt lediglich „Fahnen und Banner jeglicher Art sowie Erkennungssymbole der Gruppierung“ – Rechtsextreme des „Inferno“ dürfen sich als solche nicht mehr zu erkennen geben, wohl aber an den Spielen teilnehmen. Wird das Verbot konsequent eingehalten, bekommen wir zumindest nicht mehr Bilder wie aus den vergangenen Jahren zu sehen: antisemitische Banner, neonazistische Plakate mit ‚Slogans‘ wie „Die Halben hole der Teufel“ (aus: Die Abenteuer des Werner Holt von Dieter Noll; im Original heißt es weiter: Wir stehen zum Führer) oder „Widerstand läSSt sich nicht verbieten“ (mit dem SS als Sieg-Runen). Doch bleibt die Frage: Was erreicht man eigentlich mit dieser Aktion?
Unbestritten engagiert sich der Verein abseits des Rasens für demokratische Werte. Am Stadiontor scheint damit Schluss zu sein. Seit Jahren beobachten Verfassungsschutz und Presse die Verhältnisse beim Cottbusser Club und weisen auf einen inkonsequenten Umgang mit den Rechtsextremen hin. Außer einzelnen Stadionverboten kam nicht viel von Seiten des Vereins - nun das „Erscheinungs- und Auftrittsverbot“. Nach dem Motto „Was man nicht sieht, existiert auch nicht“ wirkt diese Maßnahme eher wie Makulatur an der Fassade des Vereins.
Schade, Energie Cottbus, aber auf diese Weise wird aus dem „Stadion der Freundschaft“ noch lange kein nazifreies Stadion.
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