Staatliche Mietpreisbremsen und -deckel helfen nicht weiter, sie schaden eher noch, meint Julius Niewisch. Brandenburg sollte mit Wohnungen für Brandenburg werben und das Umland als echte (Wohn-) Alternative zu Berlin entwickeln - das wäre gerechter für junge Menschen und nimmt den Druck vom Kessel.
Eigentlich würde ich gern ausziehen, in eine eigene Wohnung oder in eine WG. Wie viele andere junge Menschen eben auch. Das geht aber nicht, weil ich die Miete nicht zahlen könnte. Nicht in Potsdam, wo ich jetzt noch bei meinen Eltern wohne, und auch nicht in Berlin, wo ich wegen des Studiums hinziehen würde. Dort hat der Senat zwar gerade einen Mietenstopp und die Einführung einer Mietobergrenze angekündigt, aber ich glaube nicht, dass solche Maßnahmen wirklich hilfreich für mich und andere junge Menschen in einer ähnlichen Situation sind.
Deshalb ärgert es mich, dass nun auch in Brandenburg laut darüber nachgedacht wird. Zumindest für den Speckgürtel – das heißt für die 31 Gemeinden, die jetzt schon von der Mietpreisbremse erfasst werden - wird zusätzlich ein Mietenstopp diskutiert. Aber wie soll das denn zu einem sozialeren, besseren und gerechteren Wohnungsmarkt der Zukunft beitragen? Mietendeckel drauf und bei Bedarf enteignen? Es ist doch vielmehr so, dass schlichtweg das Angebot für die rasant wachsende Nachfrage fehlt. Und Neues zu schaffen, wird so eher abgeschreckt. Während der ländliche Raum in der Tendenz menschenleerer wird, wird es in den Groß- und mittleren Städten immer enger. Gebaut wird aber trotzdem zu wenig. Und so dann sogar noch weniger.
Ich merke das bei mir selbst, denn meine Heimatstadt Potsdam ist dafür ein Paradebeispiel. Die Einwohnerzahl wächst jedes Jahr, das Wohnungsangebot hinkt aber trotz Neubaus hinterher. Kleines Geld und eigene Wohnung? Ganz schwer oder gar nicht. Da hilft mir dann auch keine überteuerte Wohnung, die zwar dank Mietendeckel jetzt nicht mehr teurer werden darf, aber auch keine günstigeren Alternativen hat.
Cottbus, Brandenburg oder andere Kleinstädte in Brandenburg sind dagegen unterdurchschnittlich günstig. Sie sind aber ebenso wie die Umlandgemeinden mit öffentlichen Verkehrsmitteln unzureichend ausgestattet und angebunden, von den noch weiter entfernten Regionen gar nicht zu reden. Ein Beispiel: Schon im Speckgürtel sieht es mit dem ÖPNV eher dürftig aus. 50 Minuten von Oranienburg nach Berlin Hbf, manchmal vielleicht auch nur 30, wenn doch mal ein Regionalexpress fährt. Im Stundentakt! Und das auch nur bis 23 Uhr. Klar, dass das gerade für Jugendliche oder junge Familien nicht attraktiv ist und deshalb auch kaum Wohnungen dort gebaut werden. Und die Kette lässt sich fortsetzen mit Kitaplätzen, Bars und Freizeitangeboten.
Die Politik müsste aber genau dafür die Rahmenbedingungen schaffen, den Rest regelt der Markt. Staatliche Mietpreisbremsen und –deckel helfen nicht weiter, sie schaden eher noch. Brandenburg sollte mit Wohnungen für Brandenburg werben und das Umland als echte (Wohn-) Alternative zu Berlin entwickeln – das ist gerechter für junge Menschen und nimmt den Druck vom Kessel. So sehe ich das.
Julius Niewisch wohnt in Potsdam und hat 2019 seit Abitur gemacht. Er bloggte zur Landtagswahl 2019 und schrieb über seine Erfahrungen. Er ist Mitglied der CDU und als Beisitzer im Kreisvorstand Potsdam der Jungen Union aktiv.
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