Die olympischen Werte sind „Höchstleistung“, „Freundschaft“ und „Respekt“. Da ist eigentlich wenig Platz für Rassismus, sollte man meinen. Und doch schafften es einige Sportler eben damit auf die Titelseiten und nicht auf Grund ihrer sportlichen Leistung.
Den Anfang machten eine griechische Dreispringerin (P. Papachristou) und ein Schweizer Fußballer (M. Morganella). Beide hatten via Twitter ihren Gedanken freien Lauf gelassen mit dem Ergebnis, dass die eine gar nicht erst anreisen durfte und der andere abreisen musste. Dann war da noch der Fall der deutschen Ruderin Nadja Drygalla. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Sportlern fiel sie nicht durch fremdenfeindliche Tweets auf, vielmehr war ihr Freund der Stein des Anstoßes. Dieser war bis vor kurzem ein bekennender Neonazi. Da sich N. Drygalla nicht umgehend und öffentlich vom rechtsextremistischen Gedankengut distanzierte, folgte auf ein Gespräch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) die „freiwillige“ Abreise aus London. Ein Fall von Sippenhaft? Grund genug für mich, den Vorgang etwas näher zu beleuchten.
Zu den Fakten
Drygallas Freund M. Fischer hat bei der Landtagswahl 2011 in Mecklenburg Vorpommern für die NPD kandidiert (und kam in seinem Wahlkreis auf 3,9 Prozent). Zudem schreibt dieser für ein rechtsextremes Internetportal, meldete rechte Demonstrationen an und auch seine Stellung in der rechtsextremen Kameradschaft „Nationale Sozialisten Rostock“ geht laut SPIEGEL ONLINE unter Berufung auf die Opferberatung Lobbi und die Organisation Endstation Rechts (SPIEGEL ONLINE: Ruderin Nadja Drygalla: In Sippenhaft, 03.08.2012) weit über die Rolle eines Mitläufers hinaus. Aber wie verhält es sich mit der Gesinnung von Drygalla, um die es ja immerhin geht?
Wegen der politischen Orientierung ihres Freundes habe sie zeitweise auch an eine Trennung gedacht. Die Mitgliedschaft in der NPD habe die Beziehung „sehr stark belastet“, sagte die Ruderin. „Ich bin froh, dass ich vor den Olympischen Spielen noch einmal klar gesagt habe, dass es so nicht weiterlaufen kann.“ (SPIEGEL ONLINE: Olympia-Ruderin: Drygalla distanziert sich von Neonazi-Szene, 05.08.2012)
Diese Aussage legt zumindest den Schluss nahe, dass die junge Ruderin in naher Zukunft nicht vorhat, für die NPD zu kandidieren. Auch in der Vergangenheit ist Drygalla nicht mit einem offenen Kampf gegen das Grundgesetz und die Demokratie auffällig geworden. Trotzdem könnte man natürlich provokativ sagen: wer sich mit solchen Personen einlässt, braucht sich am Ende nicht zu wundern. Waren also die öffentliche Entrüstung sowie die anschließende „freiwillige“ Abreise der Sportlerin von den Olympischen Spielen sogar gerechtfertigt? Ich meine nein! Für mich wäre zwar eine rechtsextreme Gesinnung, wie sie M. Fischer in die Welt posaunt, ein eindeutiges Ausschlusskriterium bei der Partnersuche. Auch kann ich mir nicht vorstellen, wie zwei Menschen zusammenleben, wenn einer diese menschenverachtende Ideologie lebt und der andere eben nicht. Aber, glauben ist nicht gleich wissen und die junge Sportlerin hat sich objektiv gesehen nichts zuschulden kommen lassen, was dieses Spießrutenlaufen entschuldigen würde. Zumal DOSB-Funktionäre vorab um die Liaison wussten und Drygalla trotzdem an Bord des Deutschland-Achters berufen wurde.
Olympioniken als Botschafter des eigenen Landes
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Olympioniken nicht nur Sportler, sondern auch Botschafter des eigenen Landes sind. Neben den eingangs erwähnten olympischen Werten, sollte jeder Sportler daher auch sein Land bestmöglich repräsentieren. Diese berechtigte Forderung auf das persönliche Umfeld des Olympioniken zu erweitern, ist meiner Meinung nach allerdings völlig überzogen und eine Bestrafung, daher schlussendlich nichts anderes als Sippenhaft.
Test
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