Vor einigen Wochen stellte Andreas Veiel im Teltower Bürgersaal sein Buch „Der Kick“ vor. Bei der anschließenden Diskussion ergriff die Lehrerin einer örtlichen Schule das Wort, um aus ihrem Schulalltag zu berichten. „So melden sich Schüler bei mir in der Klasse“, erzählte sie und zeigte den Hitlergruß. Sie fühle sich von der Gesellschaft allein gelassen. „Sie glauben nicht, wie schlimm es ist.“
Anschließend war die Aufregung groß. In der Märkischen Allgemeinen erschien ein Artikel (aus dem die obigen Zitate stammen), die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf, der Schulleiter wiegelte ab, ein Abgeordneter stellte eine Anfrage (PDF, 2 Seiten) an die Landesregierung, der Leiter des Staatlichen Schulamtes nahm Stellung usw. „Hätte ich doch bloß den Mund gehalten“, wird die Lehrerin einige Tage später zitiert.
Die Angelegenheit ist aus der Ferne – ohne Kenntnis der konkreten Situation an der Schule – schwer zu beurteilen. Mit Vorwürfen an die Beteiligten wäre ich aber vorsichtig. Offenbar handelt es sich nicht um eine „Problemschule“. Den Presseberichten ist zu entnehmen, dass an der Schule durchaus eine Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus stattfindet. Insofern ist es verständlich, dass die Schule nicht in die „rechte Ecke“ gestellt werden möchte. Andererseits ist die Sorge einer Lehrerin um einen Neuntklässler, der mit rechtsextremen Symbolen provozieren will, sicherlich berechtigt.
Dietmar Viehweger vom Netzwerk Tolerantes Teltow hält derartige Wortmeldungen für „sehr wichtig, weil sie Problemstellungen konkret machen und dadurch überhaupt erkannt werden kann, worum es geht.“ Im Interview mit den Potsdamer Neuesten Nachrichten sagt er weiter:
„Erst das Bekanntwerden macht eine Aussprache nicht nur mit den unmittelbar Betroffenen – Schülern, Lehrern und Eltern – möglich, sondern auch die notwendige Auseinandersetzung auf breiter gesellschaftlicher Basis. Denn solche Vorfälle sind nicht das Problem einer Schule. Die Äußerungen müssen getan werden, weil sie dazu führen, sich mit den Hintergründen und möglichen Gefahren zu beschäftigen.“
Ein Hitlergruß spielte im vergangenen Jahr auch in der Letschiner Oberschule eine Rolle. Ein Schüler hatte auf diese Weise eine Jugendgruppe aus Brest verabschiedet. Im Deutschlandfunk war am 16. Januar zu hören, wie die Schule mit diesem Vorfall umging. Auch der Schüler selbst kommt in der interessanten Diskussionssendung (die allerdings fast 70 Minuten dauert) zu Wort. Charakteristisch für die Schule in Letschin (Landkreis Märkisch Oderland) ist, dass hier offen über das Thema Rechtsextremismus geredet wird. Weitere Informationen zur Sendung und eine MP3-Downloadmöglichkeit gibt es hier.
Abschließend möchte ich Sie noch auf die Texte zum „Schwerpunkt Schule“ hinweisen, die die Bundeszentrale für politische Bildung vor einigen Tagen auf ihrer Rechtsextremismusseite bereitgestellt hat.
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