Benachteiligungen aufgrund „ausländisch klingender“ Namen sind offenbar weit verbreitet. Wer zu dem Problem im Internet recherchiert, stößt auf eine kaum überschaubare Vielzahl von Beiträgen. Aktuell wird die Thematik beispielsweise in der Schweiz diskutiert.
Secondos Plus, eine Organisation, die in der Schweiz lebende Migranten unterstützt, fordert, dass Eingebürgerte auf Wunsch ihren Namen ändern bzw. anpassen können. „Was, wenn Petrusic Glarner heißen würde“, lautet der Slogan der Kampagne. Die Initiative ist auch als Reaktion auf den ausländerfeindlichen Wahlkampf der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) gedacht. Derzeit wirbt ein SVP-Politiker namens Andreas Glarner mit dem Slogan „Maria statt Scharia“.
Ansonsten verfolgt der Verein Secondos Plus mit seinem Vorschlag eher pragmatische Ziele. Man ist sich darüber im Klaren, dass die Probleme von Migranten nicht allein durch Namensänderungen zu lösen sind. In der Medienberichterstattung über die Kampagne steht ein Problem im Vordergrund, das vor allem Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien betrifft: Ihre Namen werden in der Schweiz oft eigenartig geschrieben, weil es bestimmte Zeichen im Computersystem nicht gibt (bzw. weil sie auf der Tastatur schwer zu finden sind). „Wenn mein Name schon durch das Computersystem verändert wird, möchte ich ihn lieber gleich selbst anpassen“, meint Ivica Petrusic, Präsident von Secondos Plus Aargau.
Probleme mit ihrem Namen haben z. B. auch „ausländische“ Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen. Der Kaufmännische Verband Schweiz schreibt dazu auf seiner Homepage:
„Ausländische Jugendliche sehen sich mit besonders großen Schwierigkeiten konfrontiert. Wer den falschen Namen trägt, hat oft keine Chance auf eine Lehrstelle. Diskriminierungen aufgrund von Name oder Herkunft stehen einem leistungsorientierten Bildungs- und Wirtschaftssystem indes schlecht an.“
Aus diesem Grund richtete der Verband eine Online-Plattform für Lehrstellensuchende ein, die anonyme Bewerbungen ermöglicht.
„Sind Bewerberdaten anonym, hat die Herkunft keinen Einfluss mehr auf die Erfolgschancen. Im Zentrum stehen Kompetenzen und Motivation - und nicht Name, Herkunft oder auch Geschlecht. Anonymisierte Bewerbungsverfahren sind geeignet, allen Jugendlichen faire Chancen auf Zutritt zu Lehrbetrieben zu bieten - ihren Fähigkeiten entsprechend.“
Dass eine in diesem Sinne objektivere Auswahl der Bewerber auch im Interesse der Unternehmen liegt, wird in der Mitteilung nicht verschwiegen. Der Kaufmännische Verband agiert hier also keineswegs uneigennützig. Allerdings: Der Ansatzpunkt des Online-Projekts ist der erste Bewerbungsschritt. Ob im weiteren Verlauf des Bewerbungsverfahrens Benachteiligungen stattfinden, bleibt außer Betracht.
Zum Schluss möchte ich noch einmal zum Wohnungsmarkt (1. Teil) zurückkehren. So, wie der Kaufmännische Verband Schweiz, müssten eigentlich auch die Berliner Wohnungsgesellschaften erkennen, dass eine Diskriminierung von Migranten den eigenen Unternehmensinteressen zuwiderläuft. Eine kürzlich erschienene Studie des Heidelberger Politik- und Marktforschungsinstituts Sinus Sociovision, kommt zu dem Ergebnis, dass der Anteil der Migranten, „die sich bewusst von der deutschen Kultur abwenden und die aktiv versuchen, sich in ethnischen Enklaven abzuschotten … vergleichsweise gering“ ist. Vielmehr sei festzustellen, „dass es vielen Migranten mit der Integration gar nicht schnell genug vorangeht.“ Weiter heißt es in der Studie, an der auch der Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung beteiligt war:
„Auf dem Wohnungsmarkt werden Migranten … als negativ konnotierte soziale Randgruppe betrachtet – zu Unrecht, wie die Analysen von Sociovision zeigen, denn sie sind in weiten Teilen auch eine durchaus attraktive Zielgruppe: zahlungskräftig und am Erwerb von Wohneigentum interessiert.“
Link:
Sebastian Beck, Thomas Perry: Migranten-Milieus. Erste Erkenntnisse über Lebenswelten und wohnungsmarktspezifische Präferenzen von Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland (Zusammenfassung der Sociovision-Studie; PDF, 9 S.; die oben angeführten Zitate finden Sie auf den Seiten 192 u. 194)
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