Der Begriff Wende ist eine vor allem im Osten Deutschlands weit verbreitete Bezeichnung für die Friedliche Revolution von 1989/90 in der DDR. Egon Krenz, der Nachfolger von SED- und Staatschef Erich Honecker, hatte in seiner Antrittsrede am 18. Oktober 1989 von einer nötigen „Wende“ durch die SED gesprochen. Die griffige Bezeichnung wurde von vielen Ostdeutschen schnell aufgegriffen, auch von denjenigen, die darunter – anders als Krenz - einen fundamentalen Systemwechsel verstanden.
Kritiker lehnen den Begriff zur Beschreibung der grundlegenden Umbruchprozesse im Herbst 1989 ab. Die Veränderungen seien so massiv gewesen, dass sie durch die Bezeichnung „Wende“ nicht treffend erfasst würden.
In der wissenschaftlichen Literatur hat sich deshalb eher der Begriff Friedliche Revolution durchgesetzt. Betont werden damit zum einen der friedliche Verlauf und zum anderen die herausragende Rolle der Bevölkerung, die durch ihren Protest eine Umwälzung aller Verhältnisse erst herbeigeführt habe. Der Zusammenbruch des SED-Regimes („Implosion“) wird somit nicht in erster Linie auf die Schwäche der Herrschenden zurückgeführt.
Ob Wende oder Friedliche Revolution: Die damit verbundenen Umwälzungsprozesse haben das Leben von 17 Millionen Ostdeutschen sprichwörtlich über Nacht grundlegend verändert. Die individuellen und kollektiven Folgen sind bis heute im wiedervereinigten Deutschland auf vielfältige Weise zu spüren und tragen dazu bei, dass auch jüngere Generationen mit der Unterscheidung von Ost- und Westdeutschland aufwachsen.
BLPB, Oktober 2013 (zuletzt bearbeitet Oktober 2019)
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