Beim ersten Lockdown stand unser Autor kurz vor den schriftlichen Prüfungen und hatte große Angst, den Abschluss nicht zu schaffen. Der zweite Lockdown war eine starke psychische Belastung. Alles, was bislang selbstverständlich war, fiel weg. Aber etwas Gutes hatte die Zeit auch. Im Blog spricht er über seine Erfahrungen.
Ganz ehrlich, Anfang 2020 konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie sehr uns Corona beschäftigen würde. Doch im März hat sich unser Leben schlagartig verändert. Seit über einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie inzwischen über unser Leben. Gerade für uns junge Menschen ist diese Zeit eine Herausforderung, denn normalerweise passiert in dieser Phase des Lebens in einem Jahr unglaublich viel.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie es war, als sich der Virus auch in Deutschland immer stärker verbreitete. Plötzlich war keiner mehr sicher, wie es weitergehen würde. Am 13. März war ich vorerst das letzte Mal in der Schule. Ich stand damals kurz vor den schriftlichen Abschlussprüfungen meiner Fachhochschulreife und hatte plötzlich große Angst, meinen Abschluss nicht zu schaffen. Zum großen Teil mussten meine Mitschüler und ich uns dann von Zuhause auf die Prüfungen vorbereiten. Kontakt zu den Lehrern hatten wir nur über E-Mail, denn die brandenburgische Schulcloud funktionierte noch nicht so gut, wie jetzt. Dennoch habe ich meinen Schulabschluss geschafft.
Der erste Lockdown stellte mich vor eine große Herausforderung. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie habe ich mich ständig mit Freunden getroffen, war auf Konzerten oder bin weggefahren. Alles, was für mich selbstverständlich war, war es auf einmal nicht mehr. Ich vermisste auch das Handschütteln oder eine Umarmung zur Begrüßung. Aber dieser Lockdown war nach kurzer Zeit beendet.
Der zweite Lockdown war für mich eine starke psychische Belastung. Meine sozialen Kontakte haben sich in den letzten Monaten stetig minimiert und einige meiner Freundschaften sind in dieser Zeit kaputtgegangen. Es ist leider nicht das Gleiche, persönlichen Kontakt zu pflegen oder nur über Social Media-Kanäle zu kommunizieren. Ich habe es sehr vermisst, einfach ins Café zu gehen, ein Konzert zu besuchen, zu verreisen oder eine unbegrenzte Zahl an Freunden zu treffen. Ich möchte neue Menschen und Orte kennenlernen und mich wieder aktiv politisch engagieren.
Sowohl dem ersten, als auch dem zweiten Lockdown kann ich aber auch positive Dinge abgewinnen. Ich konnte meine Schularbeit für mich einteilen und danach meinen Tagesablauf planen. So musste ich nicht mehr um 5 Uhr morgens aufstehen, was wirklich gut tat. Außerdem habe ich viel Zeit mit meiner Familie verbracht und konnte mich jederzeit auf sie verlassen.
Dass die Inzidenzwerte nun stetig sinken, freut mich dennoch sehr. Ich bin überzeugt, wenn wir noch ein bisschen Ausdauer haben und uns weiterhin an die geltenden Regeln halten, werden wir schon bald wieder unser gewohntes Leben ohne Abstand und Masken führen können.
Jeremie J. Tille wohnt in Pritzwalk und macht gerade seine Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher. Er ist Mitglied im Jugendforum Prignitz und Organisator des CSD Prignitz.
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