Der Begriff bezeichnet erstens eine politische Bewegung in Deutschland, zweitens deren Weltanschauung und drittens ihr Herrschaftssystem. Als politische Bewegung entstand der Nationalsozialismus in der Krisenzeit nach dem 1. Weltkrieg. Im Selbstverständnis der Nationalsozialisten verbanden sich in ihrer Ideologie nationalistische und nationale mit sozialistischen Vorstellungen. Zwischen 1919 und 1933 formierte und festigte sich die Bewegung. Von 1933 und 1945 etablierte sie ein Herrschaftssystem, das auch als „Drittes Reich“ bezeichnet wird.
Der Nationalsozialismus war extrem nationalistisch, antidemokratisch, antipluralistisch, antisemitisch, rassistisch, imperialistisch und antikommunistisch. Er war gekennzeichnet durch die Einschwörung der Gesellschaft auf einen Diktator (Führerprinzip), eine gesellschaftliche Ordnung, in der „Rasse“ und „Blut“ eine zentrale Rolle spielten („Volksgemeinschaft“), die rassistische Ausgrenzung von Minderheiten bis zum Völkermord (Genozid), einen Gewalt-und Terrorapparat außerhalb jeglicher rechtlicher Normen (KZ- und Lagersystem), ein Einparteiensystem (NSDAP) und eine nahezu umfassende Kontrolle des öffentlichen Lebens. Daher spricht man auch von einem totalitären Herrschafts- und Weltanschauungssystem.
Der Nationalsozialismus war der radikalste Teil der faschistischen Bewegungen, die nach dem 1. Weltkrieg in Europa entstanden. Er folgte zunächst dem Vorbild des italienischen Faschismus unter Benito Mussolini, unterschied sich aber von ihm und dem Faschismus in anderen Ländern vor allem durch seinen aggressiven Machtanspruch und eine Rassenpolitik, die bis zum Völkermord gesteigert wurde (Holocaust).
Nach 1945 wurden zahlreiche Symbole des Nationalsozialismus in Deutschland verboten. Seine Verherrlichung und die Leugnung des Holocaust werden strafrechtlich verfolgt. Heute bezieht sich in der Bundesrepublik vor allem die Neonazi-Szene auf den historischen Nationalsozialismus, wobei dieser auch einer „Modernisierung“ unterzogen wurde.
Zum Weiterlesen
Nationalsozialismus
BLPB, September 2013
unter Verwendung von: Wolfgang Benz, Das Dritte Reich. Die 101 wichtigsten Fragen
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