Rechtsterrorismus ist ein Problem von hoher Aktualität. Gezielte, oft mörderische Anschläge in Deutschland und weltweit haben die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für diese Dimension rechtsextremer Gewalt in den vergangenen Jahren geschärft. Auch die Sicherheitsbehörden achten in der Zwischenzeit genauer auf Radikalisierungsprozesse am rechten Rand. Das war nicht immer so, wie Gideon Botsch in seinem Vortrag an historischen Beispielen deutlich macht.
Aber warum taten sich Behörden und demokratische Öffentlichkeit so schwer, Rechtsterrorismus als solchen zu erkennen und zu benennen? Botsch vertritt die These, dass es sich bei diesem um eine extreme Steigerung jener Gewalt handelt, mit der verschiedene Opfergruppen schon in ihrem Alltag konfrontiert sind. Übergänge zum Terrorismus müssen dabei nicht aufwändig ideologisch gerechtfertigt werden – sie gehen fließend aus rechtsextremen Gewaltpraktiken hervor. Der Gewaltakt selbst ist die politische Botschaft: Schon der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) propagierte „Taten statt Worte”.
Begrüßung:
- Dr. Andrea Riedle, Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, Berlin
- Prof. Dr. Miriam Rürup, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Potsdam
Vortrag:
- Prof. Dr. Gideon Botsch, Potsdam
Moderation: Heike Kleffner, Berlin
Gideon Botsch, 1970 geboren, ist Leiter der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien und außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft an der Universität Potsdam. Zu seinen Veröffentlichungen gehören der Band Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute (2012) sowie die Aufsätze NS-Propaganda im bundesdeutschen Rechtsextremismus (2015) und Was ist Rechtsterrorismus? (2019).
Heike Kleffner, 1966 geboren, ist Journalistin und Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.
Die Stiftung Topographie des Terrors und das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam haben eine neue Veranstaltungsreihe „Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ konzipiert, mit etwa zwei Veranstaltungen pro Jahr. Gemeinsam laden wir zur Eröffnung der Reihe ein.
Teilen auf
Bewertung
Neuen Kommentar hinzufügen