Mein Land ist mir zerfallen.
Sein‘ Macht ist abgetan.
Verstand, zu klagen an.
Mein Land ist mir gewesen,
Was ich trotz seiner bin:
Ein welterfahrnes Wesen,
Mit einem Spalt darin.
Mein Land hat mich verzogen,
Und gehe doch nicht krumm.
Und hat mich was belogen,
Und bin doch gar nicht dumm.
Mein Land hat mich mit Wider-
Willn an die Brust gepresst.
Und kam am Ende nieder
Mit mir, der es nicht lässt.
Mein Land trägt meine Züge,
Die Züge tragen mich.
Ich bin die große Lüge
Des Landes. (Wir meint: ich.)
Jürgen Rennert
Schriftsteller,
Mitarbeiter des Kunstdienstes der Evangelischen Kirche im Berliner Dom
14.1.1990
Bewertung
Teilen auf