Besucht die Voltaire Gesamtschule in Potsdam
Jugendweihe
Bei meiner Jugendweihe war ich ganz schrecklich aufgeregt. Vorher hab ich gedacht, dass ist so ein richtiger Wendepunkt. Aber im nachhinein ist mir aufgefallen, dass sich nicht sehr viel verändert hat. Erwachsen fühl ich mich noch nicht, nein, absolut nicht. Kind bin ich aber auch nicht mehr. Das ist so die Übergangsphase glaub ich, und die Jugendweihe hat gerade gut reingepasst. Ein bisschen Kind bin ich schon auch noch, ich hab ja eine kleine Schwester, mit der ich manchmal spiele.
Bei meiner Feier waren wir 40 oder 50 Personen. Wir sind eine sehr große Familie und wenn wir feiern, dann immer ganz groß. Natürlich ist das komisch, wenn man der Mittelpunkt ist. Plötzlich musste ich auch eine Rede halten. Darauf war ich gar nicht vorbereitet. Jemand hat ans Glas geklopft und gemeint, dass ich jetzt was sagen soll. Ich glaub, ich hab dann nur gesagt: Danke, dass ihr alle gekommen seid und Prost!
Beruf
Vor meinem Praktikum hab ich mich mit vielen Berufen auseinandergesetzt und im Moment interessiert mich Ergotherapeut sehr. Dann hat man mit Schlaganfall-Patienten zu tun oder mit Patienten, die querschnittsgelähmt sind und denen man so Kleinigkeiten des Alltags wieder beibringt, die halt wichtig sind, wie Zähne putzen, Hände waschen und solche Sachen. Man kann auch ganz viel Kreativität da reinbringen und töpfern oder malen. Unangenehm ist mir die Vorstellung nicht, denn ich hab schon Erfahrungen mit Behinderten. Im Hort hatten wir auch behinderte Kinder und um die haben wir uns ziemlich gekümmert, ihnen geholfen, mit ihnen gemalt.
Im Deutschunterricht hatten wir das Tagebuch der Anne Frank behandelt. Mich hat das sehr schockiert. Einige Dinge könnte ich mir in der heutigen Zeit gar nicht mehr vorstellen und andererseits fand ich es sehr besonders, dass ein so junges Mädchen so schreiben kann. Sie ist ja erst 13 gewesen, als sie anfing Tagebuch zu schreiben, und sie wurde nur 15 Jahre alt.
Als meine Uroma gestorben ist, war ich sehr traurig. Meiner Mutter ging es auch so. Wir beide haben uns dann zusammen wieder aufgerappelt. Meine Uroma war schon über 70, sie hatte mehrere Herzinfarkte und es ging ihr sehr schlecht. Es war eine Befreiung, da bin ich mir ganz sicher. Das ist erst ein Jahr her und jetzt kann ich auch wieder drüber sprechen. Das ging ’ne lange Zeit gar nicht.
An einen Gott glaube ich nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass es jemanden da oben gibt, der dann wartet. Aber ich will auch nicht glauben, dass nach dem Tod alles vorbei ist. Nur, dass ich mir nicht vorstellen kann, was danach kommt. Also ich lass’ mich sozusagen überraschen.
Familie
Seit Mai haben wir eine Katze in unserer Familie. Die haben wir von unserer Lehrerin gekriegt. Zuerst war ich ein bisschen skeptisch. Als wir sie dann aber geholt haben, und sie eine Woche bei uns war, da wurde die Katze das wichtigste Familienmitglied. Sie heißt Luzie. Meine Mutter hat mal einen Film gesehn, der hieß: „Luzie, der Schrecken der Straße“. Das passt sehr zu unserer neugierigen Katze.
Ich wünsche mir von meinem Vater, dass er etwas lockerer wird und nicht alles so ernst nimmt. Von meiner Mutter wünsche ich mir, dass sie mir mehr zuhört und ich mit ihr mehr reden kann. Ich wünsche ihnen noch ein langes Leben.
Schule
Von Lehrern wünsche ich mir zuerst, dass sie Kinder mögen und gut mit ihnen umgehen können. Und dann finde ich, ein guter Lehrer ist der, der locker ist, aber in bestimmten Situationen auch streng sein kann. Das ist kein Widerspruch, denn wenn man nur lockere Lehrer hat, dann wird der Stoff nicht übermittelt, und wenn man nur strenge Lehrer hat, dann lernen die Kinder auch nichts. Mein letztes Zeugnis war nicht so doll. Aber ich hatte damit gerechnet, weil ich das ganze Jahr nicht so gut gearbeitet habe wie die Jahre davor. Als Erklärung fällt mir nur ein, dass ich ziemlich faul war. Es liegt aber auch an der Pubertät. Man entdeckt neue Seiten am Leben, Jungs und andere Freunde, andere Gruppen. Und deshalb hat man für bestimmte Sachen eben keine Lust, auch wenn man Zeit hätte. Das ist das größte Problem.
DDR
Als der Mauerfall war, lebten meine Eltern noch nicht zusammen. Sie haben sich wenig gesehen, denn meine Mutter lebte in Potsdam und mein Vater noch an der Ostsee bei seinen Eltern. Meine anderen Großeltern wohnten damals noch in Westberlin. Davon hat mir meine Mutter erzählt, und wie das war mit ihren Eltern auf der anderen Seite der Mauer und dass die sie nicht sehen konnte und selten Kontakt hatte, außer mit Briefen. Jetzt wohnen meine Großeltern wieder in Babelsberg, nicht weit weg von uns. Ich kann gar nicht denken, wie es wäre, wenn ich sie nicht kennen würde. Über die DDR unterhalte ich mich aber wenig mit ihnen, weil ich weiß, dass sie es sehr schwer hatten und deshalb denke ich, dass sie nicht unbedingt darüber sprechen möchten.
Ferien
Von meinem Vater wünsch ich mir manchmal, dass er etwas lockerer wird. In den Ferien ging es, aber da haben wir uns auch wenig gesehen. Wir waren in Thüringen auf einem Bauernhof. Ich hatte wenig mit meinen Eltern zu tun, weil die mit meiner Schwester viel auf Achse waren und ich die ganze Zeit auf dem Bauernhof geblieben bin. Ich glaub, dass war ganz gut so. Ich hatte meinen ruhigen Urlaub und sie hatten auch ihren ruhigen Urlaub. Wir waren ja schon zum dritten Mal da und deswegen kenn ich inzwischen das Tourismusprogramm und muss nicht jedes Mal wieder mit. Ich war dafür reiten und hab zusammen mit Steve, dem Jungen von dem Bauernhof, die Gegend erkundet und ziemlich viele neue Freunde gefunden. Hauptsache ich war 22 Uhr wieder Zuhause.
Zukunft
Bis vor kurzem hätte ich gesagt, ja, auf jeden Fall will ich Kinder. Aber jetzt mach ich mir mehr Gedanken darüber und im Moment weiß ich gar nicht, ob ich über-haupt Kinder kriegen möchte. Auf keinen Fall würde ich als Schülerin schon ein Kind haben wollen. Erst einen Beruf und Arbeit und dann einen Mann, der auch bei mir bleibt. Aber das kann man ja leider nicht so gut planen.
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