Monique

Manches ist ganz schön ungerecht verteilt

Monique

Monique

Geboren im April 1990
Besucht die Voltaire Gesamtschule in Potsdam

DDR
Meine Oma meint immer, dass früher alles ganz anders war. Am Tag, als die Mauer aufging, haben meine Eltern im Fernsehen eine Übertragung gesehen. Sie haben gedacht, es wäre eine Reportage und haben zuerst gar nichts begriffen und es auch nicht geglaubt. Mein Papa ist dann allein rüber gefahren, weil meine Mama zu der Zeit mit mir schwanger war und sie nicht wollte bei dem Riesengedränge. Mein Papa hat sich alles angeguckt und das Geld umgetauscht. Erst sehr viel später ist auch meine Mama rüber gefahren, ich glaube erst im Juni, als ich schon auf der Welt war.


Schule
Ich hatte eine Empfehlung für das Gymnasium, aber das wollte ich nicht, weil dort immer ein großer Druck ist. Zusammen mit meinen Eltern habe ich überlegt, was ich mache. Vorgeschrieben haben sie mir nichts. Es ist ja schließlich mein Leben und deshalb war es auch meine Entscheidung. Ich wollte unbedingt an die Voltaire- Schule. Besonders gefällt mir hier, dass ich Spanisch lernen kann, weil ich die Sprache gut finde. Die Grammatik, die Endungen und die Verben sind schon ein bisschen anstrengend, aber als wir im Urlaub auf Gran Canaria waren, habe ich mir immer die Speisekarte durchgelesen, um zu sehen, ob meine Vokabeln schon ausreichen. Meine Eltern können kein Spanisch und so konnte ich auch mal sagen: Wusstet ihr das nicht? Das ist ein super Gefühl.


Politik
Mein Opa liest viel Zeitung oder hört Nachrichten und spricht dann darüber. Wir unterhalten uns auch über Hartz IV. Wenn man ein Jahr lang arbeitslos ist, bekommt man nur noch Arbeitslosenhilfe und kein Arbeitslosengeld mehr. Ich würde das irgendwie ungerecht finden, wenn jetzt meine Eltern gekündigt werden, können sie doch nichts dafür! Wenn man sich mal so ansieht, was normale Eltern verdienen und vergleicht, wie viel Brad Pitt oder Jonny Depp für einen Film bekommen, dann meine ich, es sind doch nur Schauspieler, die machen Filme und das ist ihr Job. Müssen die so viel Geld bekommen? Klar, das ist etwas anderes als Büroarbeit. Aber trotzdem ist der Vergleich ganz schön heftig. Oder wenn man sich die Gehälter von Ministern ansieht, das ist doch auch nur ihr Job. Also die Verteilung müsste schon ausgeglichener sein. Die Minister könnten für einen Monat mal eine Nullrunde machen. Das würde denen nicht schaden und der Staat hätte wieder ein bisschen Geld.

Ich wünsche mir, dass die Politiker nicht alle über 50 sind, sondern dass es jüngere gibt. Was nützt es mir, wenn der Bildungsminister schon seit 30 Jahren aus der Schule raus ist? Der weiß gar nicht, wie es hier so ist.
 

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir zum Beispiel wünschen, dass ich nach einem Studium auch eine Chance auf einen guten Arbeitsplatz hätte und dafür nicht weit wegziehen müsste. Die Arbeitslosigkeit ist im Osten ja höher als im Westen und deshalb ziehen viele Leute weg. Ich glaub, ich würde es auch machen, wenn es gar nicht anders geht. In meine Zukunft möchte ich eigentlich nicht gucken. Etwas Positives will man natürlich sehen, aber wenn es negativ ist, lieber nicht. Ich könnte mir später auch vorstellen, für ein Jahr in einem anderen Land zu arbeiten. Aber nur, wenn man dort Englisch oder Spanisch spricht und ich mich verständigen kann. Ich finde, der Fortschritt ist irgendwie zu schnell. In manchen Ländern, wie zum Beispiel in Ägypten, sieht man die Leute, wie sie in Blechhütten leben ohne irgendwelche Elektrizität und betteln müssen. Und dann sieht man uns hier, mit zwei Computern, einem großen Haus und mehreren Autos. Ich finde, das ist ganz schön ungerecht verteilt. Ich frage mich dann, was man machen kann und ob Spenden wirklich nützen, weil man doch nie weiß, wo die hingehen. Aber die Menschen können einem Leid tun. Deshalb würde ich als Ärztin oder Krankenschwester versuchen zu helfen. Sicher wird man dort mehr gebraucht als hier.



Familie
Ich bin meinem Vater sehr ähnlich in Mimik und Gestik und wir haben auch den gleichen Humor. Er ist mein Vorbild. Ich will mal so werden wie er. Ich hab mir immer einen großen Bruder gewünscht, denn ich habe fünf Cousinen – alles nur Mädchen! Eine große Schwester brauche ich nicht, weil Mädchen sich oft anzicken und kleinere Geschwister sind irgendwie stressig. Das kenne ich von einer Freundin. Mit Jungs kann man einfach besser reden. Eigene Kinder möchte ich erst so mit Ende 20 haben. Zu alt sollte man auch nicht sein. Manchmal sieht man das ja und sagt dann: Hallo, das ist wohl dein Opa? Und dann ist es der Papa. Für das Kind ist das nicht unbedingt schön, eher peinlich. 

Ich wünsche mir, dass meine Eltern so bleiben, wie sie sind.

Religion
In LER (Lebenskunde, Ethik, Religion) haben wir über Glauben gesprochen. Ein paar aus unserer Klasse sind Christen. Aber ich denke, dass sie das nur sind, weil es Tradition ist in ihrer Familie, in die sie geboren wurden und dann wurden sie eben auch getauft. An ihrem Aussehen und Charakter merkt man nichts. Die beten nicht und gehen auch nicht sonntags in die Kirche und über die Bibel wissen die auch nicht so immens viel. Nein, die sind so wie wir, auch in ihrer Einstellung. Der Unterschied ist eben, dass sie keine Jugendweihe hatten, aber dafür Konfirmation.
 

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