Paula

Wofür lebe ich eigentlich und warum?

Paula

Paula

Geboren im Oktober 1989
Besucht die Voltaire Gesamtschule in Potsdam

Heimat

Heimat ist für mich nicht unbedingt der Ort, wo man geboren ist, sondern der Ort, wo man sich geborgen fühlt. Für mich ist das im Moment identisch, aber ich denke nicht, dass das für alle Menschen identisch ist. Ich bin jemand, der Heimweh hätte, wenn er länger weg wäre, weil ich mich gut mit meiner Familie verstehe. Da würde mir sehr was fehlen. Auf der anderen Seite würde mir auch etwas fehlen, wenn ich immer zu Hause sein müsste, immer am selben Ort, immer dasselbe machen. Ich denke auch, dass sich Heimat verlagern kann.



Beruf

Ich hab Angst davor, eine Zukunft zu haben, in der ich mit Mann und Kind nur irgendwo rumsitze. Das wäre mein absoluter Alptraum. Ich brauche irgendwas, wo man in Bewegung ist und mit vielen Leuten zusammen ist und wo man kreativ sein kann. Vielleicht Schauspielerin oder Sängerin in einer Band. Singen macht mir Spaß. Ich könnt mir ein Bandleben gut vorstellen. Aber nicht in einer berühmten Rockband, das wäre dann auch wieder Stress.

Schule
Schule ist ganz o.k., nur Mathe ist manchmal richtig schwer. Am liebsten mag ich Musik, wie wahrscheinlich jeder. Kunst mach ich auch gerne, bloß mit der Lehrerin habe ich ein Problem. Die findet mich wohl zu vorlaut. Naja, also ich glaub nicht, dass ich gerade die Stillste bin, das stimmt schon. Aber ich bin eben fast immer gut drauf, hör anderen gern zu und führe auch gern ernste Gespräche. 

Meine Eltern sind geschieden und meine Mutter macht immer meinen Vater schlecht, wenn er mal wieder keine Zeit für mich hat! Daher wünsche ich mir, dass mein Vater mehr Zeit für mich hat und meine Mutter damit aufhört!

Politik
Von Politik hab ich im Moment nicht so viel Ahnung. Damit werde ich mich aber beschäftigen, wenn ich erwachsen bin und vor allem, bevor ich wählen gehe. Auf keinen Fall würde ich nur nacherzählen, was meine Eltern sagen. Ich will mir selber eine Meinung bilden. Jetzt hab ich erst mal andere Dinge, um die ich mich kümmern muss. Neulich bin ich auf einer Demo gegen Rechte gewesen. 'Gemeinsam Nazi-Terror stoppen!‘ und 'You are not alone!’. Ich muss natürlich wissen, wogegen die Demo ist. Sonst wär es dumm. Besonders krank finde ich, was auf der Welt für Sachen gelagert werden, mit denen man die ganze Welt kaputt machen könnte. Wenn ich darüber nachdenke, ist das beängstigend.



Zukunft
Ich würd mir eine Zeitmaschine wünschen. Das wär mal interessant. Auf der Fahrt in die Zukunft würde ich auch ein paar Freunde mitnehmen. Aber so weit in die Zukunft würde ich nicht sehen wollen. Ich will nicht sehen, was in 1000 Jahren ist, dann sieht man vielleicht, dass sich die Welt selber zerstört hat, und man kann gar nichts mehr von ihr sehen. Aber mir selbst würde ich gerne mal zusehen in der Zukunft, vielleicht würde das die Spannung ein bisschen rausnehmen. Ich bin ein Mensch, der nicht an Schicksal glaubt. Ich denke, der Mensch lebt so, wie er selber alles entscheidet.

Wie ich mit 20 lebe, würde mich interessieren, ich bin ja so neugierig! Wenn ich mich als Straßenpenner sehen würde, dann würde ich mein Leben noch so lange genießen, wie es geht. Wenn es dann auf’s Ende zusteuert, würde ich auch selber Schluss machen.

DDR
Natürlich interessiert mich DDR auch. Ich denke mal, das war eine Gewöhnungssache. Wenn man da wohnte und nichts anderes kannte, dann war das kein großes Problem. Wenn man aber etwas anderes kannte, war es schon eine große Freiheitsberaubung. Es kommt immer darauf an, wo man hineingeboren wird. Für mich ist es wichtig zu wissen, wo ich herkomme. Andererseits sage ich mir, dass es viel wichtiger ist, wo ich jetzt bin, weil ich nicht gestern lebe, ich lebe ja heute

Familie
Wenn ich über Glück nachdenke, dann heißt das für mich: Liebe und mit meinen Freunden zusammen sein und sich gut mit den Eltern zu verstehen. Gerade jetzt in dieser schwierigen Phase der Pubertät finde ich das sehr wichtig. Klappt auch einigermaßen. Meine Eltern leben getrennt. Mit meinem Vater komme ich gut klar. Für den ist es nicht schwer, weil der mich nur zwei Stunden in der Woche sieht, und deshalb kann der immer sagen, ja, gleiche Ansichten. Er hat auch keine Verantwortung für mich. Ist überhaupt nicht schwer, dass wir uns verstehen, der Alltag fehlt eben. Wenn ich bei ihm leben würde, wäre das umgekehrt sicher genauso mit meiner Mutter.

Mein Lieblingsthema ist im Moment die Suche nach dem Sinn des Lebens. Das fragt sich wohl jeder, der in der Pubertät ist: Wofür lebe ich eigentlich und warum? Ich denke, hauptsächlich ist es das Ziel eines jeden Lebens, glücklich zu werden. Wie – das herauszufinden, ist dann halt auch wieder ein großes Ziel. Manchmal kann ich auch sauer werden und ganz schön fies. Aber ich raste nie vor meinen Freunden aus, sondern nur gegenüber solchen ach-bin-ich-cooldrauf- Leuten, wenn die mich anmachen auf Grund meiner schwarzen Kleidung und Gruftie zu mir sagen oder hinter mir herbrüllen: Ach, wie süß, ein Anarchie- Opfer! Bloß, weil ich an meinem Rucksack so’n A-Zeichen dran hab. Dabei hat das überhaupt nichts mit Gruftie zu tun. Und deswegen stört mich das total. Zum Glück können die mich nicht wirklich erreichen. Auch geb ich mich mit Leuten gar nicht erst ab, die solche Vorurteile haben. Wenn ich meinen Stil beschreiben würde, dann ist das eine Mischung von ein bisschen Rock, Punk und dem, was man unter Gruftie versteht.

Die Frage 'Was ist Glück?‘ ist gerade ein ziemlich großes Problem für mich. Vor ein paar Monaten hatte ich eine Phase, wo ich immer mit vielen Leuten zusammen sein wollte. Wir waren eine Gruppe und haben uns täglich am Bahnhof getroffen. Aber es hat mir nichts gebracht, das wusste ich schon von Anfang an. Am Bahnhof abhängen hat so was Asoziales. Gemacht hab ich es, weil ich dachte, dass ich glücklich bin, wenn ich mit meiner Freundin Jenny zusammen sein konnte. Wie ich nach ner Weile gemerkt hab, war sie aber ein ziemlich oberflächlicher Mensch und deshalb hab Schluss gemacht. Im nachhinein finde ich es natürlich ziemlich blöd, dass ich so viel am Bahnhof war.

Jugendweihe
Ich hab keine Jugendweihe gemacht und unglücklich bin ich auch nicht darüber. Ich konnte mir selber denken, dass ich jetzt 14 bin und Jugendweihe hätte. Dazu brauchte ich niemanden, der mir das sagt. Ich denke auch, ich fühl mich genauso wie die anderen, die Jugendweihe hatten. Doof finde ich aber, wenn jetzt jemand schon 'Sie‘ zu mir sagt. Also, ich weiß nicht, irgendwie ist man stolz und dann findet man es auch total blöd, jetzt schon gesiezt zu werden.

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