Pia

Manche sagen, ich bin schulkrank

Pia

Pia

Geboren im Oktober 1989
Besucht das Marie-Curie-Gymnasium in Wittenberge

Beruf
Ich will mal Gerichtsmedizinerin werden. Pathologen gibt’s so viele. Eigentlich wollte ich Tierärztin werden, aber ich habe Allergien gegen Meerschweinchen und andere Tiere und deshalb geht das nicht. Also hab ich mir überlegt, was ich noch werden könnte. Vielleicht Hautärztin, damit ich anderen helfen kann. Wenn einer aber Hautausschlag hat, geht das auch nicht, ich könnte mich ja anstecken. Deshalb kam ich auf Gerichtsmedizinerin. Im Moment ist mir der Gedanke nicht unangenehm, so schlimm kann das nicht sein. Tote lügen nicht. Als Gerichtsmedizinerin kann man jemandem aus der Patsche helfen oder auch den richtigen Täter finden.

Ein Bekannter, der von so was Ahnung hat, der hat neulich gemeint, dass ich erst mal Medizin studieren muss und dann vielleicht noch mal ein bisschen Latein. Er hat auch gesagt, ein guter Gerichtsmediziner macht immer ein Jura-Studium und er meint, ich wäre erst mit 35 fertig. Dass das bei mir so lange dauert, glaube ich nicht.

Schule
Ich will gut sein in der Schule. Ja, man könnte sagen, ich bin ehrgeizig. Manche sagen sogar, ich bin schulkrank. Jetzt gehöre ich noch zu den drei, vier Besten. Eigentlich lerne ich leicht, besonders schnell kann ich etwas auswendig lernen. Aber bei den Sachen, wo man was verstehen muss, bin ich nicht so gut. Mathe fällt mir schwer. Jetzt am Gymnasium muss ich mich schon hinsetzen und für eine Klassenarbeit richtig üben. Gespickt habe ich noch nie. Das wäre mir schrecklich peinlich, wenn ich dabei erwischt würde. Ich erzähl höchstens mal ganz leise mit meiner Freundin, wenn keiner guckt. Bei einem in unserer Klasse war es so, dass der einen Zettel geschrieben, aber nicht genommen hat. Er hat ihn offen in der Federtasche liegen lassen. Der Lehrer dachte natürlich, dass er den Spickzettel benutzt hat und hat ihm dafür eine 6 gegeben. Mir wäre das zu gefährlich.

Politik
Neulich stand Wittenberge in allen Zeitungen, als der neue Bahnhof eingeweiht wurde und man dem Bundeskanzler ein Ei an den Kopf werfen wollte. Damit hätte ich gar nicht gerechnet, denn es klang doch so, dass sich alle freuen auf den Besuch. Dann auf einmal so was! In der Schule haben sie erzählt, dass auch Steine gegen Autos geworfen wurden. Das find ich nicht gut. Protestieren kann man ja, aber ohne dass man dabei etwas kaputt macht. Ich würde nicht auf eine Demonstration gehen. Da hätte ich viel zu viel Schiss, dass mich dann die Polizei mitnimmt. Der neue Bahnhof ist schon schön, aber ich find´s blöd, dass dafür alles Geld ausgegeben wurde, weil der alte eigentlich noch gut war. Der neue ist sehr groß, aber hier sind so wenig Einwohner, die nutzen den kaum. Was hätte man mit dem Geld alles machen können. Die Schwimmhalle ist schon ein Jahr zu. Im Winter kann man aber nicht im Friedensteich baden! Wir hatten mal ein Jugendzentrum. Das haben sie jetzt ganz hinten ans Ende von Wittenberge verlagert. Da geht fast keiner mehr hin, weil das einfach zu weit weg ist.

Von den Politikern wünsche ich mir:  dafür mehr machen: Mehr Freizeitmöglichkeiten, weil es viel zu wenig davon in Deutschland gibt (Deutschland ist irgendwie kein kinderfreundlicher Staat)

Familie
Meine Eltern würden mich sicher so lange unterstützen, bis ich mit meinem Studium fertig bin. Das machen sie ja jetzt auch. Später, wenn ich groß bin und sie älter, dann werde ich sie dafür unterstützen. Ich glaube, das würde jeder machen, wenn die Eltern schon ziemlich alt sind. Man kocht für sie, ist öfters da oder wenn’s nachher gar nicht mehr geht, nimmt man sie zu sich nach Hause und kümmert sich drum. Das finde ich völlig normal. 

Vor einer Klassenarbeit mach ich mich immer ganz fertig. Obwohl ich gelernt habe, setze ich mich unter Druck. Während wir dann schreiben, bin ich immer ganz fusslig, ich zittere und bekomme schweißnasse Hände. Manchmal knabbere ich vor Angst sogar an meinen Fingernägeln. Damit will ich natürlich aufhören, aber so einfach geht das gar nicht. Besser schaffe ich das mit meinem Gewicht. Ich will ein bisschen leichter sein, nur so 50 Kilo wiegen und wenn mich das doll stört, esse ich eben weniger. Mittag esse ich ordentlich, dafür lasse ich nachmittags Kaffee und Kuchen weg und ess zum Abendbrot lieber nur einen Salat und nichts weiter. Meine Mutti findet das gut, wenn ich nicht so viel nasche. Aber sie findet auch, dass ich eigentlich ganz o.k. bin.

Taschengeld bekomme ich von meinen Eltern nicht, nur von meiner Oma jede Woche 2,50 Euro. Ich spare das Geld, denn was ich brauche, bekomme ich auch so. Klamotten kaufen wir meist gemeinsam. Wenn mir meine Oma was aus dem Urlaub mitbringt, gefällt mir das immer und die anderen wissen auch, was ich für einen Geschmack habe. Ich bin ganz zufrieden so.

Zukunft
Wenn ich mir jetzt vorstelle, was ich in zehn Jahren mache, denke ich, dass ich da noch studiere. Bestimmt bin ich irgendwo in einer Großstadt und lebe mit ein paar anderen in einer WG zusammen. Jedenfalls, solange sie alle ordentlich sind. Ansonsten kann ich das nicht, denn mich stört total, wenn dann eine dabei ist, die ihren ganzen Müll liegen lässt. Vielleicht hab ich auch schon einen Freund, aber einen Mann nicht, nein. Ein Kind will ich dann auch noch nicht. Meine Mutti war 24, als sie mich bekam. Aber dass ich mit 24 schon ein Kind bekomme, kann ich mir wirklich nicht vorstellen.


Hobby
Ich tanze Rock ’n‘ Roll. Als ich fünf war, hat mich meine Mutti zu so einem Kurs angemeldet. Auf Turnieren war ich auch schon und hab früher mal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Heute will ich das nicht mehr, weil das so ein Druck ist und man so weit fahren muss. Die Kostüme kosten viel Geld. Unsere schneidert die Oma von meinem Tanzpartner. Erst wollten wir Schwarz-Rot haben, weil Rot meine Lieblingsfarbe ist und Schwarz schlank macht. Nun hatten das aber schon so viele. Deshalb haben wir noch Gold dazu genommen.

Vor dem Auftritt bin ich immer aufgeregt. Das legt sich aber, wenn ich tanze. Ich finde es schön, wenn die Leute klatschen, weil es ihnen gefallen hat und sie die Fehler manchmal nicht gesehen haben. Aber mein Beruf soll das später nicht werden.

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