Besucht das Marie-Curie-Gymnasium in Wittenberge
DDR
In unserer Familie haben wir uns schon öfter unterhalten, wie das so früher in der DDR war und was die alles gemacht haben. Dass sie ins Ferienlager gefahren sind zum Beispiel. Ich glaube, FDJ war das Ferienlager, wo die sich dann immer getroffen haben und die trugen ein blaues Hemd und ein weißes Tuch um den Hals – also das hieß Freie Deutsche Jugend. Zu DDR fällt mir noch ein, dass da eine Mauer war. Die wurde ’89 aufgemacht. Und vorher, wer da in die Nähe der Mauer gegangen ist, der wurde getötet. Zuerst wurde er gewarnt, dass er zurückgehen soll. Aber dann wurde er getötet, wenn er zu dicht rangegangen ist. Es haben nur ganz wenige geschafft, von der DDR in den Westen rüber zu kommen. Die Grenze war hier in der Nähe, und wir waren ganz schön dicht dran. Da ist heute noch ein Turm. An dem war ich schon mal und hab ihn mir aus der Nähe angesehen.
Politik
Politiker machen oft Versprechen, die sie dann nicht wahr machen. Dass in Deutschland die Benzin-preise wieder doll fallen sollen, dass die Steuern runter sollen, davon hat man noch nichts gesehen. Oder dass die Kinder öffentliche Einrichtungen bekommen sollen, davon hat man auch noch nichts gesehen. Und beim Dosenpfand haben sie versprochen, dass man die Dosen überall zurückgeben kann – kann man aber nicht.
Jugendweihe
Zur Jugendweihe war fast meine ganze Verwandtschaft da. Nur meine eine Oma und mein einer Opa die waren auf Kur, weil mein Opa eine Beypass-Operation hatte. Dafür war dann meine Uroma dabei. Sie fands zu laut, aber sonst ganz cool. Ich fand es schon feierlich, obwohl das Musik-Programm die Wenigsten von uns gut fanden. Ich denk mal, das war nichts für uns Jugendliche. Ein Gospel- Chor ist eher etwas für die Erwachsenen. Und die ganz alten Leute, eben wie meine Uroma, die fanden die Musik auch schon wieder schrecklich. Zur Jugendweihe hab ich dann noch einen Korb geschenkt bekommen mit allem, was ein bisschen witzig ist und für ältere Menschen geeignet. Ein Fußdeo war drin, ein Nagelknipser und eine Nagelfeile und ein Rasierer mit Rasierschaum und Aftershave. Aber das benutze ich noch nicht. Von meiner Oma hab ich eine Flasche Sekt bekommen. Geld gab es auch noch. Hat sich richtig gelohnt für mich. Das Geld leg ich jetzt wahrscheinlich in einem Sparbrief an, davon will ich später den Führerschein machen.
Beruf
Irgendwas muss ich später machen. Da habe ich mir einen Beruf rausgesucht, der mir gefallen kann und der ein bisschen anspruchsvoller ist und bei dem man viel Geld verdienen kann. Erst wollte ich Chirurg werden, aber als ich mir die Bilder im Fernsehen angeguckt habe, wollte ich’s nicht mehr. Da habe ich mir gedacht, Zahnarzt ist eine abgeschwächte Version und man kann da auch mal viel Geld verdienen. Jedenfalls sehe ich das so. Deshalb wollte ich aufs Gymnasium gehen, denn Latein gibt’s nur dort. Meine Zensuren waren ganz gut und als wir in der Grundschule bei einer Beratung waren, hat die Lehrerin auch gesagt: Aufs Gymnasium mit dem Kind!
Hobby
Fußball ist mir sehr wichtig. Nach der Feierstunde zu meiner Jugendweihe sind meine Eltern, mein Bruder und ich gleich nach Wolfsburg gefahren, zum Bundesliga-Spiel, dem letzten Spiel der Saison. Karten hatten wir schon seit drei Monaten. Nur ich bin ein Fußball-Fan in unserer Familie und da hat sich mein Vater so gedacht, ja, fahren wir mal hin, machen wir ihm die Freude. Gespielt hat Wolfsburg gegen Schalke. Schon in der dritten Minute ist ein Tor gefallen und mein Vater ist aufgesprungen und hat 'Tooor!‘ gerufen. Am Schluss war’s unentschieden 1:1. Es gab noch ein Abseitstor in der 17. Minute. Von meinen Eltern fand ich’s toll, dass sie das gemacht haben. Jetzt wollen sie auf einmal wieder hinfahren, weil sie es auch gut fanden. Für Fußball sind sie noch immer nicht so, aber das Stadion und die Atmosphäre die da drin ist, das wollen sie noch mal erleben. Nächstes Jahr fahren wir nach Dortmund zur Bundesliga.
Für die Zukunft stelle ich mir vor, dass ich ein großes Haus habe, vielleicht mit einer Zahnarztpraxis und einer Frau, die auch mitarbeiten kann. Und dann, denk ich mal, gehören zu einer Familie auch zwei Kinder. Nur ein Kind wäre immer so allein. Ich hab einen jüngeren Bruder und als der mal weg war für eine Woche, da wusste ich gar nicht mehr, was ich machen sollte. Wenn wir zusammen sind, kann ich ihn ein bisschen ärgern oder so, das ist ja auch eine Abwechslung. Mein Bruder hat ganz schlechte Augen. Er ist jetzt ein Ausnahmekind in der Klasse, da gibt es wegen ihm nur 23 Schüler statt 28 und er bekommt alles extra, die Texte und was man so im Unterricht braucht. Jetzt bekommt er Kontaktlinsen, dadurch geben meine Eltern ein bisschen mehr Geld für ihn aus. Aber ich habe schon Angst, dass er irgendwann blind wird und dann gar nichts mehr machen kann.
Glück
Glück ist, wenn etwas passiert, alle einen Schreck kriegen und es dann doch nicht so schlimm ist. Das war mal so mit meinem Fuß. Beim Fußballspielen bin ich umgeknickt, dann hat es geknackt und es tat sehr weh, und ich dachte, jetzt ist alles vorbei. Aber dann ging es doch wieder – das ist Glück.
Heimat
Heimat ist für mich Prignitz, Wittenberge, meine Familie und alles, was mich daran erinnert. Meine Familie ist mir ganz wichtig. Mit allen, die dazu gehören: meine Großeltern, meine Urgroßeltern, auch meine Tanten und mein Onkel und alle anderen. Hier fühle ich mich geborgen, weil ich hier aufgewachsen bin und alles kenne. Aber Bayern ist für mich auch ein vorstellbarer Ort als Heimat, da würde ich auch hinziehen. Seit wir dort mal im Urlaub waren, habe ich Wintersport sehr für mich entdeckt. Am liebsten würde ich später mal in einem Dorf in der Nähe einer Großstadt wohnen, wo nebenan Wald ist und man mit der Natur verbunden sein kann. Direkt in einer Großstadt würd ich nicht leben wollen, weil es da stinkt und es nicht angenehm ist, wenn man morgens aufwacht und die Autos hört.
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