Weiße Masken, Fackeln und einen Internetzugang - mehr brauchen Neonazis nicht, um den Demokraten den Kampf anzusagen. Aber wie will man einen Gegner inhaltlich stellen, der sich nicht zu erkennen gibt?
Das Internet hat einige bizarre Phänomene hervorgebracht. Da „twittert“ die Oma die neuesten Sonderangebote via Smartphone direkt aus dem Supermarkt, oder wildfremde Menschen treffen sich spontan auf öffentlichen Plätzen und imitieren wahlweise Vogelstimmen, machen La-Ola-Wellen oder erstarren zu Skulpturen. Das Ganze nennt sich dann „Flashmob“ und es gilt: so spaßig, so skurril, so gut. Dass dieses „Blinddate unter Selbstdarstellern“* allerdings auch in einen rechtsextremen Kontext verfrachtet werden kann, dokumentiert aktuell die Gruppierung „Die Unsterblichen“ mit ihrer Kampagne „Werde unsterblich“.
Das Vorgehen ist immer gleich. Eine Schar von Gleichgesinnten nutzt die Annehmlichkeiten der modernen Kommunikation, um scheinbar spontan - vorzugsweise nachts - mit Fackeln und weißen Masken bewaffnet durch deutsche Städte zu stolzieren. Anstelle von spaßigen Statements treten stramm Rechte Parolen. Und bevor die Ordnungsmacht erscheint, um auf die Einzelheiten des deutschen Versammlungsrechts zu verweisen, ist der Spuk schon wieder vorbei. Es handelt sich hierbei schlicht um den Versuch der Neonazis, alte Parolen in ein möglichst jugendaffines, subtiles und modernes Gewand zu kleiden. Die Botschaft bleibt aber dieselbe. Eine kleine Kostprobe gefällig?
Soso…
Jedoch ist es wenig ratsam, die kostümierten Faschisten milde zu belächeln oder deren Treiben gar zu bagatellisieren. Es handelt sich nämlich mitnichten um ein partielles und regionales Problem. Auf der größten Videoplattform, die das Internet zu bieten hat, finden sich filmisch dokumentierte Auftritte aus Hamburg genauso wie aus Konstanz, Wismar oder Bautzen. Alleine 2011 gab es mehr als ein Dutzend unangemeldete Veranstaltungen dieser Art. In Brandenburg wurde dieser „braune Flashmob“ zwar noch nicht gesichtet, aber es gibt Mutmaßungen darüber, dass das Konzept aus dem Umfeld der Brandenburger Neonazi-Gruppierung „Spreelichter“ stammt.
Ein weiterer Punkt, der gegen eine Verharmlosung spricht, ist der professionelle Stil, in dem die eigenen Veranstaltungen dokumentiert und die eigene Botschaft via Internet transportiert wird. Mit der richtigen Musik und entsprechenden Kenntnissen der Videobearbeitung ist es allerdings auch möglich, den morgendlichen Gang zum Bäcker in ein heroisch anmutendes, audiovisuelles Meisterwerk zu verwandeln. Trotzdem sollte nicht unterschätzt werden, wie schnell sich insbesondere Heranwachsende dieser morbiden Faszination ergeben, wenn man nur weiß, welche Reizpunkte es zu setzen gilt.
Die entscheidende Frage an dieser Stelle lautet daher, was kann man dem entgegensetzen?
Neben der Informations- und Aufklärungsarbeit ist ein Ansatzpunkt sicherlich, dieses Treiben zu parodieren. Eine Strategie, die bereits mit dem Label „Storch Heinar“ als Imitation für die bei Rechtsextremen beliebte Modemarke „Thor Steinar“ wunderbar funktioniert hat. Aber was meint Ihr? Eure Meinung würde mich an dieser Stelle interessieren. Fakt ist, die extreme Rechte versucht vermehrt „neue“ Medien für sich zu nutzen. Offen ist allerdings, ob sie damit Erfolg hat, oder dieser „Hype“ in naher Zukunft wieder verpufft.
Test
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New McCarthyism
Das Vorgehen ist immer gleich. Eine Schar von Gleichgesinnten nutzt die Annehmlichkeiten der modernen Kommunikation, um scheinbar spontan - vorzugsweise nachts - mit Fackeln und weißen Masken bewaffnet durch deutsche Städte zu stolzieren. Anstelle von spaßigen Statements treten stramm Rechte Parolen. Und bevor die Ordnungsmacht erscheint, um auf die Einzelheiten des deutschen Versammlungsrechts zu verweisen, ist der Spuk schon wieder vorbei. Es handelt sich hierbei schlicht um den Versuch der Neonazis, alte Parolen in ein möglichst jugendaffines, subtiles und modernes Gewand zu kleiden. Die Botschaft bleibt aber dieselbe. Eine kleine Kostprobe gefällig?
"Stramm rechte Parolen". Soll das heißen, dass die Fackelträger etwa nur "rechts" sind aber nicht "rechtsextrem". Und diese permante Gleichsetzung von rechts (also nicht-links) und rechtsextrem hat doch System. Dahinter steckt der Versuch, alle nicht kulturell links orientierten Bewegungen und Personen mit Neonazisten gleichzusetzen, und ein ganzes politisches Spektrum, das von keiner der deutschen Mainstream-Parteien mehr repräsentiert wird zu kriminalisieren. Der Kampf gegen Rechtsextreme ist längst zu einem Kampf gegen Rechts geworden, wobei jeder der von der multikulturalisitischen Leitideologie der 6 Mainstreamparteien abweicht, "rechts" ist.
Da muss man auch gar nicht mehr sonderlich brutal und extremisitisch sein, es genügt schon wenn man irgendwie rechts ist d. h. also gegen Multikulturalismus, gegen Europäerfeindlichkeit, für den Nationalstaat, und für Interessen der indigenen Deutschen.
Linksradikale hingegen treten viel militanter und gewaltätiger auf, stören genehmtige Demonstrationen echter und vermeintlicher Rechtsextremer (1), lauern ihnen auf, bedrohen oder stalken sie.(2)
Wenn sich die Aktivität dieser Linksextremen auf nächtliche Flashmobs beschränken würde, sollte man dankbar sein.
Aber es sind "Linke", sie haben die "richtige" Meinung, hassen ihr eigenes Volk und seine Kultur, skandieren "Deutschland verrecke" und helfen dabei nicht nur den etablieren Parteien, sondern auch global agrierenden Kapitalisten für die Nationalstaaten ein Dorn im Auge sind.(3)
„Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“ verboten
Heute wurde die Neonazi-Vereinigung „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“ verboten. Ein wichtiger Schritt - doch ist damit das Problem gelöst?
mehr auf Endstation.Rechts.de
Verbote sind nicht die Lösung
Seit über drei Jahren beobachtet die Brandenburger Beratungsstelle Opferperspektive, das hohe Ausmaß rechter Gewalt im Südbrandenburg. Vor allem die sogenannten »Volkstod«- und »Unsterblichen«-Kampagnen der »Spreelichter« entfaltet eine bedrohliche Wirkung. Mittels pathetisch inszenierte Aktionen und über das Internet verbreiteter Texte und Videos wird versucht, die Demokratie zu diskreditieren und Stärke zu inszenieren. Dazu setzen Neonazis verstärkt auf Gewalt, um ihre politischen Ziele durchzusetzen. 2011 wurden der Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt allein in Cottbus zehn Angriffe bekannt.
Allein in diesem Frühjahr gab es zwei Anschläge auf das Redaktionsgebäude der Lausitzer Rundschau, nachdem diese über Neonazistrukturen in der Region berichtet hatte. Im Mai wurden in Spremberg fünf jugendliche Punks von Rechten mit Schlagstöcken attackiert und verletzt.
Verbote von Vereinen oder Parteien sind nicht die Lösung für rechte Gewalt und Rassismus. Jedoch hoffen wir, dass sich die Situation für die Betroffenen rechter Gewalt in Südbrandenburg etwas entspannt. Jetzt kommt es darauf an, dass das zivilgesellschaftliche Engagement in Brandenburg gestärkt wird, damit es ein geschlossenes Vorgehen aller gesellschaftlichen Akteure gegen Rechts gibt. Die Betroffenen rechter Gewalt und Rassismus benötigen weiterhin unsere Solidarität und Unterstützung.
Neue Qualität im Weblog
Danke, für Ihre permanente Information und Kommentierung zu diesem Thema. Wichtig ist, dass wir nicht nachlassen, diesen Feinden der Demokratie auf den Fersen zu sein, auch wenn sie Gott sei Dank nicht mehr im Parlament sind.
Ausweg aus der Eurokrise: Abschiebung von Nazis
Was man Neonazis entgegen setzen soll? Es gibt doch schon gute Vorschläge: Abschieben zum Beispiel. Im Postillon stand vor einem Jahr ein Artikel dazu. Wenn wir sofort mit der Abschiebung von Nazis aus Deutschland beginnen würden, dann könnte der Staat jährlich rund 100 Milliarden Euro sparen.
Die Rechnung geht so: Über 60 Prozent aller Neo-Nazis und Rechtsextremisten gehen nicht arbeiten. Das ist weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt und eine Belastung für den deutschen Steuerzahler. Die Nazis, die eine Anstellung haben, wirken sich auch negativ auf die Wirtschaftsbilanz aus, weil sie normalen Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen. Durch rechtsextreme Schlägereien und Gewaltverbrechen werden außerdem Justiz und Gesundheitssystem ungebührlich belastet.
Wenn man das alles im Jahr der Eurokrise mal auf Europa hochrechnet, welche Aussichten...
Die Fotos vom Fackelumzug
Die Fotos vom Fackelumzug wirken beklemmend. Schade das Venezianische Masken für politische Zwecke missbraucht werden.
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