1872 rechtsextreme Websites zählte die Organisation jugendschutz.net in ihrem letzten Jahresbericht (PDF, 20 S.). Neonazis betreiben Weblogs und twittern, sie präsentieren ihre Videos bei YouTube und sind bei Facebook sowie in anderen sozialen Netzwerken aktiv.
In einer neuen Broschüre informiert die Amadeu Antonio Stiftung über rechtsextreme Aktivitäten im „Web 2.0“ und liefert Anregungen zur Gegenwehr. Die 31-seitige Publikation bietet Fachleuten sicher wenig Neues. Doch alle, die sich neu in die Thematik einarbeiten möchten, bekommen eine kompetente und verständlich geschriebene Einführung. In insgesamt neun Artikeln wird das Verhalten der Neonazis im Internet (Argumentationsstrategien, Nicknames, Zahlencodes etc.) beschrieben, erläutert und durch praktische Beispiele veranschaulicht. Die Autoren greifen dabei auf die Erfahrungen des Internetportals Netz gegen Nazis zurück, das seit 2009 von der Amadeu Antonio Stiftung betrieben wird.
Dieser praktische Erfahrungshintergrund hat insbesondere jene Kapitel positiv beeinflusst, in denen mögliche Gegenstrategien erörtert werden. Hier liefern die Autoren nämlich keine platten Verhaltensregeln, sondern wägen sorgsam Chancen und Risiken des Vorgehens ab. Nicht auf jede rechtsextreme Provokation müsse man reagieren, heißt es z. B. auf S. 23f:
„Die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus darf nicht dazu führen, dass sich andere Nutzerinnen und Nutzer genervt ausloggen. Das eigentliche Thema darf durch die rechtsextreme Provokation nicht aus dem Blick geraten. Wenn man sich plötzlich nur noch mit dem rechtsextremen Provokateur befasst, hat dieser sein Ziel erreicht und die eigentliche Diskussion verstummt.“
Wer im Internet mit verbohrten Neonazis diskutiert, sollte nicht erwarten, diese überzeugen zu können. Gleichwohl kann es angebracht sein, die Diskussion aufzunehmen, um mitlesende Internetnutzer zu erreichen. Die klare Empfehlung der Autoren lautet: „Zielgruppe der Auseinandersetzung müssen anwesende Dritte sein“ (S. 25).
Die Publikation enthält viele nützliche Links zum Weiterlesen.
Die empfehlenswerte Broschüre „Neonazis im Web 2.0 – Erscheinungsformen und Gegenstrategien“ können Sie hier bestellen bzw. downloaden.
Teilen auf
Neuen Kommentar hinzufügen