Symbole, Codes und Outfit der extremen Rechten

Früher, als die Zeiten noch übersichtlicher waren, konnte man einen Neonazi an seiner Glatze erkennen. – Na ja, ganz so einfach war es eigentlich nie. Es gab (und gibt) z. B. auch SHARP-Skins und Gay Skins, die mit Nazis nicht das Geringste zu tun haben. Nicht jeder Skinhead ist ein Nazi. Zu diesem Thema gibt es gerade eine interessante Debatte im Forum.

Allerdings hat sich das Erscheinungsbild der Rechtsextremen in den letzten Jahren doch erheblich verändert. In der Neonaziszene setzen sich zunehmend Bekleidungsstile durch, die sich auf den ersten Blick nicht von denen anderer Jugendszenen unterscheiden. Teilweise orientiert man sich dabei bewusst am Outfit linksautonomer Gruppen. Beliebt sind auch Symbole und Zahlencodes, die nur für Insider verständlich sind.

Für einen ersten Überblick empfehle ich Ihnen einen Sehtest beim „braunen Peter“.

Wer sich gründlicher in die Materie einarbeiten will, sollte sich die Website „Versteckspiel“ anschauen. Die Autoren liefern hier nicht nur eine Dokumentation der wichtigsten Symbole, sondern wollen vor allem „die Lebenswelt, Funktionsweise und Dynamik extrem rechter Orientierung verständlich“ machen. Grundsätzlich lassen sich die Erkennungszeichen der Neonazis in zwei Gruppen einteilen: Symbole mit offenen Botschaften dienen der (offenen) politischen Selbstdarstellung. Zeichen mit versteckten Bekenntnissen sind hingegen nur Eingeweihten bekannt und zielen darauf ab, die Gruppenidentität nach innen zu verstärken.

Mit der bei Neonazis beliebten Modemarke „Thor Steinar“ aus Königs Wusterhausen befassen sich mittlerweile zahlreiche Gegeninitiativen, wie z. B. diese hier. Es ist erstaunlich, wie weit diese Kleidung mittlerweile in die Gesellschaft vorgedrungen ist. Zwei Beispiele: Im Mai 2007 erschien ein Journalist der Bild-Zeitung zu einer Pressekonferenz des FC St. Pauli in einer Thor-Steinar-Jacke. Kurze Zeit später sorgten Fotos für Aufregung, die den Fußballspieler Daniel Bärwolf (damals VfB Lübeck) ebenfalls in einer Thor-Steinar-Jacke (und in einem nicht minder problematischen T-Shirt) zeigen. In beiden Fällen beteuerten die Beteiligten, ihnen sei der politische Hintergrund von Thor Steinar nicht bekannt gewesen.

In der aktuellen Ausgabe (Nr. 30) der Antifa-Zeitschrift LOTTA wird die Bedeutung der Modemarke (in einem leider nicht online zu lesenden Artikel) folgendermaßen eingeschätzt:

„Thor Steinar lediglich als eine weitere ‚Nazimarke’ zu brandmarken. wird dem Phänomen nicht gerecht. Die von ihr ausgehende Gefahr ist ungleich größer als im Falle klassischer Szenemarken. Thor Steinar zielt nicht allein auf einen begrenzten Kreis von Szeneangehörigen, sondern auf ein größeres Publikum – und das offenbar mit Erfolg. (…)

Thor Steinar bedient gesellschaftliche Modetrends, die unabhängig von der rechten Jugendkultur sind und ist daher auch für Jugendliche ansprechend, die sich der Szene nicht zurechnen. Auf diese Weise trägt Thor Steinar in bedeutendem Maß dazu bei, dass extrem rechte Symbolik gesellschaftsfähig wird.“

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