Was bedeuten die Zahlen 18, 28, 88 und was hat es mit dem „Resultat“ 168:1 auf sich? Ein kleiner Tipp von mir: dies sind nicht die Gewinnzahlen vom Samstagslotto.
Vielmehr lässt sich jede Ziffer einem Buchstaben im Alphabet zuordnen, und schon wird aus der Zahl 18 die Buchstabenkombination AH (Adolf Hitler) oder aus der Zahl 88 die Buchstabenkombination HH (Heil Hitler). 168:1 gibt hingegen die „Bilanz“ von Timothy McVeigh wieder. Der bekennende Rechtsextremist tötete 1995 bei einem Sprengstoffanschlag auf ein US-Regierungsgebäude 168 Menschen und wurde dafür hingerichtet.
Warum widme ich mich diesem Thema?
Nun sind Codes und Kürzel nichts Neues und schon gar keine Erfindung der extremen Rechten. Warum widme ich mich also diesem Thema? Der Grund ist: nur weil der Neonazi mit Skinhead-Prägung mehr und mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet bedeutet dies nicht, dass die „Spezies“ Neonazi im Allgemeinen vom Aussterben bedroht ist. Die Gefahr, die ich sehe ist einfach, dass man beginnt einen Gegner zu unterschätzen, nur weil er sich nicht mehr für Jedermann offensichtlich zu erkennen gibt. Dabei sind an Stelle von Springerstiefel und Bomberjacke, um sich gewollt vom Rest der Gesellschaft abzugrenzen, lediglich besagte Zahlencodes, Symbole, aber auch coole und moderne Kleidungsmarken getreten. Kurzum: das „Outing“ ist wesentlich subtiler geworden.
Am gefährlichsten ist der Feind, der sich nicht gleich zu erkennen gibt
Die Vorteile dieses Versteckspiels für die rechtsextreme Szene liegen auf der Hand. Zum einen ist es einfacher der Strafverfolgung zu entgehen, wenn man auf verbotene Symbole in der verklausulierten Form zurückgreift. Zum anderen eröffnet sich die Möglichkeit, in Teile der Gesellschaft vorzudringen, die der Glatze mit Bomberjacke und Springerstiefeln schlicht verschlossen waren. Damit meine ich sowohl verschiedene jugendliche Subkulturen (zum Beispiel die HipHop- und Technoszene), aber auch so banale Sachen wie Kinderbetreuung oder Nachbarschaftsfeste. Der Ausspruch „Kleider machen Leute“ hat nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Das erinnert mich an einen Goebbels-Ausspruch: "Wie der Wolf in die Schafherde einbricht, so kommen wir" (J. Goebbels in „Der Angriff“, 1928). Die Schafherde ist in diesem Fall die Mitte der Gesellschaft.
Mitunter geraten Unbeteiligte zwischen die Fronten
Ein weiterer Aspekt dieses Verwirrspiels ist, dass mitunter auch Unbeteiligte zwischen die Fronten geraten. So hat vor nicht allzu langer Zeit ein Bekannter von mir eine schicke neue Hose in einem Berliner Second-Hand-Geschäft erstanden. Was er beim Kauf nicht beachtet hatte, war das daumennagelgroße „Thor Steinar“-Symbol auf einer der Außentaschen. Laut eigener Aussage kannte er das Label einfach nicht. Er traf allerdings recht schnell auf Leute, die mit diesem „Ausrüster“ sehr wohl etwas anzufangen wussten und zu seinem Pech blieb es nicht bei verbalen Anfeindungen. Merke daher: Nicht jeder Träger von Szene-Codes und -Kürzeln ist sich dessen auch bewusst! Und selbst wenn, ist dies noch lange keine Rechtfertigung für körperliche Gewalt!
Was mich wirklich ärgert
Dies führt mich abschließend zu dem Punkt, der mich wirklich ärgert: einigen dieser einschlägigen Modemarken ist es gelungen, auch außerhalb ihres Milieus Käufer zu finden. Im Ergebnis bekommt man diesen Dresscode nun auch in normalen Geschäften und ein großer Online-Versandhandel wartet sogar mit dem „Service“ auf, direkt auf die Seite der Hersteller zu verlinken. Ein bisschen mehr Weitsicht und ein bisschen weniger kaufmännisches Denken wäre an dieser Stelle überaus wünschenswert!
Test
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