Wer, wie, was?

Ich finde keine Inhalte!

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Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? Das fragt man sich nicht nur am Anfang jeder Sesamstraße, sondern auch jetzt. Denn langsam beginnen die Straßen zu verwildern. Einfach überall - keine Ampel, kein Verkehrsschild ist mehr sicher vor dem wuchernden Wald aus Wahlplakaten. Wild wird mit Aussagen um sich geklebt, die nichts aussagen und stattdessen ein großes Fragezeichen hinterlassen.

Eines meiner Lieblingsbeispiele stammt von der "Gemeinsam-erfolgreich-Partei" und heißt: Solide Finanzen. Was soll das - bitte schön - aussagen? Das mag ein anständiges Minus sein oder schwarze Zahlen im Haushaltsbuch. Der Duden sagt ja eine Menge zum Thema solide: stark, strapazierfähig, unverwüstlich, sorgfältig, ehrenhaft - anständig eben. Der Wähler kann es sich wohl aussuchen. Aber um welche Bereiche geht es überhaupt: Bildung, Hartz IV, Diäten, Steuern?

Inhalte machen blau

Die Worthülsen, die sind die Crux in der neuen Wahl-Vegetation. Der Inhalt scheint blau zu machen, jedenfalls ist er nicht da, hält sich aus dem Politik-Werbeblock heraus. Wo finde ich aber dann zuverlässige Informationen? Wie eben festgestellt: Plakate sind zwar bequem für die Lesefaultiere unter uns, aber mindestens ebenso träge, was ihren Gehalt angeht.

Was ist mit den Politikern? Auf einmal sind sie bürgernah. Ein Phänomen, das anscheinend nur wenige Monate vor dem Gang zur Urne, und auch nur dann, auftaucht. Eine große Rolle spielt direkte Demokratie während der Amtsperiode jedenfalls sehr selten. Umso öfter geht der Wahlkampf in der Flimmerkiste und ganz besonders in Talkshows in eine neue Runde. Aber das bleibt nun einmal eine Promo-Aktion. Zugegeben, mit mehr politischem Inhalt als eine herkömmliche Waschmittelwerbung, aber genauso weichgespült.

Interessanter, weil unverfälschter, sind da schon Gespräche mit Freunden und Bekannten. Vor gefährlichem Halbwissen ist man hier aber auch nicht sicher. Ich kenne zumindest niemanden, der ein Wahlprogramm oder auch Parteiprogramm komplett gelesen hätte. Da sind es nicht mal die Seitenzahlen, die abschrecken (166 zum Beispiel bei der "Wir-stellen-das-mal-infrage-Partei!), sondern es fehlt der Glaube, dass die das alles auch machen wollen, was da steht. Wer stellt denn sicher, dass nicht einfach gelogen - pardon, ich meinte natürlich die öffentliche Meinung berücksichtigt - wird?

Viel entspannter klingt da der „Wahl-o-Mat“. Dieses schöne Tool findet sich einfach und schnell im Internet. Ich geb ein, was mich interessiert und ein paar Klicks später zeigt mir das Teil, welche Partei mit meiner Meinung am meisten übereinstimmt. Klingt erstmal gut und es ist interessant, das kleine Frage-Antwortquiz durchzuspielen. Aber mich persönlich hat mein Abschneiden nicht weiter verwundert. Bis auf die gemeinsamen Punkte mit der "Natürlich-deutsch-Partei", die ich laut Wahl-o-Mat habe und die mir gehörig gegen jeden Strich gegangen sind. Die Strategie, viele beliebte Themen zu besetzen, scheint die NPD so gut wie perfektioniert zu haben. Dass sie die Einzige sein soll, die diese Taktik anwendet, klingt aber in meinen Ohren eher wie ein leeres Wahlplakat.

Darum mein Fazit: An diesen gefürchteten dicken Parteiblättchen, Wahlprogrammen oder Parteiprogrammen, führt wohl kein Weg vorbei - zumindest nicht bei den Parteien, die der Wahl-o-Mat für einen selbst ausspuckt. Der Start für das Tool zur Bundestagswahl ist zwar erst am 29. August, aber üben kann man jetzt schon mal damit. Schließlich gibt es kein Mindestalter für die Benutzung des Entscheidungshelfers.

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