Der Begriff der Fremdenfeindlichkeit hat sich im Laufe der Zeit verändert. Wo früher von Fremdenfeindlichkeit oder auch Ausländerfeindlichkeit die Rede war, wird heute zunehmend von Rassismus gesprochen. Diese Abgrenzung hilft dabei, ähnliche, aber doch unterschiedliche Sachverhalte zu erkennen und auseinanderzuhalten.
Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie) ist eine ablehnende bis feindselige Einstellung gegenüber "Fremdem". Sie richtet sich im Alltag zumeist gegen Menschen, die - aus Sicht des Betrachters - „fremd“ aussehen (zum Beispiel eine andere Hautfarbe haben als man selbst), sich anders verhalten (zum Beispiel eine andere Sprache sprechen) oder etwas anderes glauben als man selbst (zum Beispiel sich zu einer Religion bekennen, die nicht die eigene ist).
Fremdenfeindlichkeit kann sich äußern als:
- Ausgrenzung,
- tätlicher Angriff,
- systematische Vertreibung bis hin zur Ermordung angeblich Fremder.
Fremdenfeindlichkeit ist Bestandteil des rechtsextremen Weltbildes. Darin verbinden sich fremdenfeindliche Ideen und Verhaltensweisen mit einem Bekenntnis zur rechtsautoritären Diktatur, Rassismus, Antisemitismus, Chauvinismus, Sozialdarwinismus und mit einer Verharmlosung des Nationalsozialismus.
Auch in weiten Teilen der Bevölkerung in Deutschland sind fremdenfeindliche Einstellungen zu finden, sie sind aber nicht der rechtsextremen Szene zuzuordnen. Die Einstellungen sind häufig mit Furcht vor dem Unbekannten verbunden, jedoch nicht in ein ideologisch begründetes Weltbild eingebettet.
Was oder wer fremd sein soll, entscheidet die Person, die Fremdes ablehnt, selbst. Das Fremdsein ist also keine Eigenschaft, die jemand tatsächlich hat. Zum Beispiel: Wer eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, aber anders aussieht oder spricht, als sich eine andere Person einen Deutschen oder eine Deutsche vorstellt, kann Opfer von fremdenfeindlichen Einstellungen oder/ und Rassismus werden.
Deswegen sind die Begriffe Fremden- und Ausländerfeindlichkeit auch mit Vorsicht zu benutzen, da sie den Betroffenen ein Fremdsein anheften und durch Wiederholung dazu beitragen, dass sich solche Vorstellungen verfestigen. Am Ende bestimmen die Täterinnen und Täter darüber, wer fremd ist und wer nicht, wer Opfer wird und wer davonkommt.
Im Juli 2013 hatte eine Studie der Bertelsmann-Stiftung festgestellt, dass die Bereitschaft der Deutschen sinkt, Vielfalt in ihrem Land zu akzeptieren. Die Forscher sahen darin ein "Risiko für den Zusammenhalt" der Gesellschaft. 2020 vermerkte die Leipziger Autoritarismus-Studie einen Rückgang der fremdenfeindlichen Einstellungen in Deutschland. Die Autorinnen und Autoren warnten aber eindringlich vor den insgesamt hohen Zahlen in der Zustimmung zu Ausländerfreindlichkeit und rechtsextremen Einstellungen.
Die Unterschiede zwischen den ost- und den westdeutschen Bundesländern sind merklich. So sind im Osten Deutschlands Abwehrhaltungen gegen Fremde und Ausländer ausgeprägter als im Westen. Die bundesweit dauerhaft hohen Zahlen stellen eine Gefahr für die demokratische Gesellschaft dar, denn zu ihren Grundwerten gehören die Meinungsfreiheit sowie die Freiheit vielfältiger Glaubens- und Lebensformen.
Ursachen bekämpfen
Auf eine bedeutende Ursache, aus der Fremdenfeindlichkeit entsteht, hat die Forschung hingewiesen. Demzufolge sind Menschen, die das Gefühl haben, nicht an gesellschaftspolitischen Entscheidungen beteiligt zu werden, stärker für demokratiefeindliche oder -skeptische Einstellungen offen. Durch eine fehlende Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger, zum Beispiel bei der Unterbringung von Geflüchteten oder der Entwicklung von Angeboten für Asylsuchende kann Fremdenfeindlichkeit auch durch die Politik befördert werden.
BLPB, Juni 2013. Zuletzt bearbeitet: November 2022
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