Liebe Leserinnen und Leser,
Gleichgültigkeit, Wut, Frust, aber auch Trägheit und Unlust halten nicht Wenige davon ab, wählen zu gehen. Das finde ich schade, denn dieses Recht ist sehr hart, auch hier in Brandenburg, erkämpft worden.
In der DDR gab es keine wirkliche Wahlmöglichkeit. Zum Ja-Sagen musste der Zettel einfach gefaltet und in die Wahlurne geworfen werden. Eine andere Meinung zu haben, war indessen ungleich schwieriger. Die Mutigsten gingen mit Lineal und Kugelschreiber bewaffnet ins Wahllokal, um jeden einzelnen Kandidaten auf der offiziellen Einheitsliste durchzustreichen. Nur wenn der Strich nicht verrutschte, konnte man einigermaßen sicher sein, dass der Wählerwille deutlich wurde. Bestand man dann noch darauf, auch in die Wahlkabine zu gehen, war die Aufmerksamkeit aller Anwesenden groß - auch die der staatlichen Sicherheitsorgane. Wer konnte damals schon ahnen, dass ausgerechnet die Wahlfälschung zu den Kommunalwahlen im Mai 1989 zu Unruhen führen würden, die nach und nach das ganze Land erfassten.
Das alles ist lange her, aber so tief in mein Leben eingebrannt, dass ich seitdem keine Wahl versäume. In diesem Jahr stehen gleich drei große Wahlen in Brandenburg an und am nächsten Sonntag, den 25. Mai haben Sie die ersten Wahlmöglichkeiten - in einer Wahlkabine, in der Ihre Meinung auch Ihre Meinung bleibt. Also ich gehe hin! Und Sie?Mit herzlichen Grüßen, Ihre
Martina Weyrauch