Ausgrenzung durch die Mittelschicht

Abwertende Einstellungen der Mitte und ihre Folgen für die Gesellschaft

Tagung in Potsdam

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In den vergangenen Jahren haben abwertende Einstellungen aus der Mitte der Gesellschaft gegenüber Gruppen, denen weniger Leistungsfähigkeit zugesprochen wird, deutlich zugenommen. Man müsse sich nur anstrengen, um etwas zu erreichen; wer Arbeitslosengeld bezieht, ruhe sich auf dem deutschen Sozialstaat aus  – das sind Haltungen, mit denen Besserverdienende oftmals EmpfängerInnen von Sozialleistungen begegnen.

Die Auffassung, MuslimInnen, leisteten keinen wertvollen Beitrag zu dieser Gesellschaft, hat im letzten Jahr abwertende Einstellungen gegenüber dem Islam auch in der Mitte der Gesellschaft deutlich zu Tage treten lassen. Insbesondere bei höheren Einkommensgruppen lässt sich eine verstärkte Islamfeindlichkeit und eine Abwertung von EmpfängerInnen von Sozialleistungen feststellen. Das haben Studien wie die Langzeituntersuchung zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit um Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld gezeigt.
 
Die Tagung beginnt mit einer Bestandsaufnahme zur aktuellen Entwicklung der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und zur Lage der Mittelschicht. Weiterhin nähert sie sich der Frage, wie Wirtschaft, Politik und Medien zur Abwertung von schwachen Gruppen durch die Mittelschicht beitragen. Mit VertreterInnen aus Wissenschaft, Medien, Zivilgesellschaft und Politik wird diskutiert, wie der Abwertung insbesondere vermeintlich Leistungsschwacher und einer weit verbreiteten Islamfeindlichkeit und ihren Folgen in der Gesellschaft entgegen getreten werden kann.
 
Mit der Abgrenzung der Mittelschicht und damit der Mehrheit der Bevölkerung nach unten ist ihre Rolle als Faktor für die Stabilität der demokratischen Gesellschaft und ihren Zusammenhalt in Frage gestellt. Ist es die Sicherung eigener Privilegien, der Abstieg der Mittelschicht oder die Angst vor diesem, die dazu führt, sich nach unten abzugrenzen? Begünstigen Politik, Medien und Wirtschaft die Abwertung durch die Mittelschicht?  Wir laden Sie herzlich ein, diese und weitere Fragen mit uns zu diskutieren. 
 

Tagungsprogramm
 
09.30 Uhr    Begrüßung
Inka Thunecke, Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg
 
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und die Mittelschicht
 
09.45 Uhr    Vortrag
Gesellschaftliche Entwicklung und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Universität Bielefeld

10.30 Uhr    Vortrag
Der Selbstbetrug der Mittelschicht
Ulrike Herrmann, finanzpolitische Redakteurin taz

11.15 Uhr    Diskussion
Gesellschaftliche Abwertung - Versuch einer Abgrenzung durch die Mittelschicht?
Ulrike Herrmann und Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer
 
12.15 Uhr    Mittagspause
 
Die Rolle von Wirtschaft, Politik und Medien bei Abwertungsprozessen durch die Mittelschicht
 
13.00 Uhr    Vortrag
Verwahrloste Unterschicht? Zur Abwertung prekärer Lebensformen im wirtschaftlichen Leistungsdiskurs
Prof. Dr. Klaus Dörre, Friedrich-Schiller-Universität Jena
 
13.45 Uhr    Vortrag
Politik und Abwertung
Prof. Dr. Ursula Dallinger, Universität Trier
 
14.30 Uhr    Vortrag
Reizwerte, Nachrichtenwerte und die Abwertung der Anderen
Dr. Hans-Jürgen Arlt, Universität der Künste, Berlin

15.15 Uhr    Diskussion
Tragen Akteure der Wirtschaft, Politik und Medien zur Abwertung von schwachen Gruppen durch die Mittelschicht bei?
Prof. Dr. Klaus Dörre, Dr. Hans-Jürgen Arlt und Prof. Dr. Ursula Dallinger

 
Wie kann der Abwertung und ihren Folgen in der Gesellschaft entgegen getreten werden?

16.30 Uhr    Diskussion
Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Universität Bielefeld
Hilal Sezgin, Publizistin und Journalistin
Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Leitung Abteilung Politik und Planung, Vereinte Dienstleistungsgesellschaft ver.di
Staatssekretär Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen & Familie des
Landes Brandenburg
Werner Hesse, Geschäftsführer „Der Paritätische Wohlfahrtsverband“
 
18.00 Uhr    Ende der Tagung
 
Moderation: Inka Thunecke
 
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei. Getränke und Verpflegung werden am Tagungsort gegen einen moderaten Beitrag angeboten.
Um eine Anmeldung wird gebeten.
 

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