Die aus Hanau stammende und seit 1915 in Berlin lebende Historikerin und Theologin Dr. Elisabeth Schmitz engagierte sich während des „Dritten Reiches“ in der Bekennenden Kirche und trat hier besonders für die evangelischen Christen jüdischer Herkunft und generell für alle verfolgten Juden ein.
1935/36 verfasste sie aus eigener Initiative eine aufrüttelnde Denkschrift gegen die Judenverfolgung und stellte diese der Bekennenden Kirche zur Verfügung, die davon kaum öffentlich Gebrauch zu machen wagte. Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 weigerte sich die Studienrätin, weiterhin ihren Schulunterricht in den hochgradig weltanschaulichen Fächern Geschichte, Deutsch und Religion zu erteilen.
Aus Gewissensgründen beantragte sie ihre vorzeitige Pensionierung, die ihr gewährt wurde. Als Frühpensionierte stellte sie sich seit 1939 noch aktiver dem christlichen Widerstand in Berlin zur Verfügung und half, Verfolgte vor drohender Deportation zu verbergen. Gegen Kriegsende kehrte sie in ihre Heimatstadt Hanau zurück, wo sie von 1946 bis 1958 noch einmal in den Schuldienst ging.
Von ihren Widerstandsaktivitäten in Berlin sprach sie kaum. Sie starb 1977 als Unbekannte. Erst 1999 konnte enthüllt werden, dass es Elisabeth Schmitz war, die 1935/36 die anonyme Denkschrift geschrieben hatte.
Gast:
Manfred Gailus, apl. Prof. für Neuere Geschichte an der TU Berlin; Arbeitsschwerpunkte: Sozial- und Politikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts; Protestantismusgeschichte des 20. Jahrhunderts, besonders während der NS-Zeit. Jüngste Veröffentlichungen (Hrsg.): Kirchliche Amtshilfe. Die Kirche und die Judenverfolgung im „Dritten Reich“. Göttingen 2008; „Mir aber zerriss es das Herz“ Der stille Widerstand der Elisabeth Schmitz. Göttingen 2010; (Hrsg., mit Armin Nolzen): Zerstrittene „Volksgemeinschaft“. Glaube, Konfession und Religion im Nationalsozialismus, Göttingen 2011.
Moderation: Martin Vogel
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