Antje Leschonski hat in dem von ihr herausgegebenen Buch dreißig Biografien von Frauen aus Brandenburg-Preußen zusammengestellt. Inspiriert durch ähnliche Sammelbände aus dem Rheinland und Bayern zeichnen dreißig verschiedene bekannte und unbekanntere Autoren, darunter solche Namen wie Claudia von Gèlieu, Astrid Gräfin von Hardenberg, Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen und Manfred Stolpe, die Lebensbilder der ebenso bekannten bzw. unbekannten Frauen aus fünf Jahrhunderten auf.
Wir begegnen der Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg (1485-1555), die wegen ihres öffentlichen Bekenntnisses zum evangelischen Glauben am kurfürstlichen Hof nicht mehr bleiben konnte und zu ihrem Onkel Johann von Sachsen floh. Anna Götzens (1559-1617) aus der Stadt Lenzen gilt als Stifterin der so genannten „Bretzelsalve“, einem kirchlichen Kinderfest. Grete Minde (hingerichtet 1619), bekannt aus Theodor Fontanes gleichnamiger Novelle, ist eine junge Frau die aus Wut und Verzweiflung über ihr Schicksal und das Unrecht, das ihr widerfahren ist, die Stadt Tangermünde anzündet. Die Hebamme Justine Siegmund (1636-1705), die Siegmundin, verfasste 1690 ein Lehrbuch für Hebammen, obwohl sie selbst nie ein Kind geboren hat. Anna Dorothea Therbusch (1721-1782) aus Berlin war Hofmalerin und Mitglied der verschiedenen Malerakademien Paris, Wien und Bologna, u. a. auch am Hof von Zerbst für die spätere Zarin Katharina II. Größtes Vorbild für Anna Louisa Karsch (1722-1791) war die Lyrikerin des Altertums „Sappho“. Beide schufen dem Zeitgeist entsprechend Dichtungen zu bestimmten Anlässen, Hochzeits- und Liebeslieder und zu Persönlichkeiten und wurden dafür oft nicht verstanden und angegriffen. Helene Charlotte von Friedland (1754-1803), von Fontane in seinen Wanderungen als „eminente Frau“ beschrieben, wirkte auf ihren Gütern Kunersdorf und Friedland, Bollersdorf und Pritzhagen als Reformerin der Landwirtschaft und Betreiberin eines „landlichen Salons“. Caroline de la Motte Fouque (1774-1831) war eine Dichterin der Romantik um Wilhelm Schlegel und veröffentliche u. a. Märchen. Eleonore Prochaska (1785-1813), das Potsdamer Heldenmädchen aus den antinapoleonischen Befreiungskriegen darf ebenso nicht fehlen wie Luise Hensel (1798-1876), Tochter eines Pfarrers und Schwester des Malers Wilhelm Hensel. Sie machte durch Gedichte wie z. B. das „Nachtgebet“, welches Felix Mendelssohn-Bartholdy vertonte: „Müde bin ich geh zur Ruh …“ Clara Hoffbauer (1830-1909), die mit ihrem Mann Hermann Hoffbauer „Hoffbauersche Stiftung“, eine evangelische Einrichtung auf dem Tornow in Potsdam, ins Leben rief. Minna Cauer (1841-1922) gehörte zu den radikalsten Frauenrechtlerinnen ihrer Zeit und lernt schon im Elternhaus ihre Rechte einzufordern. Das Vorbild in Fontanes „Skandal“-Roman „L’Adultera“ war Therese von Kosserow (1845-1912). Emma Ihrer (1857-1911) widmete sich einem „Arbeiterinnenverein“, der sich mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen auseinandersetzte. Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921) verfolgte dagegen karitative Ziele und erhielt im Mai 1988 das Protektorat für den „Evangelisch-Kirchlichen Hülfsverein“ (EKH). Wir hören von Käthe Pietschker (1861-1949), Tochter des Großindustriellen Werner von Siemens, die den Bornstedter „Dorfpfarrer“ heiratete. Ebenso von Lily Braun (1865-1916), die sich mit Politik beschäftigte. Die Künstlerin Johanna Bekmann (1868-1941) wirkte als Scherenschnittkünstlerin, Pflanzenzeichnerin, Porzellanmalerin, Botanikerin und Schriftstellerin, Marianne Domaschke (1872-1946) dagegen als Vertreterin und Förderin der sorbischen Lebensweise und Kultur. Anni von Gottberg (1885-1958), nach der eine Straße im Kirchsteigfeld benannt wurde, war eine streitbare Christin während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und die einzige Frau im brandenburgischen Bruderrat der Bekennenden Kirche. Melli Beese (1896-1925), die am 8. März 1910 ihre Pilotenlizenz erhielt, war somit weltweit die zweite Frau, die ihr Pilotenexamen ablegte. Renate Gräfin von Hardenberg-Neuhardenberg, Gutsbesitzertochter und Ehefrau eines Beteiligten am missglückten Attentatsversuch auf Hitler am 20. Juli 1944, hat während der schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre hohen persönlichen Einsatz gezeigt, um die Not der Mitbewohner zu lindern. Die Dichterin Gertrud Kolmar (1894-1943), aus einer jüdischen Familie stammend, zur Zwangsarbeit verpflichtet, wurde in Auschwitz ermordet. Hedwig Bollhagen (1907-2001) kennen alle, die Keramik lieben. Die russische Großfürstentochter Kira, durch ihre Vermählung mit dem Prinzen Louis Ferdinand Prinzessin von Preussen, musste als Achtjährige nach dem Ausbruch der Revolution in Russland 1917 fliehen, war vielseitig interessiert und ist Namensgeberin der Kira-von-Preussen-Stiftung. Libertas Schulze-Boysen (1913-1942) wurde nicht als Widerständlerin und Revolutionärin geboren. Aber als Ehefrau von Harro Schulze-Boysen wird endet sie unter dem Fallbeil in Berlin-Plötzensee. Ingeborg-Maria Freiin von Werthern (1913-1996), Äbtissin des Stiftes zu Heiligengrabe war eine der ersten Frauen, die ein Theologiestudium absolvierte. Erna Roder (1916-2007) machte sich um den Erhalt der Kienitzer Dorfkirche verdient, war Pfarrersfrau und beschäftigte sich mit Malerei. Der Erlös aus diesem Hobby fließt in die Restaurierung der Dorfkirche. Die Briefe und Tagebuchaufzeichnungen der Maxie Wander (1933-1977) wurden nach ihrem Tode weit über die Grenzen der damaligen DDR bekannt. Regine Hildebrandt (1941-2001), die wohl bekannteste und beliebteste Politikerin im Raum Brandenburg-Berlin setzte sich besonders für die benachteiligten Menschen ein. Annett Böhm
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