Einfach. Natürlich. Leben – Lebensreform in Brandenburg 1890-1939

Ausstellung

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Die Sonderschau stellt die Lebensreformbewegung in Brandenburg mit ihren zentralen Strömungen Naturheilkunde, Vegetarismus, Nacktkultur und Siedlungsbewegung vor.

Zeitlich reicht der Bogen vom Jahr 1890, in dem der Friedrichshagener Dichterkreis entstand, über die Blütezeit der Siedlungen, Vereine und Einzelinitiativen in den 1920er und 30er Jahren bis zur Reformschule Adolf Reichweins in Tiefensee 1933 bis 1939. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde auch die Lebensreformszene gleichgeschaltet und ihr damit der Lebensnerv genommen.

Die Ausstellung verfolgt die Spuren der Lebensreform in Brandenburg nach einem topografischen Prinzip. In 15 Stationen werden Orte und Menschen vorgestellt, die – teils vergessen, teils noch heute bekannt – alternativen Lebensweisen auf unterschiedlichste Weise Raum gaben.

Zahlreiche Fotografien, Gemälde, Grafiken, zeitgenössische Bücher und Zeitschriften, Gebrauchsgegenstände, Kunsthandwerk und Filme werden präsentiert. Sie illustrieren das vielfältige weltanschauliche, ästhetische und alltagspraktische Repertoire der Lebensreformbewegung in Brandenburg.

Ein umfangreiches Begleitprogramm wird mit Führungen, Vorträgen, Lesungen, Podiumsdiskussionen, Filmen und einer URANIA-Busexkursion Gelegenheit bieten, lebensreformerische Ideen näher kennen zu lernen und deren Aktualität im literarischen und kulturellen Diskurs der Gegenwart zu reflektieren.

Zur Ausstellung erscheint das Begleitbuch „Einfach. Natürlich. Leben. Lebensreform in Brandenburg 18901939
Herausgegeben von Christiane Barz im Auftrag des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Verlag für Berlin-Brandenburg, 184 Seiten, 130 Abbildungen, Klappenbroschur, Format: 22,0 x 27,0 cm, ISBN 978-3-945256-23-7
Preis im Buchhandel: 24,99 Euro | Preis im Museumsshop: 19 Euro

Ein Projekt im Rahmen von Kulturland Brandenburg 2015 „gestalten – nutzen – bewahren. Landschaft im Wandel“.

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[...]Die Ausstellung in Potsdam zeigt, was damals in Brandenburg los war. Insgesamt 15 Initiativen oder Einzelpersonen werden vorgestellt, Originalfotos, Magazine, Zeichnungen, Tagebücher; Keramik, Möbel und Textilien der Kunsthandwerkergenossenschaft Gildenhall, ein Rucksack der Wandervögel, Sportgeräte wie Medizinbälle und Hanteln, dazu ein Schnittmuster „für meinen Nacktschurz“. In Schwarz-Weiß-Stummfilmen wird nackt am Strand geturnt und getanzt.

Diese freie Reformbewegung war mit der Gleichschaltung der Nazis natürlich nicht vereinbar. „Vegetarier mit ihrer Liebe zu allen Kreaturen passten den Nazis nicht“, sagt Barz. Dass sich manches Gedankengut auch für die Nazi-Ideologie instrumentalisieren ließ, ist nicht das Thema der Ausstellung. Sie endet mit dem Jahr 1939, als die Reformschule von Adolf Reichwein in Tiefensee, heute Werneuchen, geschlossen werden musste.

Die Kuratorin legt den Fokus darauf, wie verblüffend vielfältig sich die „Lebensreform“-Bewegung offenbarte.

Da gab es einzelne Wanderpropheten wie Gustav Nagel, der sich wie Jesus kleidete und am Arendsee einen Paradiesgarten mit Wellnessangeboten wie Kneippbädern schuf – 1942 wurde er von den Nazis ins KZ und in der DDR in die Irrenanstalt gesteckt, wo er auch starb. Dann natürlich die großen Gemeinschaftshöfe – überlebt hat davon lediglich der erste Demeterhof Marienhöhe bei Bad Saarow, und auch das nur aus Zufall. Weil der Erbe mit einer Österreicherin verheiratet war, konnte er zu DDR-Zeiten nicht enteignet werden. Überlebt hat auch die Nacktbadeszene am Motzener See. Der Nacktkultur-Verein – Motto: „Wir sind nackt und nennen uns Du“ – lud hierher nicht nur zum Baden, man trieb Sport und bildete sich weiter in Sachen Ernährung und Sexualkunde, und man praktizierte Freiland-Aktfotografie. Vielen Bildern ist der Spaß, den man dabei hatte, deutlich anzusehen.[...]

Ausschnitt aus dem Kommentar zur Ausstellung in den PNN vom 9.07.15

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