Umerziehung in der DDR – Schicksale von Kindern und Jugendlichen
Propyläen Verlag, Berlin 2021, 416 Seiten
Unerzogen, aufsässig, unverbesserlich – solche Zuschreibungen konnten in der DDR zu Einweisungen in Umerziehungsheime, Spezialkinderheime oder Jugendwerkhöfe führen. Wer sich nicht zur staatskonformen Persönlichkeit nach sozialistischem Vorbild formen lassen wollte, wurde weggesperrt.
Einen gerichtlichen Beschluss brauchte es dafür nicht. Angepasstheit und das Funktionieren im Kollektiv galten der SED als unverzichtbar für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft. In das Leben renitenter Kinder und Jugendlicher wurde massiv eingegriffen, ihre Menschenrechte mit Füßen getreten. Viele von ihnen sind bis heute traumatisiert von den psychischen und physischen Misshandlungen. Grit und Niklas Poppe erklären anhand einzelner Schicksale dieses wenig beachtete brachiale Umerziehungssystem.
Der menschenverachtende Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist kein Alleinstellungsmerkmal der DDR. Die Autoren betrachten auch den Umgang mit „Schwererziehbaren“ in der NS-Zeit, das Schicksal der „Verdingkinder“ in der Schweiz sowie fragwürdige Methoden in der Bundesrepublik und in Heimen der Gegenwart.
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