Verlag C.H.Beck, Sonderausgabe für die Zentralen für politische Bildung, München 2024, 652 Seiten
Während des Zweiten Weltkriegs, auf dem Höhepunkt der deutschen Machtentfaltung, lebten 230 Millionen Menschen in Europa unter deutscher Besatzung. Sie alle waren gezwungen, sich mit den Besatzern auseinanderzusetzen. Sie machten Erfahrungen, deren Folgen bis heute spürbar sind – sei es im Alltag, am Arbeitsplatz oder im Umgang mit Behörden und Militärs. Jeder Kontakt mit den Besatzungstruppen konnte in Gewalt umschlagen.
Tatjana Tönsmeyer hat nun die erste Geschichte des von Deutschland besetzten Europas verfasst, die nicht die Sichtweise der Besatzer, sondern die der Besetzten in den Mittelpunkt stellt. Dabei deckt sie ein dunkles Erbe auf, das auch heute noch unterschwellig das Verhältnis zwischen Deutschland und seinen europäischen Nachbarn beeinflusst. Sie zeigt eindrucksvoll, wie die deutsche Besatzung das Leben von Millionen Europäerinnen und Europäern veränderte und was es bedeutete, unter einer Besatzungsherrschaft zu leben – eine Geschichte, die angesichts der russischen Besatzung großer Teile der Ukraine heute erschreckend aktuell erscheint.
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