Staat und Revolution

Jeder zeigt, was er kann, und der Staat der Deutschen ist kaum wiederzuerkennen. Der „Digitale Landkreis Soltau-Fallingbostel“ meldet, er habe seinen 13 Verwaltungen „Front-ends“ und „Backing“ bei den Themen „Widerspruch, Mülltonne, Gewerbe und Störungsmeldung“ eingerichtet. (...)

Es muss etwas im Gange sein im deutschen Staate. Etwas ist zu spüren, eine grundlegende Umwälzung aller Werte, die mit Einsatz und Selbstverleugnung in deutschen Verwaltungen wütet: die Einführung der doppelten Buchführung. Eine Revolution. „Von nun an kann jeder Behördenleiter wissen, wie viel ihn die Ausstellung eines Passes kostet.“ Es ist höchste Zeit. Die doppelte Buchführung wurde in der Hochrenaissance entwickelt. (...)

Mit dem Bankrott der Rathäuser ist auch die herkömmliche Kameralistik am Ende, jene Form des bürokratischen Haushaltens, bei der Kostenmachen nur ein anderes Wort ist für sein. Es gibt kein Zurück. Bis zum Jahr 2008 soll der Staat sich revolutioniert haben.

(Alexander Smoltczyk, Staat und Revolution, Der Spiegel 49/2004, S. 87)

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