Empfehlungen der Expertenkommission
Mit Hilfe historischer Aufklärung und einer differenzierten Geschichtsdarstellung soll nach den Empfehlungen einer Expertenkommission künftig die komplexe "Gemengelage" des Waldfriedhofs Halbe vor Ort thematisiert werden. Damit soll der Mythos der "Kesselschlacht" dekonstruiert, der Vereinnahmung des Ortes als Aufmarschplatz von Rechtsextremisten ein Riegel vorgeschoben und die Geschichte des Ortes angemessen gewürdigt werden.
Die Expertenkommission empfiehlt die Einrichtung einer Open-Air-Ausstellung auf dem Vorplatz des Friedhofs. Sie soll über die historischen Ereignisse und Zusammenhänge der "Kesselschlacht" von Halbe informieren und dabei auch Ursachen und Auswirkungen des von Deutschland begonnenden Krieges und seinen Charakter als Vernichtungskrieg benennen.
Die Darstellung der unterschiedlichen Gruppen von Toten, die auf dem Waldfriedhof bestattet sind, soll breiten Raum einnehmen. Hierbei handelt es sich um Wehrmachtssoldaten und Angehörige anderer (para-) militärischer Verbände, wie z.B. der SS oder des "Volkssturms" sowie um Soldaten der Roten Armee und bei den Kämpfen umgekommene Zivilisten, aber auch um Opfer der Wehrmachtsjustiz, osteuropäische Zwangsarbeiter und verstorbene Häftlinge aus dem Sowjetischen Speziallager Nr. 5 in Ketschendorf. Ursachen und Umstände für den Tod der hier Bestatteten sollen ebenso dargestellt werden wie die Geschichte des Friedhofs von 1945 bis in die Gegenwart.
Die Open-Air-Ausstellung soll darüber hinaus der zentrale Punkt eines Informationsnetzwerkes sein, das sich auf andere lokale und regionale Orte erstreckt, die im historischen Zusammenhang mit dem Waldfriedhof stehen. Zusätzlich soll ein umfassendes Informationsangebot zum Waldfriedhof im Internet bereitgestellt werden.
Die Gestaltung des Friedhofs soll im derzeitigen Zustand belassen werden, der das Ergebnis zahlreicher Um- und Neugestaltungen ist. Gerade diese Überlagerungen bieten nach Auffassung der Experten Chancen für das historisch-politische Lernen. Ergänzend zur Ausstellung soll auf dem Friedhof ein zurückhaltendes Informationssystem geschaffen werden, dass an wenigen ausgewählten Orten über die Entstehungsgeschichte des Waldfriedhofs informiert und einzelne Gestaltungselemente erläutert. Die Errichtung eines neuen zentralen Denkmals lehnt die Expertenkommission ab, da sie bezweifelt, dass ein solches Denkmal alle Aspekte des Waldfriedhofs, insbesondere die Vielfalt der hier bestatteten Toten, angemessen berücksichtigen kann. Die Expertenkommission rät daher, auf den Versuch einer neuen Gesamtdeutung des historischen Geschehens zu verzichten.
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