Ein Baudenkmal nahe dem Oderbruch wird zum Szenario des Kollektives Endmoräne: Das Gutshaus Heinersdorf, das seit einer Dekade leer steht, ist wie gemacht für den geschichtsträchtigen Verein. Von Künstlerinnen 1991 gegründet führt er verlassene Flächen und Gebäude im Speckgürtel Berlins vorübergehend einer kreativen Nutzung zu und fasziniert damit Kunstfans, Ausflügler und Anwohner.
Während der Fokus in den Vorjahren mehr auf gesellschaftlichen Fragen lag, gibt sich die aktuelle Ausstellung ein primär „künstlerisches“ Thema: Unter dem Titel LineaRES entstehen in der so genannten Sommerwerkstatt vor Ort zwei Wochen lang Arbeiten verschiedener Sparten, die sich mit dem Phänomen Zeichnung, der Königin der Genres, auseinandersetzen.
Als Sujet scheinbar traditionell, ist Zeichnung als Verfahren zeitlos, umfassend, interkulturell: Ihr Spektrum reicht von Handnotizen bis zur Computergrafik, vom achtlosen Gekritzel während Telefongesprächen über die funktionale Alltagsskizze bis hin zu Trickfilmen oder den Höhlenzeichnungen der Steinzeit. Die Zeichnung findet Anwendung beim Laien wie beim Profi. Als universelle Sprachform macht sie vielfältigen Austausch möglich. Verbunden werden nicht nur Punkte, sondern Standpunkte und Menschen.
Zur diesjährigen Runde wurden darum Kolleginnen aus Osteuropa eingeladen. In der Begegnung mit den Nachbarländern wird das Paradigma der Zeichnung ein Mittel der Verständigung, das nationale sowie künstlerische Grenzen sprengt. Die Linien mögen klar sein, die Übergänge fließen.
Auch ortsansässige Schüler sind ins Projekt 2012 miteinbezogen: Die Sommerwerkstatt gerät noch mehr als sonst zum offenen Work Space. Die Vorstellung und der Begriff von Zeichnung erweitern, potenzieren sich. Der Dialog erstreckt sich über Raum und Zeit bis hin zu den Besuchern.
Mitten in einem Brandenburger Dorf wächst schließlich eine punktuelle Plattform: Ein Ort der Kommunikation. Ein kultureller Treffpunkt. Eine prozessorientierte Ausstellung samt Filmprogramm, Vorträgen, Debatten.
Ab 18. August in und ums Gutshaus herum.
„LineaRES – VON PUNKT ZU PUNKT“:
Werkstatt 2012 - Arbeiten in situ: 6. August bis 17. August 2012
Ausstellungseröffnung: 18. August, 15 Uhr (geöffnet 13 – 18 Uhr)
Ausstellungsdauer: 18. August bis 2. September 2012, jeweils Sa + So, von 13 – 18 Uhr, mit Führungen
Mit Arbeiten von Susanne Ahner, Ka Bomhardt, Claudia Busching, Monika Funke Stern, Gisela Genthner, Masko Iso, Ingrid Kerma, Gunhild Kreuzer, Angela Lubic, Annette Munk, Dorothea Neumann, Elke Postler, Lea Rasovszky, Antje Scholz, Erika Stürmer-Alex, Kamilla Szij, Jolanta Wagner, Christiane Wartenberg, Tina Zimmermann
Filme der Ausstellung von Anna Anders, Monika Bartholomé, Matthias Beckmann, Edith Carron, Franek, Aline Helmcke, Hans Hemmert, Sonja Hinrichsen, Klaus Hoefs, Esther Horn, Bettina Kuntzsch, Antal Lux, Stefan Lux, Jörg Mandernach, Katharina Meldner, Bettina Munk, Numen, Ute Reeh, Nadine Rennert, Gabi Rets, Katrin Stroebel, Eva Taskovic, Anna Tretter, Katja Hoffmann Wildner
Vorträge: Sonntag, 19.8., 15 Uhr – Matthias Beckmann (Künstler) / Zuzanna Skiba (Künstlerin), Sonntag, 26. 8., 15 Uhr – Monika Brandmeier (Künstlerin) / Monika Bartholomé (Künstlerin), Sonntag, 2. 9., 15 Uhr – Aurelia Mandziuk (Künstlerin) / Jan- Phillip Frühsorge (Galerist) / Andreas Schmid (Künstler) – anschließendes Podiumsgespräch mit Dr. Dorothée Bauerle-Willert (Kunstwissenschaftlerin)
Die Ergebnisse der Workshops mit den Schülern der Dr.-Theodor-Neubauer-Schule, Heinersdorf fließen in die Ausstellung ein. Schirmherrin: Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst.
Die Ausstellung wird unterstützt durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur / Land Brandenburg, das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie / Land Brandenburg, die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, Institut für Auslandsbeziehungen e.V., die Stiftung der Sparkasse Märkisch-Oderland und die Gemeinde Steinhöfel
Teilen auf
Neuen Kommentar hinzufügen