Die Veranstaltung ist der erste Teil der dreiteiligen Reihe „Wider das Vergessen“ anlässlich des Gedenkjahres 2013.
Vor 80 Jahren wurde Hitler die Macht in Deutschland übergeben. Vor 80 Jahren brannten die Bücher der geistigen Elite Deutschlands. Vor 75 Jahren fanden in ganz Deutschland Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung statt. Der Ortsverein veranstaltet die Lesung zusammen mit dem Jugendparlament Nuthetal.
Es lesen: Juliane Ebersbach und Aline Hohenschon.
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Berlin 1941/42 – die Deportation der jüdischen Bevölkerung läuft auf Hochtouren
Die Berliner Jüdin Edith Marcuse, 49 Jahre alt, gezwungen, zusammen mit ihrer alten, herzkranken Mutter ihre Wohnung in der Bachstraße am Bahnhof Tiergarten zu verlassen, lebte zu dieser Zeit in einer kleinen Pension in Charlottenburg. Für ihren langjährigen Arbeitgeber, dem sie in großer Treue anhing, konnte sie nur noch heimlich zuhause arbeiten, da Juden die Arbeit verwehrt war.
Sie erlebt die Judenherabwürdigung und -verfolgung durch die Nationalsozialisten täglich und schrieb ihre Empfindungen und Erlebnisse auf. Abgedruckt fanden wir diese Dokumente in dem Buch „Mein Zwanzigstes Jahrhundert“ von Ludwig Marcuse, dem Bruder von Edith Marcuse. Es sind erschütternde Zeugnisse eines Lebens, das noch kurz vor Kriegsende 1945 in einem KZ vernichtet wurde. Ihre Mutter musste dieses Schicksal nicht teilen, sie starb 1942.
Marcuse schreibt zu diesen Aufzeichnungen:
„Man erkennt hier, wie die unscheinbaren Helden jener Zeit aussahen.“
Der Berliner jüdische Philosoph, Publizist, und Schriftsteller Ludwig Marcuse beschreibt in seinem Buch nach dem Zweiten Weltkrieg das geistige Leben nach dem Ersten Weltkrieg, den Untergang der Weimarer Republik, die Machtübergabe an die Nationalsozialisten und seine Erfahrungen im Exil. Er hatte als junger Mann 1933 seine Heimat Deutschland verlassen, da er früh erkannte, was da mit den Nationalsozialisten heraufzog.
Zuerst in Frankreich, später in den USA traf er auf Schriftstellerkollegen wie Heinrich und Thomas Mann, Franz Werfel, Bert Brecht, Ernst Toller, Lion Feuchtwanger, Joseph Roth u.a., deren Bücher zusammen mit seinen im Frühjahr 1933 in mehr als 46 deutschen Städten verbrannt worden waren. 1936 wurde Marcuse von den Deutschen ausgebürgert.
Erlass des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft 18.9.1942
„Juden erhalten ab 19.10.42 folgende Lebensmittel nicht mehr: Fleisch, Eier, Weizenerzeugnisse, Vollmilch, entr. Frischmilch, desgl. solche Lebensmittel, die auf örtliche Bezugsausweise oder durch Sonderaufruf abgegeben werden. Die Bestimmungen für Kranke, werdende und stillende Mütter gelten nicht für Juden. …… Kartenfreie Lebensmittel, die nur zeitweise und in beschränktem Umfang verteilt werden, wie z.B. Gemüse- und Heringssalat, dürfen an Juden nicht abgegeben werden ….
(Recherche H. Haenel, aus einem nicht veröffentlichen Manuskript)
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