Der Film erzählt die Haftgeschichte des gelernten Anlagenmonteurs Jan Roman Blasczok aus Kleinmachnow. Gerade 18 Jahre alt, stellt er im März 1988 einen Ausreiseantrag. Als dieser abgelehnt wird, macht er aus seiner Absicht keinen Hehl: "Ich will hier raus, egal wie, ich will hier nicht mehr leben!“ Der junge Mann denkt an Flucht und erkundet auf Spaziergängen die Grenzanlagen in und um seinen Heimatort. Am 31. Januar 1989 wird er festgenommen und im Potsdamer Stasi-Gefängnis inhaftiert. Wegen „Vorbereitung zur Republikflucht“ verurteilt ihn das Kreisgericht Potsdam-Land im April 1989 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, die er im Gefängnis Cottbus antreten muss. Am 17. Oktober 1989 wird der Häftling von der Bundesrepublik freigekauft und lässt sich in West-Berlin nieder.
Im Frühjahr 1990 kehrt Jan Roman Blasczok in das inzwischen von der Stasi geräumte Potsdamer Untersuchungsgefängnis zurück, das nun als „Haus der Demokratie“ öffentlich zugänglich ist. Als freier Mann besichtigt er seine Zelle und andere Räumlichkeiten des „Lindenhotels“ und hält diese Rückkehr mit Filmkamera und Tonbandgerät fest. Zwanzig Jahre später fügen Ute Wenzel-Spoo und André Wenzel diese Film- und Tonaufzeichnungen zusammen, ergänzt um heutige Ansichten und Interviews. Entstanden ist ein einzigartiges Filmdokument, das in berührender Weise eine individuelle Haftgeschichte vorstellt und damit exemplarisch an die Schicksale von mehr als 300 Menschen erinnert, die im letzten Jahr der DDR im Potsdamer Stasi-Gefängnis inhaftiert wurden.
Ute Wenzel-Spoo studierte an der Filmhochschule „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg Filmmontage und arbeitete anschließend als Cutterin im DEFA-Dokfilmstudio bis zu ihrer Ausreise aus der DDR im Jahr 1980. In der Bundesrepublik arbeitete sie freiberuflich für das ZDF und West-Berliner Filmstudios. Seit 1994 produziert sie als selbständige Filmemacherin Dokumentationen über außergewöhnliche Persönlichkeiten und Ereignisse, darunter Filme über Kunstausstellungen und Künstler.
André Wenzel, 1966 in Potsdam geboren, reiste 1984 in die Bundesrepublik aus, wo er eine filmtechnische Ausbildung absolvierte. Anschließend studierte er an der Kunstakademie in Münster Bildhauerei und Videokunst. Bereits als Student arbeitete er als Kameraassistent und Cutter für verschiedene Fernsehproduktionen in Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die Themen seiner künstlerischen Arbeiten im Bereich Videoinstallation sind Kommunikationsstrukturen. Seit 2006 ist André Wenzel als Kunstpädagoge in Baden-Württemberg tätig.
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