In sechs Veranstaltungen wird anhand selten zu sehender Dokumentarfilme von ehemaligen DEFA-Dokumentarfilmregisseuren ein breit gefächertes und differenziertes Bild der Nachwendezeit und ihrer Auswirkungen bis in die jüngste Vergangenheit gezeichnet. Es geht um Themen, die auch heute noch aktuell sind: Identitätsverlust, staatliche Überwachung und Gewalt, Abbau von Arbeitsplätzen im großen Maßstab und Flüchtlingselend.
Am Freitag, dem 17. April 2015 um 19:30 Uhr wird die Dokumentarfilmreihe 2015 mit dem Film "Verriegelte Zeit" von Sibylle Schönemann aus dem Jahr 1990 fortgesetzt. Voraussichtlich wird der Dokumentarfilmer Hannes Schönemann anwesend sein. Er ist der Ehemann der Regisseurin und war wie sie in der DDR politisch inhaftiert. Der Eintritt beträgt 5 Euro.
Die Regisseurin Sibylle Schönemann gehört zur letzten Regiegeneration der DEFA. Sie beginnt 1980 im Dokumentarfilmstudio zu arbeiten, hat aber kaum Gelegenheit, ihr Talent unter Beweis zu stellen. 1984 stellt sie einen Ausreiseantrag. Nach Verhaftung, Inhaftierung und Freikauf durch die Bundesrepublik lebt sie in Hamburg. 1990 macht sie sich auf die Suche und dokumentiert in VERRIEGELTE ZEIT die Ereignisse um ihre Ausweisung, dreht ein ergreifendes Werk über die alltägliche Angst in der DDR-Staatsmaschinerie.
Sie sucht Zeitzeugen auf, kehrt in ihre Zelle im Gefängnis zurück, schildert die Ereignisse ihrer Ausreise. Die Regisseurin sucht nach Antworten für ihre Inhaftierung, fragt, warum Menschen spionierten und Richter verurteilten. Der Film löst Betroffenheit aus. Als Lehrstück über die Fassetten menschlichen Versagens und Aufarbeitung jüngster deutscher Vergangenheit wird er mit dem Bundesfilmpreis, dem Filmband in Silber ausgezeichnet. Zudem nimmt die Regisseurin an zahlreichen Festivals teil und gewinnt Preise.
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