
Unzählbar viele Fotografien werden tagtäglich gemacht – nur wenige jedoch werden immer wieder reproduziert. Diese kanonischen Aufnahmen wie z. B. „Der Sprung in die Freiheit“ des DDR-Grenzpolizisten Conrad Schumann an der Bernauer Straße in Berlin oder der auf der 15. UNO-Vollversammlung 1960 mit seinem rechten Schuh drohend Nikita Chruschtschow sind im wahrsten Sinne des Wortes populär; sie stehen meist für eine mehrheitsfähige Interpretation der Vergangenheit und scheinen eine Geschichte zu erzählen.
Das Bildmotiv der feiernden Menschen am Brandenburger Tor im November 1989 steht für die erzwungene Öffnung der Mauer, für Freiheit und Einheit. Dies jedoch ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Im November 1989 wurde die Grenze an vielen Stellen geöffnet – nur nicht am Brandenburger Tor!
Dr. Christoph Hamann beschäftigt sich seit langer Zeit mit der Frage, wie Bilder aus der Vergangenheit unser Geschichtsbild prägen. Dazu gehört auch das Motiv der Mauerbesetzung am Brandenburger Tor in der Karikatur, der Malerei, der Grafik, des Comic und der Musik. Selten berichten diese die historische Wahrheit, transportieren aber andere Botschaften.
Referent:
Dr. Christoph Hamann, Historiker und Pädagoge, Landesinstitut für Schule und Medien
Teilen auf
Neuen Kommentar hinzufügen