
20 Jahre nach der friedlichen Revolution ist es amtlich: Ossis sind keine Ethnie. Das Stuttgarter Arbeitsgericht hatte festgestellt, dass sich Sprache, Tradition, Religion und Kleidung von Ostdeutschen nicht von denen anderer Deutscher unterscheiden. Dennoch werden sie oftmals als besondere Gruppierung mit für alle gleichen, wesenhaften Eigenschaften dargestellt: Sie seien „altmodisch, verklemmt, naiv, konfliktscheu, opportunistisch, larmoyant und immobil“; sie neigten zu rassistischen sowie fremdenfeindlichen Gewalttaten (Bittermann 1999) und hätten „kleinbürgerlich materialistische Wertvorstellungen“ (Geißler 1996, 86). Wegen ihrer Transformationserfahrung und besonderen Anpassungsfähigkeit gelten sie manchmal auch als „Avantgarde“ (Engler 2002).
Auf Grundlage des neu erschienenen Buches "Der 'Ossi': Mikropolitische Studien über einen symbolischen Ausländer" werden in der Veranstaltung diese Zuschreibungen analysiert und ihre Funktionen erläutert, die sie in der Öffentlichkeit erfüllen sollen.
Der Rotkäppchensalon ist eine Diskussions- und Veranstaltungsreihe zum Thema „Ostdeutschland“. Im Frühjahr 2012 von zwei jungen Wissenschaftlerinnen am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin ins Leben gerufen, werden in dieser Reihe progressive (Forschungs-)Projekte, die ein neues Licht auf die Thematik werfen, vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Nun haben wir den Rotkäppchensalon auch nach Potsdam eingeladen.
Gast:
- Prof. Rebecca Pates, Politikwissenschaftlerin an der Universität Leipzig
Moderation:
- Sandra Matthäus und Daniel Kubiak, Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
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