In der Tschechoslowakei setzte nach Stalins Tod eine Liberalisierung ein, die vor allem von einer literarischen, künstlerischen und intellektuellen Reformbewegung getragen wurde. Sie strahlte seit Beginn der 1960er Jahre auch auf das streng planwirtschaftliche und politische System aus. Diese „Tauwetter“-Periode demokratisierte Staat und Gesellschaft der ČSSR so stark, dass 1968 der Parteichef Antonín Novotný durch Alexander Dubček abgelöst wurde und dieser die Idee eines „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ praktisch umzusetzte. Am 20. August 1968 marschierten Soldaten des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei ein und beendeten mit Gewalt den Reformprozess. Während der folgenden „Normalisierung“ wurden umfangreiche Säuberungen innerhalb der Kommunistischen Partei durchgeführt, viele mit Berufsverbot belegt, verfolgt beziehungsweise sozial deklassiert und zum inneren Rückzug oder zur Auswanderung gezwungen. Trotz Unterdrückung wirkte der „Prager Frühling“ weiter, unter anderem in der „Charta 77“ und am Ende der 1980er Jahre im „Bürgerforum“. Dieser Umbruchszeit mit seinen Auswirkungen auf die weitere tschechische Geschichte wird sich angesichts der 35. Wiederkehr des „Prager Frühlings“ in der Podiumsdiskussion mit den Publizisten Doris Liebermann, Hans-Jürgen Rosenbauer und Jaroslav Šonka sowie dem Politologen Michael Reiman erinnert.
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